Der Sound…
liegt erfreulich nahe bei jenem, den wir von gewissen schwarz- und silbergesichtigen Amps kennen & lieben gelernt haben. Gewisse „moderne“ Wellenformen kriegt das Teil nicht hin, Gimme Shelter aber schon, insofern trägt es seinen „Vintage“ Titel zu recht und mit Stolz. Rauscht & brummt nicht, birgt im Innern überdies zwei Trim Potis, mit denen man die Sache (nach einigem Gefummel) noch leicht modifizieren und dem eigenen Geschmack bzw. Gear anpassen kann. Allerdings will mir scheinen, dass der Sound bei den Röhren Modellen schon ein bisschen "tiefer" ist - doch hier handelt es sich nur um eine Nuance.
Die Bedienung…
umfasst zwei gut proportionierte Regler - Speed & Intensity -, sowie ein Schalter, alle drei mit gutem Widerstand laufend. In meinen Augen gut gelöst - so wie bei den Originalen. Wir nennen diese Dinger ja auch nicht umsonst Bodentreter, und nicht etwa Bücktrainer - ich persönlich würde grundsätzlich nichts kaufen, was auf dem Boden liegt, aber allerlei Mini Switches, Mikro Potis, Sliders usw. auf dem Rücken trägt und sich damit geriert, als wolle es eigentlich der Super Controller einer DAW oder die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau sein.
Störend finde ich jedoch, dass sich bei Intensity zwischen 7 und 9 Uhr in meinen Ohren gar nichts tut - gibt viel Regelweg für Null Intensität.
Die Verarbeitung…
glänzt mit einem Alugehäuse. Liegt satt in der Hand, und eignet sich ggf. auch zur Selbstverteidigung. Pluspunkt.
Am Boden silikoniert und daher auch auf glatten Untergründen rutschfest. Pluspunkt.
Batteriefach beschädigungssicher leicht versenkt und leicht bedienbar. Pluspunkt.
Das Auge hört mit:
Beisst nicht,
bellt nicht,
doch trägt ‘ne Töle im Gesicht.
Anders als auf dem Foto kommt das Gerät in einem recht eleganten Farbton einher, den ich mal mit Butterscotch Blonde umschreiben möchte. Ein paar kleine Fehler im Einbrennlack verleihen der Sache, was man heutzutage als „shabby chic“ bezeichnet.
Faszinierend ist der Super Gau bei der Typografie: „Harley Benton“ in einem Script Font, der Rest in einem Disturbed Font. Passen so gut zusammen wie Schoko Pudding und Schwefelsäure.
Wer auch immer sich dabei etwas gedacht haben sollte, es war das Falsche. Doch sind solche Ausrutscher bei Bodentretern eher die Regel, insofern kein Minuspunkt, sondern nur ein Grinsen.
Tränentreibend hingegen die grosse Plastikscheibe, die unter dem Schalter liegt, als handele es sich um einen abziehbaren Transportschutz. Schlimmer geht’s nimmer, aber es gibt ja glücklicherweise (bei Thomann fast gratis) bunte Überzieher für den Schalter zu kaufen, die man gleich mitbestellen sollte, um die hässliche Scheibe zu kaschieren. Unterm Strich: das Kästchen dürfte sich durchaus ornamental in die meisten Pedalboards integrieren.
Kritik gibt es noch mehr:
Das Ding trug einen langen, häßlichen Bar Code Sticker, der sich nur mit viel Benzin, Fingernagel und Taschentuch entfernen liess. Muss das sein? Es gibt Bar Codes doch auch auf Transparentfolie, die sich mit einem Griff abziehen lässt…
Features:
Neben dem bereits erwähnten lustigen Fiffi auf dem Cover (American Bulldog?) wäre noch ein Bypass zu loben, der ziemlich true ist und nicht nur so heisst. Sowie ein blinkendes rotes Lämpchen, damit alle Ertaubten sehen, was sie nicht mehr hören können.
Fazit:
Bei dem Preis uneingeschränkte Kaufempfehlung. Die Konkurrenz bietet meist weniger für mehr.