Ich fange mal an mit dem Zustand "out of the box":
Die Gitarre sieht richtig gut aus mit ihrer Paisley Fototapete. Gegen das Licht sieht man zwar Polierstriche auf dem Korpus, die aber nicht weiter auffallen. Das Gewicht liegt bei angenehmen 3,2 kg, die Saitenlage ist ganz OK und kann auch noch schepperfrei tiefer gelegt werden. Die Bünde sind ordentlich nivelliert, aber nicht poliert. Das habe ich mit Stahlwolle nachgebessert, das gibt sich aber auch von alleine nach ein paar Spielstunden. Die Bundenden sind gratfrei und deren Schlitze sind seitlich am Hals in der Holzfarbe zuggespachtelt und lackiert! Das findet man auch bei vielen teuren Gitarren nicht! Der Hals hat ein mittelkräftiges, seitlich schön verrundetes C-Profil und ist gut lackiert bis auf das Ende gegenüber dem Hals-Pickups, wo der Lack fehlt.
Der Sattel ist aus billigem Plastikmaterial - akzeptabel in dieser Preisklasse. Er war aber seitlich um 0,5 mm Richtung hohe E-Saite versetzt. War einfach zu korrigieren (Sattel vorsichtig los klopfen und neu ausgerichtet wieder ankleben (z. B. 2 Tropfen UHU). Er war aber ordentlich gekerbt, was die Saitenlage betrifft. Ist nicht selbstverständlich! Die Saitenreiter am Steg haben zwar kompensierte Saitenauflagepunkte, deren Längsversatz ist aber etwas zu groß, so dass die Kompensation bei einigen Saiten nicht perfekt eingestellt werden kann. Spieltechnisch wirkt sich das aber nicht aus und die Original-Tele ist da eher noch schlechter!
Der Hals-Pickup ist ganz brauchbar, wenn auch die Bass-Saiten an Definition zu wünschen übrig lassen. Da muss ich aber dazu sagen, dass ich verwöhnt bin von Gitarren, die 20 x teurer sind! Nicht akzeptabel war hingegen der Steg-PU, der stark mikrofonisch war und der grauselig geklungen hat. Thomann hat sich aber sehr kulant gezeigt
und einen angemessenen Geldbetrag zurück erstattet. Die "Ash Tray Bridge" war minimal verdreht verbaut, was aber kaum jemand gesehen hätte. Eine der Besfestigungsschrauben war aber rund genudelt!
Wie sieht das Ganze jetzt aus nach meiner Nacharbeit:
Ich habe einen Satz Fender Tex-Mex Pickups für 69 Euro eingebaut. Damit klingt die TE-70 jetzt richtig gut, so wie ich mir einen Tele-Sound vorstelle. Die Bridgeposition habe ich korrigiert und das Schraubenloch ausgedübelt und neu verbohrt. Die Pickup-Fräsungen habe ich mit Kupferfolie ausgekleidet (war nicht unbedingt notwendig). Den Sattel habe ich durch einen Knochensattel ersetzt (mache ich grundsätzlich).
Ich habe zwar einiges an Arbeit und ein wenig Material reinstecken müssen, habe dafür jetzt aber ein Top-Instrument. Die Basis dieser Gitarre ist gesund und das Highlight ist sicher der tolle Hals und dessen Bundierung!
Anscheinend ist die Streuung der Qualität nicht unerheblich, so dass ich diese Tele einem Anfänger nur dann empfehlen kann, wenn er kleinere Korrekturarbeiten selbst durchführen kann bzw. wenn er jemanden kennt, der das kann.
Insgesamt aber eine schöne, jetzt auch gut klingende Gitarre für kleines Geld, die auch noch hochwertig aussieht.
Nachtrag nach 2 Wochen: Ich hatte vergessen die Mechaniken und die Potis zu beurteilen! Die Mechaniken sind OK, die Gängigkeit ist an den kleinen Schrauben auf den Knöpfen einstellbar, was viele nicht wissen! Die Funktion ist OK. Die Potis sind überraschend gut. Sie laufen "sahnig" und sehr gleichmäßig über den Regelweg! Da ist meine ES 335 weniger angenehm in der Haptik! Die Höhen kann man sehr fein herunter regeln, was bei dem Steg-Pickup für schöne Klangvarianten sorgt. Also - ein tolles Instrument, unabhängig vom Preis! Sehr empfehlenswert!