Dieses ist mein 2. PB-50, den ersten in 3 Tone sunburst habe ich gepimpt (siehe hierzu auch Bewertung und review).
Nun zu diesem Modell.
Der Bass kan wie immer 2 Tage nach Bestellung gut verpackt und wohlbehalten bei mir an. Bei der ersten Sichtkontrolle konnte ich keine Makel erkennen. Lackierung sauber, keine Einschlüsse, Hals seidig matt, lasiert, Bünde sauber geschliffen, keine kratzigen Stellen seitlich. Erster Eindruck: Top! Das habe ich bei wesentlich teureren Instrumenten schon wesentlich schlechter gesehen.
Erstes anspielen: Kurz gestimmt und dann trocken angespielt. Oktavreinheit gut eingestellt. Saitenlage brauchbar, Hals leicht konvex eingestellt. Brücke gerade montiert, Saiten laufen gut über die Polepieces, Sattel nicht tief genug gekerbt. Alles im allen: brauchbares setup, der Bass ist definitiv durch die Qualitätskontrolle gegangen. Auch durch Etikett belegt.
Kabel eingestöpselt (Roland Cube 100 Bass) und beide Potis aufgedreht. Sound sehr höhenbetont, Tiefbass wenig vorhanden, Tiefmitten reichlich, sound nicht sehr ausgewogen. An den Werkssaiten kanns nicht liegen. Daddarios sind gut, habe ich auf fast allen meinen Bässen. Sicher wurden dem Instrument Flats soundmäßig besser stehen , als die Roundwounds. Höhenblende halb zugedreht....aha schon besser....dreiviertel zugedreht... die Sonne geht auf. Auf einmal klingt der Bass viel ausgewogener und erwachsener. Mit dem Sound kann man schon etwas anfanggen. Auch mit zugedrehter Tonblende kommt ein brauchbarer Vintageton zustande.
Bespielbarkeit:
Der Hals ist das Sahnestück des Instrumentes, Sauber verarbeitet, liegt super in der Hand (Neck 42mm), sehr handschmeichlerisch.. Nicht zu breit nicht zu schmal, Bünde sauber abgerichtet und seitlich gut geschliffen. Ich konnte keine deadpoints entdecken. Ob die in China, die Hälse plecken?
Die Saitenlage ist für meine Begriffe zu hoch, aber noch akzeptabel. Schwachpunkt ist sicherlich der nicht tief genug gekerbte Kunststoffsattel.
Im großen und ganzen gut bespielbar, mit Luft nach oben.
die Brücke ist einfach aber funktionell, ebenso die Stimmmechaniken, sie tun ihren Dienst, sind aber nicht so stimmstabil wie Qualitätsmechaniken. Irgendwo muss der Preis ja herkommen.
Ich hänge den Bass erstmal so wie ich ihn aus der Verpackung geholt habe hin und werde mir in meinem 2 wöchigen Urlaub überlegen, ob ich ihn behalte.
Eigentlich hatte ich mir im Urlaub überlegt den Bass zurückgehen zu lassen, da ich ja schon eine PB-50 habe und dieses Modell mich nicht so überzeugt hat wie der andere PB-50.
Aber ich habe die 30 Tage Frist verpasst. Also was mache ich mit dem Teil?
Als erstes den Hals demontiert. Passung super genau verarbeitet.
Mechaniken entfernt und Form der Kopfplatte an die Telecasterform angepasst (genug Futter vorhanden). dann habe ich mir überlegt, den Hals etwas zu flammen um ihm das "Neue" zu nehmen. Gesagt getan. Mit der Heißluftpistole die Holzoberfläche bearbeitet und ein wenig geröstet. Vorsicht dabei, das die Inlays nicht schmelzen, der Kunststoffsattel hat das leider nicht überlebt. Ein Grund mehr ihn gegen einen Knochensattel auszutauschen. Also neuen Sattel aus Rohling gefeilt und erstmal grob nach Vorlage des alten Sattels angepasst.
Mechaniken wieder montiert, Hals angeschraubt und Saiten aufgezogen und gestimmt. Halsstab leicht nachgezogen um den Hals gerade zu stellen. Saiten an der Brücke runtergestellt und dann Schritt für Schritt wieder nach oben bis nichts mehr schnarrt. Problem die Einstellmöglichkeiten der Brückenreiter reichen nicht aus. Also Halsneigung verändern. Saiten und Hals demontiert, einen dünnen Funierstreifen in die Halstasche gelegt, Hals montiert, Saiten aufgezogen. Schon besser! Jetzt Schritt für Schritt das setup gemacht. Noch nicht perfekt aber schon besser als vorher. Da geht noch mehr. Die Sattelkerben jetzt schrittweise und Saite für Saite angepaßt, soweit das die gedrückt Saite im dritten Bund so tiefliegt, dass ca. noch 1 bis 2 zehntel Millimeter bis zur Auflage auf dem ersten Bund vorhanden sind. Brücke nochmals nachjustiert. Saitenlage top! Bespielbarkeit top! Nicht wesentlich schlechter als auf meinem 20mal so teuren Sandberg.
Jetzt das Ganze nochmal an nem Verstärker testen. Auch der Sound hat deutlich durch den Knochensattel und das setup gewonnen. Sound ist seidiger und weicher geworden, nicht mehr so harsch. Der Rosswell pickup klingt richtig gut und hat einen mächtigen Output, ich habe ihn etwas runter schrauben müssen, weil er mir zu laut war, auch diese Maßnahme hat nochmals etwas mehr Ausgewogenheit und Wärme in den Sound gebracht. Diese ganzen Arbeiten haben sich schrittweise über ca. eine Woche hingezogen. Vor allem das Anpassen des Sattels und das Optimieren der Saitenlage waren ein geduldsspiel und zeitaufwändig, was sich aber letzendlich gelohnt hat.
Fazit:
Nach den Arbeiten am setup spielt der Bass soundmäßig auf jeden Fall in der Mittelklasse, m. M. n. besser als der Squier Telecaster Bass, wie weit vom Original entfernt, kann ich nicht sagen. Von der Bespielbarkeit ist er jetzt sogar besser als so mancher original Fender, schon gar den original historischen Modellen.
Für den handwerklich Begabten, der keine Angst vor den beschrieben Arbeiten hat, eine absolut lohnenswerte Investition, vorausgesetzt man mag das spartanische.
Für den Anfänger im Werkssetup m.M.n. nur bedingt geeignet, weil sowohl Sound als auch Bespiebarkeit nicht unbedingt dazu anregen, sich ernsthaft mit dem Bassspiel zu beschäftigen. Wenn jemand da ist, der das Instrument ein wenig besser einstellen kann und auch vielleicht die eine oder andere Verbesserung vornehmen kann, aber auch hier eine Kaufempfehlung.
Wenn man das knowhow und die handwerklichen Fähigkeiten und Möglichkeiten besitzt, oder den PB-50 als Basis für einen Umbau verwenden will, kann ich das Instrument uneingeschränkt empfehlen.