Nach gut einem Monat mit der TE-62CC zu Hause (seit 10/2022 ist sie da), kann ich, denke ich, eine Meinung abgeben. Zu meiner Wenigkeit, damit ihr meine Bewertung etwas einordnen könnt: Ich spiele seit Anfang der 90er mehr oder minder regelmäßig Gitarre. Bin kein Sammler von high-end Gitarren. Bei mir stehen eher Gitarren im mittleren Preissegment, Arbeitsgeräte halt die sich ihre Dings und Dongs verdienen.
Eine Gitarre wie die hier für 150 EUR habe ich nie gekauft, war mir immer zu „billig“. Also im Sinne, „wer billig kauft, kauft zweimal“, war es ein no go für mich. Aber nach so vielen positiven Tests im Internet dachte ich mir; „OK gib dem Teil mal eine Chance, Thomann kann ja nicht alle da draußen geschmiert haben“.
Also bestellt .Ein bisschen Geduld war angesagt denn scheinbar wollten viele die TE-62CC. (Stand heute 11/2021 wohl immer noch, wenn ich mir so die Lieferzeit ansehe).
Die TE kam wie immer vorbildlich bei Thomann, ohne Plastik und Füllchips, perfekt verpackt bei mir an. Neben der Gitarre finden sich im Paket noch zwei Innensechskantschlüssel (1x für den Dual Action Trussrod und 1x für die Brückenreiter) sowie ein Instrumentenkabel. Dieses Kabel kann wirklich nur Bestandteil der Lieferung sein, als das man wohl vor allem Anfänger mit dem Angebot ansprechen möchte. Das Kabel-Ding kann man umgehend dem Elektroschrott anvertrauen, oder noch besser um Ressourcen zu sparen, liebe Thomänner nehmt dieses „Goodie“ bitte aus der Lieferung raus. Des Weiteren ist die TE schon mit 10er Saiten bestückt, es werden wohl Daddario sein wie angepriesen. Hier kommen wir leider zu einem kleinen Kritikpunkt. Die hohe E Saite wahr schon beim Rausnehmen der TE in drei Teile zerfallen und die G und H Saite verabschiedeten sich auf Grund von starker Korrosion bei einem Stimmversuch ebenfalls. Hier sollte Thomann in Treppendorf evtl. die Lieferungen aus Fernost doch noch mal überprüfen. Aus der Sicht eines Anfängers, der erstmal ein nicht funktionstüchtiges Instrument vor sich hat, könnte das sehr enttäuschend sein. (Mir wars wurscht, hab ja Saiten-Ersatz im Haus)
Nun aber zur TE-62CC. Optik: die Farbe der Gitarre, also hier Seafoam Green, entspricht so ziemlich der auf der Produktseite. Also genau die, sorry, geile Farbe die ich wollte. Keine Lacknasen, -abplatzer oder auch Kratzer irgendwo auf dem Body. Der roasted… sorry karamellisierten Ahorn Hals sieht einfach nur fantastisch aus und ebenfalls Makellos. Die Kluson Style Mechaniken, die klassische Hardware und das mint farbende Schlagbrett runden das Bild sehr gut ab. Die TE gefällt!
Haptik: Statt der Tele übliche Erle oder Esche hat man hier Pappel als Holz für den Body gewählt, was sich positiv auf das Gewicht auswirkt. Man hat eher das Gefühl eine Slim Line zu tragen. Tonmäßig ein Problem mit der Pappelwahl? Später meine Meinung. Der Hals aus Ahron greift sich nach meinem Geschmack fantastisch. Dieses Modern D ist kein Baseballschläger aber sicher auch kein Wizard ala Ibanez. Ich hab mich sofort wohl gefühlt. Das sehr wahrscheinlich auch weil die Bünde sehr ordentlich abgerichtet sind. Man bleibt nicht bei einem Slide irgendwo hängen. Die Mechaniken laufen gut, und sind präzise genug um einen Anfänger nicht schon beim Stimmen zu entmutigen.
Klang: Die Neck Position ist absolut mein Favorit. Rund, ausgewogen… einfach T-Style Sound. Das machen die Rosswell Pickups recht gut. Mitten Position und ab geht der Twang! Der Singlecoil in der Brückenposition ist mir persönlich etwas zu Spitz bzw. Schrill. Das lässt sich aber mit dem Ton-Poti ohne Probleme korrigieren. Die Werksseitige Intonierung war überraschend gut, wenn man bedenkt das man die klassische T-Style three-saddle bridge naturgemäß nie 100% octavrein eingestellt bekommt. Ach ja Pappel statt Esche oder Erle . Die TE hat einen kräftigen Sustain und ist unverstärkt die lauteste Solidbody die ich je hatte.
Mein Fazit. Für die 150 EUR bekommt man ein, fast schon unheimlich, gutes Instrument. Man kann die TE out of the box (sofern die Saiten nicht durchkorrodiert sind) spielen und Spaß mit ihr haben. Sie klingt und singt wie das T-Style Vorbild. Sie fühlt sich nicht billig an. (Früher wusste man schon beim ersten in die Hand nehmen, das eine Gitarre sehr wahrscheinlich nur besseres Brennholz war.) Natürlich, kann sich die TE-62CC nicht mit Modellen messen die 1.500 EUR und mehr kosten. Da steckt auch mehr Manpower, teure Hardware und Qualitätssicherung hinter. Aber die Modelle der Einsteigermarke vom großen „F“ steckt die TE locker in die Tasche. Die Basis der TE (Hölzer, Verarbeitung sowie das finish) ist super, und wer möchte (ich möchte evtl.) kann sie auch noch mit Teilen aufwerten, was aber nochmals gesagt, nicht wirklich notwendig ist. Ich habe keine echten großen Kritikpunkte an der Gitarre, weil Sie in dem Preissegment einfach perfekt ist.
Ich kann die TE-62CC wärmstens Anfängern oder auch fortgeschrittenen Gitarristen, die mal eine T-Style testen wollen, weiterempfehlen!