Ich habe mittlerweile schon einige Gitarren:
HARLEY BENTON CST-24T
HARLEY BENTON RESOKING
HARLEY BENTON BM-75
BRIAN MAY RED SPECIAL (leider nicht von Thomann)
HARLEY BENTON ST-BAUSATZ (der wegen meiner hohen Ansprüche immer noch nicht fertig ist)
Und jetzt diese hier.
Der Kaufgrund ist der, daß ich den Bausatz nicht mehr gewissenhaft bewerten kann, da ich mittlerweile schon soviel verändert habe ( zb. Nullbund, fest eingeleimter Hals, Korpus auf E gestimmt u. ergonomisch angepasst, serielle zusätzliche Schaltungen mit freier Pickupwahl usw.) und in der Bewertung für den Bausatz (der übrigens nur 10,--€ weniger kostet) schon angekündigt habe, mir das gleiche nochmal unverändert zuzulegen.
Sie kam heute an:
Ausgepackt, beäugt, nach Fehlern gesucht und auch welche gefunden:
Bünde nicht (keine Verletzungsgefahr) hundertprozentig gratfrei and den Flanken, ziemlich hohe Saitenlage, Griffbrett schreit förmlich nach Öl und ein allerkleinster Lackfehler den man aber suchen muß um ihn überhaupt zu finden.
Alles gut, sie ist einfach wunderschön (meine Frau war von der Optik sofort begeistert) und fühlt sich gut an.
Also gestimmt und so wie sie war an den Amp.
Siehe da, sie gibt sogar Töne von sich, die schon mal nach Gitarre klingen, die Potis sprechen ausgezeichnet sauber und gut dosierbar an, die Halskrümmung passt sehr gut, die Saiten klangen jedoch eher nach Bindedraht.
Und dann kam das was ich schon fast erwartet habe, beim ersten Bending riß die hohe E-Saite am Steg und flog davon. Die serienmäßigen Saiten sind eher (was ich aber auch erwartet habe) nur eine Transportsicherung für den Hals.
Also los:
Bünde entgratet und poliert, Griffbrett geölt, 09/42 Daddario aufgezogen, Saitenlage (niedrige zu hohe E-Saite = 1,8 zu 1,3 mm) und Oktavreinheit eingestellt und ran an den Miniamp für die Kopfhörer, erst an den Classic Rock von HB, dann an den Lead von VOX, ein wenig an den Rädchen gedreht und es gab Herrliches auf die Ohren, man kann ihr richtig tolle Sounds entlocken mit denen sie sich vor niemandem verstecken muß.
Dann machte es pling und die nächste hohe E-Saite flog, ich hatte sie beim Spannen beschädigt in dem ich sie versehentlich über die Inbusschraube des Saitenreiters geknickt habe. Habe dann in meine May-Kiste gegriffen und 09/42 Optima Gold Strings aufgezogen und wieder an die Kopfhörer, das hat so reingehauen, daß ich dann damit an meinen Fender Champion 100 ging. Was da nach ein paar Einstellungen möglich war, hätte ich nie für möglich gehalten, es hat mir und meiner Frau (die wegen des Preises sehr skeptisch war) ein Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Fazit:
79,00€, ein Satz wertige Saiten, 3,5 Stunden liebevolle Feinarbeit (die mir dann auch noch Spaß macht) und ein bisschen Feingefühl habe ich investiert und dafür eine vollwertige Gitarre bekommen, die mir auch noch lange Freude bereiten wird.
Sie bleibt (bis auf ein paar Lockmechaniken von HB, weil ich da mittlerweile sehr verwöhnt bin) unverändert.
Die Vorfreude auf die Fertigstellung meines zu Anfang erwähnten modellgleichen Bausatzes ist jetzt natürlich dramatisch gestiegen und der Ehrgeiz erst recht.
Sie ist bei richtiger Behandlung und Anwendung weitaus mehr als nur eine Anfängergitarre.
Ich kann sie Anfängern nur wärmstens ans Herz legen, sie können gerade beim Eistellen und Vorbereiten sehr viel über Gitarren lernen.
Keine meiner oben genannten Gitarren war perfekt, ich mußte bei jeder von ihnen Feinarbeit leisten um ein mängelfreies Ergebnis zu erzielen.
Einer meiner Vorredner (gleiches Modell, andere Farbe) hat sich ja angeblich die Hände (also nicht nur eine Hand, er wechselt wohl manchmal von links nach rechts) beim Spielen aufgerissen. Nicht auszudenken, was ihm widerfährt, wenn er in eine Besteckschublade fast oder versucht mit der Gabel zu essen, hoffentlich ist er Nichtraucher damit er sich nicht versehentlich in Brand setzt.
Sorry, konnte ich mir nicht verkneifen 😂.
Vielleicht (aber nur vielleicht) schenke ich sie mal einem liebenswerten Anfänger, wenn mein Bausatz fertig ist, oder ich behalte sie als tauglichen, positiven Kontrast.
In diesem Sinne. . . . . . . . . . . . Hans-Jürgen Leu
Nachtrag 15.01.2020
Kleiner Tipp:
Orange Cap 47nf einlöten, hört sich eher an als hätte man die Pickups gegen wertigere getauscht. Die insgesamt 5€ sind gut angelegt!
Letzter Nachtrag :
Habe noch einen Kippschalter für den Stegpickup eingebaut, damit ich sie alle drei parallel schalten kann, bzw Hals und Steg zusammen.
Das bezeichne ich aber nicht als Veränderung, sondern eher als nützliche Erweiterung.
Mit den vorher benannten Arbeiten ist es definitiv eine vollwertige Gitarre, die sich vor niemandem verstecken muß.
Ihr könnt auch tausende Euro ausgeben und werdet immer erst mal Eure persönlichen Einstellungen vornehmen müssen, damit es passt.
Zu den serienmäßigen Saiten :
Kauft Euch mal ein billiges neues Auto, da sind auch nur die billigsten Reifen drauf.
Packt Ihr ein paar hochwertige drauf, habt Ihr auf einmal völlig andere und bessere Fahreigenschaften.
So verhält es sich auch mit (egal in welcher Preisklasse) mit Gitarren und anderen Sachen die von ihrer Umfeldperipherie abhängig sind.
Ich werde sie definitiv behalten und auch jedem weiterempfehlen.
Wenn ich mit all meinen anderen geübt habe, nehme ich sie zum Schluß noch mal ran, weil sie einfach unkompliziert ehrlich ist und auch noch richtig gut klingt.
Das wars weil ich nichts mehr ändern werde.
In diesem Sinne Jürgen