Ich habe mir die HB RB-600-CS bestellt, weil sie einer Rickenbacker nachempfunden ist, weil sie sehr schön aussieht und unter HBs Hollowbody Modellen hervorsticht, und weil sie außerdem einen abschraubbaren Pickguard hat, der Modifikationen einfach macht.
Die Gitarre ist HB-typisch sehr günstig, aber sie wirkt bei weitem nicht billig. Ein schönes Binding, wunderschöne Abstimmung zwischen Holz und farbig-durchscheinendem Lack, die Gitarre ist einfach ein Augenschmaus! Und sie spielt sich auch gut - nicht außergewöhnlich gut, aber doch definitiv im akzeptablen Bereich.
Ich hab sie dann doch zurückgeschickt. Warum? Wegen der Tonabnehmer. Anders als viele HBs verbaut die RB-600-CS Pickups von Artec. Während Roswell-Pickups typischerweise so gut sind, dass ich sie einfach behalte, sind die Artec-Tonabnehmer... enttäuschend. Als Mini-Humbucker sollten sie einen Sound ähnlich wie FilterTrons haben - aber mit etwas mehr Mitten und Bass. Was sie stattdessen sind, ist vergleichsweise dumpf und komplett basslastig. Kein Glanz auf den oberen Saiten, außer man schlägt die Saiten ziemlich hart an. D.h., in diese Gitarre gehören definitiv andere Tonabnehmer...
Wie andere Rezensenten bereits erwähnt haben, ist das keine Gitarre für verzerrte Sounds. Crunch und leichter Overdrive, die auf den meisten Gitarren und Pickups einen guten Sound produzieren, klingen hier kaum interessant. Was aber komisch ist, dass die Gitarre clean auch nicht gerade ein Highlight ist - dreht man das Volume voll auf, kommt sie bei einem cleanen Ton schnell in den Crunch, was eigentlich komisch und widersprüchlich ist. Dreht man die Lautstärke runter, klingt die Gitarre nach echtem Mittelmaß. Ich würde sie so nicht für cleanen Ton kaufen.
Das man an den Saiten liegen, aber andere HB Gitarren (die TE90-FLT Tele-Modelle, sowie die HB TV-Yellow SC-Special) klingen schon mit Werksaiten gut. Viel eher, denke ich, liegt das gerade am Halstonabnehmer. Der klingt nicht, und auch Hochschrauben rettet ihn nicht. Im Gegensatz dazu klingt der Bridge-Tonabnehmer relativ gut - was daran liegen mag, dass beide Tonabnehmer viel Mitten und Bässe haben. Die Gitarre klingt daher am Hals dumpf und clean uninteressant, an der Bridge hat sie dagegen einen etwas reichhaltigeren Sound als die meisten E-Gitarren, die dort oft sehr dünn sind. Ein sehr gemischtes Bild.
Wer andere Tonabnehmer einbauen will, hat Glück. In die Mounting Rings müssten eigentlich alle gängigen Humbucker passen. Und die Elektronik der Gitarre sitzt laut Thomann-Support hinten auf dem Pickguard, den man einfach abschrauben kann. Leichter geht das Modding auf keiner Hollowbody, bei anderen Modellen muss man oft mit Haken und Durchfädeln arbeiten, hier hat man beinahe vollen Zugriff in den Innenraum.
Leider schließt der Mounting Ring am Hals genau mit dem Griffbrett ab, so dass man hier keinen breiteren Englisch Mount für FilterTrons verschrauben kann. Schade. Die hätten dieser Gitarre sicher gutgetan.
So habe ich mich dann zum Zurücksenden entschieden. Aber die Geschmäcker sind verschieden, und dieses schöne Modell mag sicherlich den einen oder anderen ansprechen. Darauf Beatles zu spielen macht definitiv Laune.