Ich habe mir dieses Instrument gekauft, da ich auf mittelalterlichen Märkten und treffen ein paar schöne Klänge zur Gesangsbegleitung brauche. Die Gitarre wäre dabei fehl am Platz.
Ich habe mich für dieses Modell entschieden, da das Kleinere eine Kopfplatte hat, was mir bei diesem Instrument nicht besonders gefällt. Der andere große Dulcimer hat Schalllöcher in Herzform, was mir auch nicht zusagt und mich beim Anschauen an die Tür eines alten Klohäuschens erinnert.
Also fiel die Entscheidung zu Gunsten des teuersten aber nicht wirklich teuren Modells aus.
Als das gerät hier ankam, stellte ich bei genauerer Inspektion einige Unterschiede zur Beschreibung fest. Der Bereich in dem man anschlägt, ist nicht wie auf der Abbildung seitlich abgerundet, sondern nur etwas tiefer gefräst. Kein Mangel, die Bespielbarkeit wird dadurch auch nicht beeinflusst. es handelt sich nur um einen kleinen optischen Unterschied.
Steg und Sattel sind im Gegensatz zu dem abgebildeten Instrument nicht hell (vermutlich Kunststoff), sondern aus Ebenholz. Die dunkle fast schwarze Farbe des Holzes könnte auch gebeizt sein, aber auch die Härte und Maserung passen zu Ebenholz. Ich finde das erfreulich.
Der Hammer kommt aber noch.
In der Beschreibung ist von einer laminierten Decke (also Sperrholz) die Rede, ich habe hier aber ein Instrument vor mir, das ohne Zweifel mit einer vollmassiven Fichtedecke ausgestattet ist. Sehr geil!
Die f-förmigen Schalllöcher sind sauber gemacht, offensichtlich wurden sie mit einem Laser ins Holz geschnitten, das erklärt die sauberen Ränder.
Die Maserung der Decke ist bei richtig teuren Instrumenten noch feiner und gleichmäßiger, aber zu dem Kurs ist schon eine massive Decke der absolute Hammer.
Die angedeutete Schnecke, an der die Mechaniken angebracht sind ist auch massiv, auch wenn ich die Holzart durch die rötliche Beizung nicht genau identifizieren kann. Ich schätze, dass es sich dabei um Baumholz handelt.
Die Mechaniken sind offen, übersetzt, verchrommt und machen ihren Job.
Die aufgezogenen Saiten sind soweit ich das mit meiner Gitarrenerfahrung beurteilen kann ok und nach einem Tag stimmstabil.
Das Griffbrett ist aus massivem Ahorn, leicht zu erkennen an der Färbung und Maserung.
Die Bünde sind sauber verarbeitet und stehen nicht über, wie bei vielen billigen Instrumenten.
Zargen und Boden sind aus Sperrholz und auch rötlich braun gebeizt.
Mich hat gewundert, dass in der Beschreibung kein Hersteller genannt wird, aber der Hinweis ist auch etwas versteckt. Schaue ich bei dem auf dem Schoss liegenden Instrument (Kopf nach links) bei gutem Licht in das rechte untere Schallloch, sehe ich im Inneren einen Zettel, der auf dem Boden des Dulcimer klebt.
Darauf steht:
1 MAR 2013
HORA
Musical instruments factory
Reghin - Romania
Model Appalachian Dulcimer D1210
Mir kam die ganze Machart des Instruments schon irgendwie bekannt vor, die rötliche Beizung, die massive Decke bei einem so günstigen Instrument. Klar, ich kannte das alles schon von meiner Hora Ukulele.
Eigentlich gehört das alles in die Beschreibung, wundert euch nicht, wenn es inzwischen dort steht, ich habe es mal weitergeleitet.
Nun zum Wichtigsten, dem Klang.
Das Stimmen was ganz einfach, D-A-d-d
Dabei ist es wichtig, die zwei dünnen d-Saiten nicht exakt zu stimmen, sondern ganz leicht gegeneinander zu verstimmen. Wirklich nur minimal, dann tun die Doppelsaiten, was sie sollen und erzeugen einen voluminösen, schwebenden Klang.
Der Klang ist insgesamt leiser als bei meiner Westerngitarre, das wäre aber auch ein unfairer Vergleich, angesichts der Korpusgröße. Leise ist der Dulcimer nicht, es kommt ein voller warmer, trotzdem sehr obertonreicher Klang heraus.
Es hat sich gelohnt, ich habe für mein Geld mehr bekommen, als ich erwartet hatte.
Update:
Den Dulcimer hatte ich nun auf mehreren Mittelalter Events dabei, ich habe mir zu diesem Zweck einen Gurt gebastelt und Gurtpins angebracht. So kann ich auch im Stehen spielen und im Sitzen kann das Instrument nicht mehr vom Schoß rutschen.
Für unterwegs ist der Dulcimer robust genug, ich schnalle mir das teil einfach auf den Rücken und los gehts. Die Saiten habe ich inzwischen gewechselt, der D´Addario Satz klingt viel besser als die Standardbesaitung.