Volca Keys ist ein 3-stimmiger polyphoner Synth im Kleinformat mit Loop-Sequenzer, mit dem neben Noteninformationen auch die Bewegungen aller Regler für die Oscillatoren (Reichweite 1' bis 32'), das Filter, den LFO und den Hüllkurvengenerator live aufgezeichnet werden können. Die VCOs können in sechs Einstellungen gespielt werden, als da wären Poly (3-stimmig polyphon), Unison (alle VCOs erklingen monophon und werden gesynct) Octave (Ein-Finger-Akkorde), Fifth (Ein-Finger-Quint-Akkorde), Unison Ring (die VCOs erklingen monophon und modulieren sich gegenseitig) und Poly Ring (die VCOs erklingen polyphon und modulieren sich teils sehr krass gegenseitig). Die VCOs bieten ausschließlich Sägezahnwellen, beim LFO kann zwischen Dreieck, Sägezahn und Rechteck gewählt werden. Er kann durch Triggering zum Sequenzer synchronisiert werden.
Laut Korg ist das Filter an den ersten Synth der Firma angelehnt, den Korg 700S, es hat eine deutlich andere Charakteristik als die der Monotrons oder des Monotribes. Hier hätte ich mir im oberen Resonanzbereich etwas mehr Brillanz gewünscht, andererseits ist das eher sanfte Filter meinen Ohren zufolge besonders für flächige Sounds besser geeignet als das harsch zupackende Pendant in den anderen kleinen Korg-Geräten, was am Ende aber auch Geschmacksache ist.
Beim Aufnehmen und Abspielen von Loops kann mittels Halten der FUNC-Taste und Wahl der entsprechenden Funktion auf einer der Keyboard-Tasten zwischen normaler, halber und viertelter Geschwindigkeit umgeschaltet werden. Dies wird vor allem im Flux-Modus interessant, wo unquantisierte Einspielungen möglich sind, auf diese Weise können bis zu vier Takte eingegeben werden, und das sowohl wahlweise über die eingebaute Tastatur oder ein per MIDI angeschlossenes Keyboard. Zusammen mit dem Aufnehmen der Reglerbewegungen sind somit auch längere Sequenzen mit einem sehr belebten Soundbild möglich, und nimmt man noch das eingebaute analoge Delay dazu, schwingt sich der kleine Volca Keys zu regelrechten Höhenflügen auf, da vergißt man schnell, daß die VCOs nur Sägezähne können. Das Aufzeichnen der Reglerbewegungen ist übrigens auch ohne Noteneingaben machbar, dazu kann man entweder auf der Tastatur oder einem externen Keyboard spielen und erhält auf diese Weise rhythmische Modulationen der gespielten Noten. Super Sache!
Die MIDI-Ìmplementation ist wie beim Beats und Bass gut gelungen, 16 Parameter können via MIDI-CC gesteuert werden, darunter Filter-Cutoff, LFO-Intensität, alle Hüllkurvenfunktionen, Delayzeit und -Tiefe, usw. Besitzer von Midi-Controllerkeyboards oder einer DAW können das Gerät also problemlos in ihren Setup integrieren.
Weitere Highlights sind die Möglichkeit zur Synchronisierung des Delayeffekts zum Tempo, die von den anderen Volcas und vom Monotribe bekannte Active Step-Funktion, mit der einzelne Steps ausgeblendet/übersprungen werden können, ein Metronom als Aufnahmehilfe, sowie eine Speicherfunktion mit acht Slots für eigene Kreationen, die während des Abspielens live geladen werden können.
Anschlußseitig gibt es auf der Oberseite Sync/Trigger In und Out-Buchsen und einen Kopfhörerausgang (Miniklinke), sowie einen Netzteil-Eingang (9V, nicht im Lieferumfang enthalten) und eine MIDI-IN-Buchse. Im Batteriebetrieb hat das Gerät keine allzu hohe Standzeit, mein am gleichen Tag gekaufter Volca Beats läuft immer noch mit dem ersten Batteriesatz, der Keys saugte die Dinger schon auf der Hälfte der Zeit leer. Die Anschaffung eines Netzteils ist daher ratsam.
Im Vergleich zum Volca Bass und Beats rauscht der Keys etwas stärker, was für mich persönlich kein Problem darstellt, da ich einen effizienten Denoiser im Audioweg habe, live spielt die Sache sowieso keine Rolle. Producer, die absolute digitale Stille gewöhnt sind, könnten sich vielleicht daran stoßen, hier ist Antesten empfohlen.
Das mitgelieferte Handbuch (ein mehrsprachiges Faltblatt) ist sehr sparsam ausgefallen, die Funktionen werden zwar grundsätzlich erklärt, es wird aber mit keinem Wort auf deren vielfältige Einsatzmöglichkeiten eingegangen. Glücklicherweise gibt es auf YouTube viele Anregungen zu sehen, die man sich abgucken kann. Das Gerät ist zwar nicht wirklich komplex, einige nützliche Funktions-Kombinationen sind aber auch nicht so offensichtlich, wie man denkt.
Trotzdem ist der kleine Kasten schon deshalb ein großer Wurf, weil er eine Lücke im Setup vieler Liveacts schließt. Günstige Drumboxen und Monophonsynths mit Arp/Sequenzer gibts genug, aber einen analogen Polyphonsynth im Zigarrenkistenformat mit tollem Sound, flexiblem Loopsequenzer und großem Funktionsumfang für unter 200 Euro hat man bisher noch nicht gesehen. Auch im Studio weiß das Teil zu begeistern, kurzum, der Volca Keys ist ein geniales Gerät, mit dem ich sehr zufrieden bin und das ich jedem elektronisch orientierten Musiker und Producer empfehlen kann, man bekommt wirklich unheimlich viel Synth für fast schon erschreckend wenig Geld. Danke, Korg!