Ob Klon Clone oder nicht, mit dem Archer bekommt man ein absolut professionelles Pedal mit tollen Soundmöglichkeiten und in bester Verarbeitung unter die Sohle!
Im Detail heißt das: sehr kompakt in den Abmessungen, Anschlüsse dennoch alle an der Stirnseite (dort gehören sie meiner Meinung nach auch hin!), Bedienelemente auf das Wesentliche beschränkt (dafür aber hoch wirksam), heavy duty-Ausführung (am Gewicht merkt man das!)
Im Inneren findet man hohen Schaltungsaufwand, beste Bauteile, teilweise SMD-Technik, drei ICs (2x TL072, ein dritter bearbeitet die Betriebsspannung), also keine Zauberei mit verklebter Woodoplatine, sondern ehrliche Qualitätsarbeit!
Der Einsatz des Archer ist möglich als...
- Booster: mit schwachen Pickups etwa bis Gain 12h bleibt alles clean und doch ändert sich der Sound deutlich: man gewinnt Dynamik, kompakte und plastische Mitten (ohne unnatürliche Dominanz derselben), Volumereserven noch und nöcher. Auch bei Unity-Gain macht der Archer den Sound lebendiger, durchsetzungfähiger und "besser".
- Low Gain-Verzerrer: noch kein Pedal (und auch nicht alle Tube-Amps) machen den heiklen Bereich im Übergang von clean nach crunch so geschmeidig und elegant! Bei Gain ca 12h entsteht ein geniales "blooming", ein Aufblühen des Tones bei harten Anschlägen, das den Ausdruck in der Spieltechnik (sofern vorhanden...) deutlich erweitert. In dieser Einstellung auch noch einen guten Röhrenamp (über-)füttern und man hört/spürt wie früher guter Gitarrensound gemacht wurde.
- Mid Gain-Verzerrer: der maximale Zerrgrad liegt in etwa auf dem Niveau eines Tubescreamers, trägt dann aber schön, ist dicht und breit gleichzeitig. Wird vielen schon ausreichen, vom Stil her ist es ja eh nix für Metaller! Der TS-Vergleich hinkt aber gewaltig, denn dieser klingt gegenüber dem Archer total engbandig, keine Bässe, dicke Mittennase, Höhen eher schrill als glitzernd, naja, im richtigen Kontext hat auch das zum Kultstatus gereicht...
- High Gain-Verzerrer: ja, trotz relativ braver Gainauslegung ist sogar das möglich, wenn man den Archer mit einem weiteren Booster anbläst. In meinem Fall war das ein Barber LTD mit Volume auf Maximum, Gain 12h, also noch ohne Verzerrung. Nicht viele Pedale verarbeiten solche Pegel noch sauber, der Archer schon (vielleicht wegen der internen 18V-Schaltung?). Keinen Wackler macht der Archer bei so einem Sturm, alles bleibt stabil, harmonisch und mit strahlenden Obertönen. Viel rotzige Verzerrung kommt da raus, für mich zuviel, aber Billy Gibbons hätte wohl seinen Spaß daran, zumal nichts verschwimmt und alles stramm und knochentrocken rüberkommt!
Trotz dieser Vielseitigkeit bleibt die Paradedisziplin die leichte Verzerrung, die Maßstäbe setzt!
Nebengeräusche? Sucht man vergebens! Kein Rauschen oder sonst was! Ist das Signal selber sauber, dann kommt es auch wieder so raus aus dem Archer! Hochachtung!
Fazit:
Über Geschmack kann man streiten, über Qualität nicht! Und die hat der Archer! Deshalb ist er jeden Cent wert! Mein Gerät kam mit leichten Gebrauchsspuren zu mir, versteh ich erstens nicht, dass das jemand zurück schickt, zweitens ist mir das egal, weil ich es intensiv nutzen werde und in kurzer Zeit meine Kratzer überhand nehmen werden!
Eine Sonderprüfung steht noch aus, der Betrieb mit Drahtlosanlage. So manch hoch gelobtes Kultpedal (Box of Rock, Zendrive....) mag diese Betriebsart gar nicht recht, also werde ich da noch etwas rückmelden! Bis dahin: Keep on rocking!