Als Band im Karneval sind wir vor knapp drei Jahren auf IEM umgestiegen, bis auf den Sänger erstmal kabelgebunden (über ein dünnes Kabel und Stereobuchse, befestigt mit Karabiner an der Hose). Sound war natürlich top, aber wie oft haben wir dieses Kabel verflucht. Auch wenn das Instrument ohnehin kabelgebunden ist, dieses kleine Käbelchen raubte uns den letzten Nerv, da es sich um Beine, Füße und andere Kabel drehte. Buchsen gingen durch wortwörtliche Fehltritte kaputt. Immer wieder schwärmte ich meinen Kollegen vom kabellosen In-Ear-Monitoring einer Band, in der ich regelmäßig aushelfe, wie befreiend das doch sei.
Nachdem erneut eine Kabel kaputt gegangen ist, fiel der Entschluss, zu kabellosem IEM zu wechseln. Welches System? Die andere Band nutzte wie unser Sänger das LD Systems MEI1000 im 800 MHz Bereich.
Meine Wahl fiel für unsere Band auf das U505. Dieser Frequenzbereich ist jüngst frei geworden und daher noch nicht überfüllt. Zudem bietet die U500-Serie weitere Vorteile wie etwa eine abnehmbare starre Antenne (statt der flexiblen Antennen der MEI1000-Serie, von der ich mehr "Zombie-Beltpacks" mit angeklebten, abgerissenen, geknickten, ... gesehen habe als ganze) und praktische Helferlein wie IR-Sync und Vergabe eines Namens, sodass das Beschriften mittels Marker und Klebestreifen überflüssig geworden ist.
An und für sich hat sich das System bisher bei den Heimproben bewährt. Der Sound ist in Ordnung. Für mich als Bassist zeigte sich ein starkes Rauschen, sobald einzelne tiefe Transienten gespielt werden (tupft man auf die Basssaiten, hebt sich auch das Rauschen merkbar). Dies scheint aber der Technik geschuldet zu sein, denn auch das 200€ teurere Sennheiser XSW System zeigt dieses Phänomen. Sobald mehrere Instrumente spielen oder man mit Begleitmusik probt, ist das Rauschen nicht mehr bemerkbar. Es scheint also tatsächlich mit der Verarbeitung und Modulation einzelner tiefer Signale zu tun zu haben.
Zwei Dinge sind mir störend aufgefallen:
1) Gain-Staging ist eine echte Herausforderung, selbst für mich als erfahrenen und technikaffinen Musiker. Es gibt Gaineinstellungen, dann nochmal eine Volumeneinstellung sowie die Volumeneinstellung am Beltpack. Wie soll man das einstellen? Es gibt nämlich nur eine Pegelanzeige. Diese ist aber nicht gesondert für Gain und für Volumen, sondern wird von beiden beeinflusst. Es ist also nicht klar, ob man Volumen bis zum Anschlag aufdrehen soll, um die korrekte Gaineinstellung bis zum Peak festzulegen oder andersherum. Ideal wäre hier eine Art "Pre-Fader" Anzeige zur Einstellung des Gains sowie eine Hilfestellung in Form einer Anleitung, denn unerfahrene Nutzer, die man mit diesem kostengünstigen Produkt natürlich gewinnen möchte, sind hier schnell überfordert.
2) Die Pegelanzeige: Mir ist unklar, was sie darstellen möchte. Nicht nur ist sie sehr ungenau/langsam/zäh: Kommt es zum Peak, stagniert die Anzeige manchmal langfristig und gibt ERST DANN wieder den tatsächlichen Pegel wieder, wenn Stille herrscht. Die Anzeige des Sennheiser-Systems war hier im Vergleich ein echter Traum. Ich brauche die Anzeige nicht, wenn sie erst mal richtig eingestellt ist, aber zur Einstellung des Gains ist sie echt Horror.
Von diesen Dingen abgesehen habe ich bisher nur Positives zu berichten. Man darf nicht vergessen: Das System kostet derzeit knapp 400€. Irgendwo muss man Abstriche machen. Für dieses Geld bekommt man aber ein hochwertiges In-Ear-System, das in dieser Preisregion zweifellos Seinesgleichen sucht und seinen kostengünstigeren Mitbewerbern funktional weit überlegen ist.