Zunächst einmal, ich spiele seit 25 Jahren u.a. Gitarre, komponiere, Produziere und habe Gold an der Wand hängen... also ich denk ich weiss wovon ich spreche, wenn es um Instrumente geht...
Erstmal Danke an Thomann- ging superschnell... :-)
Ich probiere regelmäßig Neuheiten aus, deshalb war die Gitarrenserie von Sire auch interessant für mich (in diesem Fall die L7). Hier nur eine kurzes Review:
Verarbeitung und Verpackung:
Die Gitarre kam standardmäßig verpackt (also wie bei allen Gitarren ohne Case, Tasche und ohne geschraubten Hals krass grenzwertig) in einem Karton. Geöffnet und BÄM... unfassbar wie es Hersteller wie Epiphone, Sire und Dean hinbekommen in dieser Preisklasse solche Maple-Tops zu verleimen und perfekt zu polieren. Klar sind das heute teilautomatisierte Prozesse und CNC-Arbeiten aber diese Gitarre ist anstandslos verarbeitet.
Bespielbarkeit:
Ein Thema das total subjektiv ist, ABER grundsätzlich finde ich die Ernie-Ball-Hybrid-Besaitung unpassend für diese Gitarre. Die Saiten sind durch die Lager-und Transportzeit i.d.R. mikrokorrodiert und scharfkantig. Saiten wechseln und Gitarre zurückschicken innerhalb der Moneyback-Garantie finde ich nur bei totaler Abweichung der Saitenstärken sinnvoll. Um einen Eindruck zu bekommen reicht es in der Regel die Werksbesaitung drauf zu lassen. Bei den Sire MM Bässen sieht die Welt ganz anders aus.
Im Allgemeinen lässt sich die Gitarre gut spielen, erinnert trotz des massiven Cutaways und der Griffbrett/Hals-Abrundeung an den Kanten nicht an eine Schreier-Paula wie bei Dean oder ESP/LTD. Das ist beim Protagonisten Larry Carlton wohl auch nicht gewollt ;-) Ich persönlich finde das gut, ABER die sehr unterschiedlich ausgerichteten und somit in Mittelstellung non-matched AlNiCo5 Humbucker sind schlecht abgestimmt, aber typisch für diese Preisklasse. Es lohnt sich hier auf altbewährtes umzubauen wie SD SH4 oder G490 - ich persönlich glaube dieser Gitarre stehen auch P94 ganz gut.
Insgesamt nicht so sustainfreudig wie die Konkurrenzschwester von Gibson spielt sich die L7 trotz es komfortablen mattierten Halses in keiner Weise wie eine Les Paul von Gibson oder Epiphone. Wer also eine noch günstigere 1:1 Alternative zur Epiphone Paula erwartet wird hier nicht fündig werden. Vielmehr besticht die L7 durch einen eigenen Charakter der etwas holzig und gläsern und trotzdem muffig herkommt.
Die vielerseits bemängelten dead-spots oder zu schmalen Wirkungsbereiche der Poties kann ich nicht bemängeln, sicher ist hier weniger Spiel aber in der Preisklasse völlig okay, da es nach einer Gewöhnung handelbar ist. Im Vergleich haben die Sire MM Bässe hier beispielsweise einen passiven Toneregler, der seinen Job auch nur sehr rudimentär macht, ich denke man vergleicht leider immer alles mit den gewohnten 250 oder auch 500k Pots oder Drops an die uns Fender und Gibson in den letzten Jahrzehnten gewöhnt haben. Ich persönlich finde den Wirkungsgrad der Volume- und Tone-Poties zum Arbeiten im Studio alle Male okay. Im Zweifel eben tauschen...
Fazit:
Das Zusammenspiel zwischen Werksbesaitung, Pick-Ups und gewöhnungsbedürftiger Halsbespielbarkeit bei wirklich massiven Bünden ist hier nicht recht gelungen. Im Vergleich spielt sich eine "echte" Paula um Welten anders. Wer allerdings eben nicht diesen Vergleich sucht, sondern eine etwas andere LP-Konstruktion mit wirklich beeindruckender Verarbeitung und optisch echt ne Hingucker-Gitarre, ist hier richtig...
Verarbeitung: Top!
Verpackung: Leute von Sire, das geht besser!
Preis/Leistung: Top!
Pick-Ups: wenig Output für AlNiCo5 - geht auch besser!
Body: weniger Sustain als erwartet, aber optisch BÄM!
Hals: gewöhnungsbedürftig, aber top verarbeitet!
Ausprobieren lohnt sich in jedem Fall und für Einsteiger in absolut jedem Fall eine klare Kaufempfehlung!
Danke an das nette Thomann-Team für die MB-Garantie, das macht gerade in Corona-Zeiten alles so viel leichter, auch wenn es für euch viel Aufwand und Kosten sind das ganze Gear hin und her zu schicken - aber DAS nenne ich Service :-)