Habe mit die HB Paisley Tele in erster Linie wegen der Optik und dem Maple Neck, sowie natürlich, weil ich wieder einmal eine Tele wollte, zugelegt. Die Tele soll als Wohnzimmer Übungswerkzeug und zum Spass-Klimpern herhalten. Ich muss dazu erwähnen, dass ich seit rund 30 Jahren Gitarre spiele und mehrere Strats von 1980-1995 (mit Rosewood Neck und teilweise mit Kinman PUs) und Akustikgitarren besitze. Mitte der 80er hatte ich schon mal eine Japan-Reissue der 52er Tele in Esche-Butterscotch, diese hab ich Depp damals billig hergegeben. Ganz Ahnungslos bin ich also nicht. ;-)
Wie es meinem Naturell scheinbar Schicksal ist, habe ich mit dieser HB anscheinend ein Montagsmodell der Paisley erwischt, oder die Endkontrolle hatte Grippefrei. Dieses Problem wurde sehr Kulant von Thomann behoben, super Service! Die hier so oft gesungenen Lobeshymnen kann ich so nicht nachvollziehen oder gar bestätigen. Die Gitarre ist optisch zwar sehr schön und auch die Roswell PickUps klingen ganz OK, damit hat es sich aber schon. Gespielt über einen Behringer Vintager AC112 und über einen Fender Hot Rod De Ville 2x12. Ein direkter Vergleich zur F-Tele fehlt mir hier allerdings zur Zeit.
Wie ist der Auslieferungszustand?
Die Gitarre kam mit Lieferverzögerung, dann mit Rostansätzen an den Saiten und teilweise auch an den Bünden, die Saitenreiter waren schräg gestellt so, dass die D Saite über der Einstellschraube lief und an der Schlagplatte waren Kratzspuren von, ja wovon eigentlich? Die tiefe E Saite meines Modells schnarrt vom 1ten bis zum 12ten Bund und die Bünde muss man erst polieren, sie kratzen beim Bending. Die Saitenlage war soweit gut. Sicher Kleinigkeiten, die man aber einem Einsteiger so nicht zumuten sollte. Sieht aus als ob ich eine Retoure oder ein Vorführgerät erhalten habe. Leider war auf der Homepage dann das "sofort Lieferbar" verschwunden. Habe also anscheinend das letzte Stück erhalten. Thomann zeigte sich sehr Kulant und ich behalte die Gitarre!
Wie spielt sich das Ding?
Nun, ist nicht einfach zu beschreiben. Das größte Minus für mich scheint der Hals zu sein. Der Hals hat erstmal mit Fender gar nichts zu tun. Diese Illusion sollte man gleich vergessen! Der Hals ist kein C wie beschrieben, sonder eher ein fettes, kantiges D. Sieht man sich die Großbuchstaben an, weiß man was ich damit meine. Ein Fender Hals, auch wenn er dicker ist wie bei einer 62er Strat, schmiegt sich förmlich in die Hand. Dieser Maple Neck entspricht eher einer damaligen (80er Jahre?) Jackson oder so, falls die noch wer kennt. Der flache Radius der Halskrümmung von 35cm was etwa 13,7" entspricht (Vergleich: Fender Vintage 7,5", Fender Am.Std. 9,5"), ist für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Muss aber nicht auf jeden zutreffen! Auf jeden Fall habe ich im Vergleich zur Strat ein bisschen das Gefühl als hätte ich ein Kantholz in der Hand. Keine Ahnung, ob die Squier Affinity Dinger auch so sind, diese fallen für mich aber nicht unter "echte Telecaster", sie sehen eigentlich auch nur optisch ähnlich aus, weil sie die Saiten oben eingefädelt haben. Deswegen nahm ich die HB (wer schon eine Tele hatte weiß, dass die Saiten durch den Korpus einen maßgeblichen Anteil am Klang haben)! Der Korpus aus Linde ist gut, Erle klingt ähnlich, Esche ist schwerer. Ich sehe keinen Nachteil bei Linde (Basswood), auch andere Hersteller verwenden diese oft.
Wie klingt das Ding nun?
Das Sustain ist schon trocken gespielt nicht schlecht, die Töne schwingen schön lange aus. Klingt sehr hell ohne blechern zu sein. Saite wechsle ich erst dann, wenn ich vom Service Antwort habe und sicher bin das ich das Teil behalte. Pickups sind in Zimmerlautstärke sehr OK, mehr geht momentan nicht. Außerdem kann man sie für wenig Geld tauschen wenn nötig. Alles in allem also gut!
FAZIT:
Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn die Gitarre einwandfrei daherkommt und man mit dem etwas klobigen Hals zurechtkommt, ist sie auf jeden Fall ihr Geld wert, ja sie ist sogar super für dieses Geld. Die Roswell Pickups sind wirklich brauchbar und jene die meinen, sie wären für den Müll, müssen erstmal beweisen warum. Hat man eine bestimmte vorgefasste Soundvorstellung im Kopf ohne schon eine Tele besessen zu haben, muss man eben probieren ob sie entspricht, wie eine Tele klingt sie allemal. Man darf nur nicht den Fehler begehen und denken man kriegt eine Fender für lau. Akzeptiert man diese HB-Tele als eigenständige Gitarre ist sie ein schönes Instrument! Auch bei hochpreisigen Gitarren kann man vom Klang her einen Baupfosten erwischen, sowas ist Glücksache, schließlich werden tausende davon produziert!
Nachtrag:
Heute doch neue Strings drauf und Bünde poliert, jetzt ist alles Paletti. Dann über einen Fender 65 Deluxe Reverb gespielt und die HB-Tele klingt wirklich sehr gut. Alle Meckerer sollten kein digitales Zeug verwenden sondern einfach mal an einen Amp anstecken?
Noch was:
Die Pickups haben vorne 6,25K und hinten 6,7K, also etwas mehr Output als eine Standard Strat (sowas steht heute anscheinend nur mehr bei einzelnen Marken dabei). Aktuelle Tele habe ich keine zum Vergleich, also etwa ein Vintage Tele Output. Die bemängelte Mikrophonie kann ich nicht nachvollziehen. Klar, ein wenig klopfen auf der Bridge Platte kommt schon mit, wer das aber nicht kennt, hat noch nie eine Originale Telecaster gespielt. Das ist nämlich normal, da ja der Pickup auf der Platte montiert ist. Auch Feedback anfällig ist eine echte Telecaster übrigens genauso.