Der Sommer steht vor der Tür. Ich habe einen Camper gebucht und in der Harley Benton den passenden Begleiter gefunden.
Die Anforderungen waren: Eine gut spielbare Akustik, die nicht viel Platz wegnimmt und robust genug ist, die Temperaturen, die tagsüber im Auto so herrschen, wegzustecken. Massive Hölzer und ein studiotauglicher Sound waren eher nicht meine Priorität. Zu teuer sollte sie natürlich auch nicht sein, falls jemand auf die Idee kommen sollte, das Auto mal aufzuknacken.
Nach einem intensiven Wochenende kann ich nun ein erstes Fazit ziehen:
Die Gitarre hat meine Erwartungen in allen Belangen deutlich übertroffen. Aber der Reihe nach.
Schon beim Auspacken hatte ich ein deutliches Grinsen im Gesicht. Die Optik trifft voll meinen Geschmack. Die Suche nach Verarbeitungsmängeln verlief ergebnislos. Klar, High-End ist das nicht, aber für das Geld? Sensationell!
Der Hals sitzt bombenfest in einer absolut perfekt dimensionierten Tasche.
Der seidenmatte Lack auf dem Hals fühlt sich sehr gut an und steht einer Fender Player in nichts nach. Die Bünde sitzen in gefrästen Slots, die Griffbrettkanten sind nicht durchsägt. Das war bis vor ein paar Jahren ein absolutes Premium-Feature. Die Abrichtung der Bünde ist ordentlich. Die Ecken sind etwas roh, aber mit ein wenig Nachbearbeitung mit der entsprechend Feile ist das Problem im Nu erledigt.
Wo wir auch schon beim (für mich) wichtigstem Punkt sind: Der Bespielbarkeit.
Ich spiele sonst überwiegend elektrisch, und die Umstellung auf diese Gitarre ist wirklich einfach. Das Profil ist etwas kräftiger als das F-typische "Modern C". Rund und voll, aber kein Baseballschläger. Am ehesten kommt es an meine Paula mit 59er Profil.
Von Werk aus war die Halskrümmung etwas zu stark, aber mit dem mitgelieferten Inbus und dem sahnig weich laufenden Halsstab habe ich ca. 2,8mm Saitenlage im 12. Bund schnarrfrei einstellen können. Die Setup-Probleme, die ein anderer Rezensent hatte, kann ich nicht bestätigen.
Die Mechaniken passen optisch sehr gut, allerdings machen die Vintage-Knöpfe das Stimmen ein wenig schwergängig. Bei 12er Saiten wirken eben andere Kräfte, und ein wenig mehr Hebel macht es einfacher. Dennoch lässt sich die Gitarre ordentlich stimmen und hält die Stimmung auch perfekt.
Auf der Couch sitzend schmiegt sich der Korpus regelrecht an. Bequemer geht es kaum. Nur der Gurtpin am Halsansatz ist keine wirklich gute Lösung. Die Balance stimmt nicht, abgesehn davon, dass die obersten Bünde im Stehen dann kaum erreichbar sind. Ich schreib das nur, weil ich ja irgendwas finden muss, das ich kritisieren kann.
Der Sound war für mich beim Kauf eher ein Nebenkriterium, da ich die Gitarre eigentlich nur zum Üben nehmen wollte. Aber auch hier hat es die HB geschafft, mich zu begeistern.
Akustisch gespielt klingt es natürlich nicht nach Grand Auditorium, aber auch der mittige Klang hat seine Vorzüge. Fingerpicking und Jazz-Voicings sind extrem durchsetzungsfähig und lauter, als man angesichts des kleinen Korpus erwarten würde. Beim Solo kann man sich problemlos gegen eine geschlagene Dreadnaught behaupten.
Kommt der Pickup ins Spiel, kann man auch Klänge erzeugen, die in Richtung einer "echten" Akustik gehen. Auch hier gilt: Kein High-End, aber deutlich besser, als man für den Preis erwarten dürfte. Die Potis sind etwas wackelig und haben leider keine Mittelrastung, aber was will ich eigentlich noch alles für 150€?
Fazit:
Die Gitarre macht verboten viel Spass. Eigentlich habe ich nur eine Übungsgitarre für unterwegs gesucht, bekommen habe ich viel, viel mehr.
Sound mit Charakter, tolles Design und erstklassige Bespielbarkeit.
Werde ich mich mit der Gitarre auf eine Bühne stellen? Definitiv!
Dabei werde ich das Harley-Benton Logo Stolz zur Schau stellen, den ich bin jetzt ein Fanboy!