Ich löte normalerweise bei jeder Umstellung auf dem Pedalbrett die benötigten Patchkabel passgenau selbst. Bei zwei Reihen an Effekten und Switchern/Loopern nervt es mich, wenn die bisherigen Kabel in einer neuen Pedalkonfiguration hier und da 3 cm zu lang sind oder man ein Kabel verdrehen müsste, damit nun ein Winkelstecker in die andere Richtung zeigt etc. pp..
Meine jüngste Idee war es, grüne und rote Kabelmeterware zu kaufen und diese mit den Steckern des HB Solderfree Sets zu kombinieren. So wäre eine optisch fantastisch übersichtliche Farbkodierung passend zu den roten und grünen Potis der Kanäle meiner Looper/Line Selector Pedale möglich gewesen.
Achja, der Hauptgrund war eigentlich, dass wenn man an einem Looper/Mixer/Switcher Pedal drei Buchsen pro Seite mit Winkelklinken belegen muss, es sehr schwierig wird, passende Stecker zu finden, die klein genug sind und nicht teilweise nach oben zeigen.
Während ich die Produktseite ein achtes Mal studierte, bemerkte ich das Support-Chatfenster im unteren Bildrand und fragte einfach mal nach, ob jedes Instrumentenkabel kompatibel sei. "Ja, das Set sei schließlich für solches Kabel gemacht", lautete die Antwort. Ob denn die Schraube der Stecker nicht eigentlich das PVC durchbohren müsse, um dann zwingend Kontakt mit dem Erdungsschirm herzustellen, weswegen der Aufbau des Kabels im Set ggf. ein anderer sei, als bei normalem Kabel, wollte ich wissen. Nein, so etwas ginge ja gar nicht, dass die Schraube maßgenau den Schirm treffen würde.
Desillusioniert bestellte ich ein Set zum Testen, denn ich hatte nun keine Ahnung mehr, wie das überhaupt funktionieren sollte...
Also: Das mitgelieferte Kabel ist nur ca. 4mm dünn. Es sieht im Querschnitt völlig anders aus, als herkömmliches Kabel, da die Schraube am Stecker schon sehr "früh" im PVC-Mantel den Erdungsschirm treffen muss, sonst wäre der Sleeve der Stecker nämlich nicht geerdet. Herkömmliches Instrumentenkabel passt vom Durchmesser und Aufbau her unter keinen Umständen in die winzigen Stecker des Sets!
Wütend aber glücklich, dass ich es doch alles richtig verstanden hatte, freundete ich mich damit an, nur das mitgelieferte Kabel verwenden zu können. Dieses ist weit mehr als ausreichend lang, sehr starr und kommt ordentlich verdreht und sogar mit einem lockeren Seemansknoten beim Kunden an. Was soll so etwas? Einfach zusammenlegen und in die Tüte stecken... Warum verknoten?
Der mitgelieferte Kabelschneider schneidet allenfalls den Mantel und den Schirm, aber nie den Innenleiter. Der Schneider ist also eher zum Abisolieren gedacht. Wenn man den Mantel hiermit rundherum einritzt, und dann mit einem scharfen Seitenschneider das Innenleben des Kabels durchtrennt, hat man keinerlei Quetschverformungen am Kabelende, was sehr wichtig ist. Das Werkzeug ist also immerhin halb-hilfreich.
Sauberes Kabelende bis zum Anschlag in den Stecker, Schraube kräftig bis zum Anschlag eingedreht. Gleiches für alle vorher ausgemessenen Testkabel wiederholt und... Jawoll! Jedes Kabel funktionierte auf Anhieb. Ich habe keinen Kabeltester, aber ein digitales Voltmeter/Durchgangsprüfer und der zeigte nur schöne Dinge an. Am Verstärker höre ich keinen Unterschied zu meinen vorherigen Kabeln.
Man sollte sehr kurze Kabelwege (zum Beispiel gerade Direktverbindungen von 2 cm zwischen zwei Pedalen mit versetzt liegenden Buchsen) tunlichst vermeiden. Das dünne, starre Kabel des Sets wird auf Spannung knochenhart. Rutscht der Fuß von der Tretmine, geht die Verbindung sicherlich flöten. Daher sollte man auch für kürzeste Wege immer eine kleine Schlaufe einplanen.
Die Stecker sind übrigens die schmalsten Winkelstecker, welche ich bisher gesehen habe und sie sind perfekt dafür geeignet, mehrere dicht beieinanderliegende Buchsen zu belegen, ohne dass es irgendwo hakt. Hierfür ein dickes Plus.
Für kleine Bretter, die mit wenigen Kabeln auskommen, würde ich das Set benutzen und weiterempfehlen. Die übrigen Kabelmeter lassen dann einige Neukonfektionierungen zu, falls man nach und nach Pedale ersetzt. Wenn man herstellerseitig das Schneidewerkzeug optimiert und das Kabel nicht mehr knickt und knotet, sind 5 Sterne drin. Einfacher zu verarbeiten geht es wirklich nicht mehr.
Der deutliche Nachteil für Inhaber größerer oder mehrerer Effektgaleeren steckt bereits im Namen des Sets: Set. Weder das Kabel noch die Stecker kann man meines Wissens nach (stand heute) nachbestellen. Wer also das 21. Kabel einheitlich verbauen möchte, muss ein fünftes Set kaufen. Jedoch nur wegen der Stecker, denn übrige Kabelmeter sollten nun mindestens noch zu siebt in der Ecke liegen.
Naja okay, ich sehe an der Stelle auch ein, dass jemand der gerade eben fünf Sets benötigt und dann halt einige Stecker in Reserve hat, immernoch alles richtig gemacht hat, sofern er/sie nicht löten möchte...