Dass die „Plus“ ein erstaunliches Preis-Leistungs-Verhältnis hat, weiß man spätestens, wenn man bei EMG nachschaut, was die verbauten PUs alleine kosten. Nämlich 199 Dollar. Da handelt es sich um hochwertige und -preisige Marken-Hardware, die normalerweise ab Werk erst in Gitarren weit jenseits der 1000 Euro-Marke zu finden wäre. Klar geht die im Großhandel günstiger raus, aber trotzdem – man darf sich schon fragen, welche Art von Gitarre man zu diesen Pickups dazubekommt. Hat die Firma HB bei allen anderen Bauteilen gespart, um sich die EMGs „leisten“ zu können? Die Antwort: hat sie nicht, im Gegenteil. Ich habe irgendwo gelesen, dass diese Version der SC-550 nicht wie die „normale“ Serie in Vietnam gebaut wird, sondern bei Cort in Indonesien, die bei eigenen und lizenzgefertigten Gitarren einen sehr guten Ruf haben, was die Fertigungsqualität angeht. Das Resultat ist eine makellose Gitarre, die mit perfekter Saitenlage aus der Box kommt und an der alles solide ist. Der Hals mit seinem supersmoothen Binding und geschliffenen Bundstäbchen geht wirklich nicht viel besser.
Aber wie klingt sie? Super, aber nicht wie eine Les Paul. Das hat mich wirklich überrascht. Ich habe sie 1zu1 mit meiner Gibson LP Tribute verglichen, die die klassischen Gibson 490 Pickups hat, und der Unterschied ist immens. Die SC-550 ist aus anderen Hölzern gefertigt als eine LP, und zusammen mit den EMG-Pickups ergibt das einen viel heißeren und höhenreicheren Klang. Auch das Spielgefühl ist ein bisschen anders dank dem abgeflachten Hals-Korpus-Übergang und dem viel helleren Griffbrett; nur das Halsprofil kommt dem „Slim Taper“ meiner Tribute nahe. Die HB sieht sehr klassisch aus, nach R&B und klassischem Rock, aber die richtige Musik für diese Gitarre ist härteres. Wer näher an die klassische Paula will, kann mit dem Tone-Regler Höhen und mit dem Volume Dampf rausnehmen, was bei aktiven Pickups wie diesen gut funktioniert. Aber die SC-550 Plus sollte man sich meiner Meinung nach nicht anstelle, sondern zusätzlich zu einer LP kaufen, oder wenn man Hardrock/ Metal spielen will, aber keine Lust auf die aggressive Optik der Metaläxte hat. Also Wolf im Schafspelz, sozusagen.
Eine Downside gibt es allerdings, und die ist vielleicht spielentscheidend. Der Aktivhumbucker braucht Batterie und muss die ganze Zeit an sein, denn ohne Saft gibt die Gitarre nur ein dünnes Signal ab. Ich hab im Laufe der Zeit tatsächlich meine aktiven Instrumente wieder verkauft, denn auf der Bühne stehen und auf einmal keinen Strom mehr haben ist kein schönes Gefühl, und für alle Fälle immer einen 9V-Block dabei haben zu müssen, ist eine Komplikation, die man eigentlich nicht braucht. Kommt hinzu, dass man für einen „heißen PAF Sound“ nicht notwendig eine Aktivschaltung braucht. Wenn es also eine Version der „Plus“ mit hochwertigen passiven Humbuckern gäbe, wäre das für mich das Meisterstück.