In der Preisklasse bis 500€ zählt das LA-220 in der V2-Version vermutlich zu den brauchbarsten FET-Mics, die es derzeit am Markt gibt, soweit das erste Fazit meinerseits nach drei Wochen regelmäßiger Testung. In puncto Verarbeitung hat es meine Erwartungen bei weitem übertroffen, hinsichtlich "Features" ermöglicht die untypische Kombination aus High- (120Hz) und Low-pass (12khz) Filter schon vor dem Preamp sinnvolles Sound-shaping, was sich in meinen persönlichen Tests vor allem in der Anwendung als Mono-Overhead (beide Filter an) beim Drum-Recording bezahlt gemacht hat. An den Vocals war der Einsatz an zwei unterschiedlichen männlichen Stimmen jeweils im Flat mode (ohne HP & LP) passender, wobei ich mir vorstellen könnte, dass der LP-Filter ("classy and warm, like a vintage mic" --> Lauten Quick Start Guide) mit dem passenden Preamp & Stimme (und im Kontext eines Mixes beurteilt) im Einzelfall Sinn macht, im Allgemeinen aber vermutlich etwas zu dumpfe Ergebnisse liefert, insbesondere an cleaneren Interface-Preamps. Auch an der akustischen Nylon-String-Gitarre (HP on, LP off) hat mich das LA-220 sehr überzeugt, hier ist es bislang mein Favorit unter den von mir bisher getesteten Großmembran-Kondensator-Mics (etwa Lewitt Lct940, Lct440, CAD E-100). Hinsichtlich aller bisher getesteten Quellen (Vocals, Drums, Akustik-Git.) habe ich das LA-220 direkt mit dem Lewitt Lct 440 verglichen, weil mir das fair und sinnvoll erschien. Während ich das Lct440 für den transparenten, cleanen und hochauflösenden Sound schätze, geht das LA-220 trotz ähnlicher Ausgangslage (transportables/handliches und preiswertes Made in China FET-Mic) in eine völlig andere Richtung. Im Direktvergleich klingt es zwar ebenfalls "hell", "offen", "modern", allerdings wesentlich zurückhaltender in den Höhen und Hochmitten, größer im Bass und grundsätzlich gesättigter, runder in den Transienten. Gerade an den Vocals überzeugte mich die sanfte Abbildung der Sibilanten im Direktvergleich zum Lct440, wobei das je nach Stimme mal mehr und mal weniger drastisch auffiel. In der Funktion als Drum-Overhead liefert es aufgrund der Filter-Optionen gänzlich andere Ergebnisse (mit LP-Filter für meinen Geschmack genau die richtige Menge an Höhen bzgl. der Becken und niemals dumpf, das LCT 440 neigt in dem Fall zur Schärfe bzw. braucht deutlichen EQ-Einsatz) und hinsichtlich der Akustik-Gitarre denke ich, dass man mit beiden Mikros schöne und vergleichbare Ergebnisse erzielt, je nach Saiten, Spielstil und Mikro-Position mit unterschiedlichen Stärken&Schwächen. An dieser Stelle sei nämlich gesagt, dass das Lct440 an akustischen Instrumenten ebenfalls wunderbare Ergebnisse liefert.
Grundsätzlich könnte man zusammenfassen, dass ich das LA-220 für wesentlich gefärbter und weniger clean halte, unabhängig vom Preamp. Je nach Situation und Bedarf könnte dies genau das Richtige sein, insbesondere im Einsatz als Vocal-Mic, auch als Alternative zu wesentlich teureren Studio-Mics!