Man hat doch eine Verantwortung, wenn man eine Rezession schreibt, gerade bei Produkten, die keine Massenware sind und deshalb auch keine massenhaften Bewertungen bekommen.
Deshalb habe ich so ein bisschen ein Problem mit den aktuellen Sterne-Bewertungen zu diesem Mikro hier bei Thomann.
Über das MTP840DM etwas herauszubekommen ist gar nicht so einfach, da es im Internet nicht sonderlich viel brauchbare Reviews dazu gibt. Und leider hat Podcastage es bis dato noch nicht analysiert. Zum Glück habe ich einen russischen Youtube-Channel gefunden, der hier mal die Lewitts und vor allem auch dem 840 auf die Pelle/Membran gerückt ist. Ich kann zwar kein russisch, aber ich habe Ohren und nenne einen Beyerdynamic DT880Pro Kopfhörer mein Eigen. Und die Soundtest und Vergleiche sprechen für sich. Selbst ohne Kopfhörer waren die Unterschiede gut zu hören.
Wäre ich nur nach den Bewertungen hier gegangen, hätte ich dieses Mikro nie in Betracht gezogen.
Als Schlagzeuger habe ich die Lewitts schon längst für meine Drums entdeckt (haltet einfach mal ein MTP440 an eure Snare!). Da ich ein bisschen mitsinge hatte ich mir das dynamische Shure Headset- Mikro zugelegt, dass mich aber immer weniger begeisterte. Vor allem das Bleeding und der doch sehr stark färbende Frequenzgang haben mir immer weniger gefallen. Also back to the boom, zurück zum Galgenmikroständer über die linke Schulter, aber welches Mikro? MTP440 und MTP250, ein älteres Beyerdynamic M69TG, Audix Fireball, SM57 und ein SM58 lagen bereit. Am besten klang das MTP440 mit meiner Stimme, aber zu viel Bleed und Plosives, bester Kompromiss MTP250 allerdings zu viel Bass, also Lowcut. Im Vergleich zum Headset-Mikro schon ein Unterschied wie Tag und Nacht. Da das MTP250 am Drumset weiterhin seinen Dienst verrichten soll, habe ich mal den Lewitt-Support gefragt, welches Mikro sie für meine Situation empfehlen würden. Letztlich lief es auf das MTP840DM heraus.
(Der Support war übrigens sehr schnell, sehr nett und sehr kompetent!)
Die Qualität ist über alle Zweifel erhaben, das Ding ist, wie es sich für Bühnenmikros gehört, extrem massiv und robust gebaut. Alles fühlt sich absolut wertig an.
Die oben aufgezählten Features (Lowcuts & Preamp) funktionieren alle und sind auch deutlich abgestuft hörbar. Ich nutze es jetzt z.B. aktiv mit 150Hz Lowcut und 6dB Anhebung. Das die Schalter dafür gut versteckt unter der Haube liegen und absolut vergriff sicher nur mit dem beiliegenden Werkzeug oder einem spitzen Gegenstand verstellt werden können, finde ich sehr gut gelöst. Man macht das nicht so oft und dann tut man es bewusst.
Es rauscht nix, und schon gar nicht übertrieben! Also aus meiner Sicht auch absolut (Home) Studio tauglich.
Griffgeräusche liegen absolut im Rahmen dessen, was üblich ist. Hier gibt es bestimmt Mikros, die das noch besser können. Aber klingen die dann auch noch so gut wie das 840 zu diesem Preis? Da habe ich so meine Zweifel.
Was neben den o.g. Features das Mikro wirklich besonders gut macht, sind der sehr dezente Nahbesprechungseffekt und die extrem gute Unterdrückung das Plosive, sowie der geringe Bleed.
Das ist im Vergleich zu meinen anderen Mikros wirklich hervorragend. Deswegen ist es aus meiner Sicht auch gut am Schlagzeug einsetzbar und mit einem gewinkelten XLR-Stecker und einem guten Schwanenhals, bekommt man das auch gut platziert, ohne den Sticks allzu sehr ins Gehege zu kommen, da auch der Mikroschaft nicht allzu lang ist. Schwer ist es allerdings, also klapprige Billigständer/Galgen würde ich nicht empfehlen.
Den Sound des Mikro zu beurteilen ist schwer, da es von so vielem abhängig ist. Die Grundcharakteristik der Lewitts ist modern, klar und Präzise, ohne spitz zu klingen.
Und genau das macht auch das 840, meine Stimme klingt gefühlt besser als im Original. Sie klingt warm, seidig und klar und setzt sich auch gut gegen verzerrte Gitarren durch. Mit aktivem Preamp kommt neben der Lautstärke so etwas wie eine angenehme Saturation dazu.
Es klingt schon fast wie ein Kondenser. Ich liebe es!
(Ich habe eine eher helle, etwas kehlige Männerstimme, so zur groben Orientierung.)
Vergleicht man es mit einem SM58, hat man das Gefühl die Sonne geht auf und man kann wieder durchatmen. Durch die Vorverstärkung und gute Unterdrückung der Umgebungsgeräusche, kann man relativ leise auch in lauter Umgebung hereinsingen/sprechen.
Ob das Mikro zu deiner Klangquelle und Einsatzzweck passt, musst du selbst herausfinden.
Die Features und aufgezählten Eigenschaften macht es allerdings sehr flexibel, nicht nur für Gesang und Sprache.
Es nicht in Betracht zu ziehen, weil es angeblich rauscht oder resoniert, wenn man nur in die Nähe kommt, wäre definitiv falsch.
Ich würde es sofort nochmal kaufen!