Da mich die oben genannten Modelle ziemlich begeisterten, konnte ich nicht widerstehen...
Verarbeitung: Holzarbeiten und Lackierung einwandfrei - allerdings ist das Fading sehr hart ausgeführt und beginnt im Vergleich zu Gibson-Modellen schon deutlich früher. Die Bundierung ist diesmal wirklich sehr ungenau geleistet worden - im mittleren Halsbereich standen die Bünde bei der hohen E-Saite deutlich über. Der Thomann-Service hat hier schnell nachgebessert. Auch bei dieser Gitarre waren die Saiten und Bünde wieder korrodiert, sodass erstere ersetzt wurden und letztere poliert werden mussten.
Justage: Der Hals neigt bei steigender Temperatur etwas zu sehr zum Konkaven - Trusssrod bedarf Nachziehen. Update: Justage schaffte Abhilfe - passt mittlerweile.
Bespielbarkeit: Nach Service durch Thomann, Ersatz der Saiten und kleineren Justagen spielt sich das Instrument flüssig - allerdings nicht ganz so geschmeidig wie die H7 STR, eine JV Strat oder eine Asien-PRS (meine drei diesbezüglichen Favoriten), wobei diese allerdings auch eine andere Halsgeometrie besitzen. Der matt lackierte Hals fühlt sich jedoch sehr angenehm an.
Sound: Hängt sehr vom Verstärker ab. Grundsätzlich ein für mein Dafürhalten recht flacher Frequenzgang - eben keine High-End-Differenzierung und auch eher im unteren Output-Mittelfeld. Den typisch bluesig bis rockigen Sound einer 50er Paula erhält man aber meinen Ohren nach durchaus an einer Marshall Vollröhre - hier blüht die Gitarre im Vergleich zu Digitalemulatoren oder Hybrid-Amps (vergleichsweise etwas sehr bedeckter Klang bei Humbucker-Presets) richtig auf. Was für ein Glück - denn dafür habe ich sie mir angeschafft. Kleiner Haken jedoch am 100W Stack: Die PUs erweisen sich als sehr mikrophonisch! Die Regelwege der Potis sind dafür für mich gut zu handhaben und bieten ein weites Spektrum. Update: nach vier Monaten zeigt der Poti des Bridge-PU Aussetzer und Knarzen. Selbsttausch gegen Materialzusendung bei Thomann erbeten.
Fazit: Sire weist neben den traditionellen Verarbeitungs- bzw. Verpackungsmängeln (Korrosion der Saiten und Bünde) qualitativ zusätzlich leider eine gewisse Streuung auf. Das gilt es in den Griff zu bekommen, denn mit etwas (eigentlich unnötigem) Nacharbeiten erhält man durchaus hochwertige und schöne Instrumente, die dann definitiv in diesem Preisniveau in der Oberliga spielen. Potential ist durch das Holz und die im Kernbereich ausgezeichnete Verarbeitung definitiv vorhanden.
Nach den Nacharbeiten würde ich bis auf den Sound jeweils einen Stern drauf setzen.
Wahrscheinlich spendiere ich ihr noch einen Satz Seth Lover PUs, um den Sound mehr offenen Vintage-Vibe zu geben und die Mikrophonie in den Griff zu bekommen... Dann mehr dazu. Update: Werde anlässlich des notwendig gewordenen Potitauschs Burstbucker II nachrüsten. Die Seth Lovers hat die blaue Schwester erhalten. Siehe dortiges Review.