Hartke HD75

Der Amp. kam sehr schnell und war trotz "Überschlag" beim Dienstleister und trotz verbeulter Pappe optisch und technisch i. O.. Der Versand erfolgt in Originalverpackung, anhand der recht großen Schrift sollte man eigentlich oben und unten auseinanderhalten können. Wahrscheinlich mögen manche Leute keine Musik. Und die knapp 25 Kg lassen auch beim DHL Boten keine Basslaune aufkommen.

Der Amp ist erstklassig verarbeitet, sieht gut aus und ist schon relativ groß, war ein Kaufkriterium. Der Equalizer ist ein nettes Gimmick, die Dreifachklangreglung überstreicht aber den ganzen Frequenzbereich und ist nur gröber. Die sonstige Ausstattung ist sehr minimalistisch, ist aber eben für zu hause o.k, man kann Effekte einschleifen und Sounds einspielen. Gut. Der Netzschalter ist beleuchtet, aber hinten und wird gerne vergessen- da sollte die Fa. Hartke vielleicht mal eine LED in die Front oder das Deck oben spendieren. Die Reproduktion über den 12 Zöller läßt Platz nach oben, schon bei geringen Output der Pickups und 1/8 aufgedrehtem Volumeregler ist ein störendes Knacken beim Crunch zu hören, auch wenn EQ und Klangregler auf linear ( Mitte ) stehen. Klingt als würde die Membrane des Alu-Pappe Speakers irgendwo anschlagen, ist aber unwahrscheinlich. Über Aux Einspeisung erscheint die Leistung gewaltig, allerdings fehlen hier reichlich Bässe und Höhen- was zum Üben ja sogar gut und wahrscheinlich gewollt ist.
Es scheint auch evtl. entgegen der Beschreibung ein Begrenzer eingebaut zu sein, der wohl nicht gut funktioniert. Nach ausgiebigen Recherchen zur Schaltung ist eine IC Endstufe in Brückenschaltung verbaut, diese auch nicht besonders impulsfest. Der 30 cm Lautsprecher hat laut Datenblatt eine Impedanz von 16 ! Ohm, auch das ist keine Werbung für die Endstufe. Für meine Zwecke ist der Combo aber ausreichend, zumal es in der Preisklasse und Größe nichts vergleichbares gibt. Ist eben kein Fender Rumble 200 . Ich habe noch einen alten Vermona Regent 600 Head mit realer 50 Watt Sinusleistung, die waren damals halt ehrlich. Der steckt den Bass sauber weg, dass die Hütte wackelt. Aber die alten Breitbandlautsprecher in der Box klingen bassmäßig eher dünn und vertragen dass aber auf Dauer auch nicht - und das turmartige Teil ist rein größenmäßig nichts für die Wohnung. Daher auch der Kleine.
Also üben und sparen, und auf das Ende der Krise hoffen- dann ordere ich vielleicht etwas dezent größeres bzw. wertigeres. Bis dahin bleibe ich erstmal bei meinem kleinen Hoppel, wir haben uns nehmlich trotz der Kritik bereits angefreundet...

Auf der Suche nach einer kleinen Bass-Combo, die zum üben geeignet aber nicht zu leise ist und in den kleinen Proberaum passt, bin ich bei der HD75 hängengeblieben. Auch hatte ich ein Auge darauf ob vielleicht ein Roland Cube 80X auf diese Combo passt, frei nach dem Motto: Was man stapeln kann frisst weniger Platz. Ach ja... gefallen sollte sie mir natürlich auch. Und ich habe mich nicht getäuscht. Die HD75 sieht richtig gut aus, fügt sich prima in den Raum ein, passt genau unter den Cube 80X und bleibt dabei bedienbar.
Okay, das Optische und das Praktische nutzt aber nix wenn der Klang nicht stimmt. Wie siehts also nun damit aus..?

Mit 75 Watt kann man natürlich keinen Putz von den Wänden holen, trotzdem setzt sich diese Combo gut, selbst gegen einen lauten Gitarristen durch. Dabei beziehe ich mich auf den Proberaum, wie es bei kleinen Gigs aussieht kann ich nicht sagen, könnte aber klappen.

Ich bin nicht besonders gut im beschreiben von Klängen, aber ich will's mal versuchen. Die Box hat einen schönen warmen und doch schön brummenden Klang mit durchaus gutem und knackigen Attack, wenn man will. Das lässt sich alles sehr gut mit den Haupt-Klangreglern grob- und mit dem Equalizer fein-einstellen. Für meinen Geschmack klingt die Box, nach ein bisschen Feinjustage an den Reglern, genau richtig (was in meinem Fall überwiegend Richtung Rock geht).

Kurzum.... ich habe den Kauf nicht bereut, habe Spass an der Combo und würde sie, für diesen meinen Einsatzzweck, wieder kaufen.

Wofür angeschafft?
Eigentlich als Übungsverstärker angeschafft. Oh, wie ich da gefehlt habe. Das Ding ist recht schwer (> 20 KG) und lässt sich nur mit einer Sackkarre längere Wege tragen. Dafür Klingt er super und ist überaus present.

Wie benutze ich ihn?
Steht bei mir zu Hause und hat ein Boss ME-50B für Kompression usw. vorgeschaltet. Wenn ich den Verstärker auch nur ein viertel Aufdrehe habe ich schon Angst, dass die Nachbarn mit der Polizei vor der Tür stehen.
Aus der Not geboren (längere Geschichte) habe ich ihn vor kurzen über den Aux-Weg für eine Mini-Beschallung per DJ-Mixer benutzte. Dafür ist er nicht gebaut, hat er abersehr gut gemacht. Der Aux-Weg geht an jeglicher Klangregelung vorbei mit voller Power auf den Speaker - nicht unerwartet, aber erwähnenswert.

Pro:
- Sehr guter Klang
- Sehr gute Klangregelung per EQs in der Preisklasse
- laut
- FX Send/Return
- Unschlagbar günstiger Preis

Negative
- was gut klingt, wiegt halt

Der Verstärker ist mit 75 Watt zuhause zwar nur stark gedrosselt zu spielen, sobald mann aber ein wenig mehr aufdreht, entfaltet sich das gesamte Klangspektrum, ist mit der Größe auf grade noch so transportierbar als Einzelperson. Der graphische EQ ist nicht notwendig, ist aber ganz nett um schnell ein bestimmtes Profil einzustellen. Bei höherer Lautstärke ist er dann aber nützlich, wenn die Mitten ein wenig schärfer werden. Nicht immer wird die passende Stromversorgung mitgeliefert, dann auch die Netzspannung auf der Rückseite des Amps angucken, wenn das Gerät vorher in den USA war. Für den Preis ein wirklich solides Gerät, deckt viele Genres ab.