Ich habe mir das HX Stomp als Nachfolger zu meinem BOSS GT-1 angeschafft, um vielfältigere Möglichkeiten beim Home-Recording zu haben und die bisherige Lösung um einige nette Funktionen zu erweitern.
Neben zahlreichen Verstärker- und Boxenmodellen für Gitarre und auch Bass, gibt es obendrein auch noch einen Mic-Preamp (der allerdings erst noch getestet werden will). Die Anschlussmöglichkeiten bieten ausreichend Freiheiten, um das HX Stomp als Audio-Interface via USB direkt in die DAW einzuspeisen, die Line-Outs in Richtung Monitore/Aktivboxen (oder FOH) zu schicken (selbstverständlich auch zu einem echten Amp möglich) und zusätzlich einen Kopfhöreranschluss zu haben, der sich separat einpegeln lässt, was beim Aufnehmen natürlich die Ohren schont. Erwähnenswert sind an dieser Stelle auch die verschiedenen möglichen Routings innerhalb der DAW, die auch eine parallele Aufnahme des trockenen Gitarrensignals und anschließendes Re-Amping erlauben. Obendrein ist das Gerät auch noch MIDI-fähig (sowohl über echte Anschlüsse, als auch via USB), wodurch sich speziell bei Verwendung innerhalb einer DAW zahlreiche Möglichkeiten ergeben (z.B. automatisierte Programmwechsel oder gescriptete Parameterkurven, für z.B. einen Wah-Effekt).
Die Verarbeitung des Stomp ist grundsolide und absolut roadtauglich. Die Fußtaster haben einen angenehmen Druckpunkt und lassen sich auch auf dem Schreibtisch angenehm und ohne allzu großen Kraftaufwand per Fingerdruck bedienen. Die Regler und Taster funktionieren einwandfrei und das Farbdisplay bietet ausreichend Informationen, um auch bei einem Bühneneinsatz jederzeit sehen zu können, was man da gerade tut. Einzig und allein das Netzteil ist etwas gewöhnungsbedürftig (der Adapter-Stecker für EU-/US-Netze ist etwas locker), was aber nicht groß ins Gewicht fällt, wenn man weiß, dass man das Netzteil beim Herausziehen so mit Daumen und Zeigefinger greifen muss, dass der Adapter nicht in der Steckerleiste verbleibt. Der Hauptschalter am Stomp ist hingegen ein sinnvolles und praktisches Feature. Zusätzlich bietet das Gerät auch noch Anschlussbuchsen für separate Fußschalter oder Expressionpedale, sowie eine echte Send-/Return-Schleife, um auch noch externe Geräte/Prozessoren sinnvoll in den Signalweg zu integrieren.
Nun aber zum Sound des kleinen Brüllwürfels...
Mir fehlt, ganz ehrlich gesagt, der direkte Vergleich zu den ganzen verschiedenen Verstärker- und Boxenmodellen, die der Stomp anbietet, um beurteilen zu können, wie nah die an bestimmte Verstärkermodelle angelehnten Simulationen am jeweiligen Original sind, oder eben auch nicht. Was ich sagen kann ist, dass alle Sounds, die ich bisher aus dem Gerät rausgeholt habe, weitaus weniger britzelig und digital klingen, als ich es von meiner vorherigen Lösung gewohnt war. Alles klingt irgendwie warm und lebendig - dynamisch und druckvoll, aber eben dennoch auch stark verzerrt und mit schreienden oberen Mitten/Höhen, wenn man es denn so haben will. Es fühlt sich authentisch an, als ob man einen echten Verstärker spielen würde. Hervorzuheben ist dabei, dass das Gerät auch über sehr gut klingende Bass-Modelle (samt Boxen) verfügt. Abgerundet wird das Ganze dann noch durch die Möglichkeit, den Sound durch separat erhältliche IRs (Impulse Responses) zu verändern, erweitern, perfektionieren, was auch immer. Bisher bin ich mit den mitgelieferten Boxenmodellen ganz zufrieden und wenn man Diskussionen dazu im Netz verfolgt, scheiden sich da scheinbar die Geister, ob nun die integrierten Cabs, oder die IRs die Nase vorn haben. Die zahlreichen Effekte runden die Soundpalette ab und lassen (fast) keine Wünsche offen.
Die Line 6 eigene Editorsoftware HX-Edit nimmt mir im Handling, beim Erstellen und Kopieren von Patches, beim Archivieren der Presets und auch beim eben mal durchklicken, was da alles so eingestellt ist, jede Menge Arbeit ab. Die Software ist gut durchdacht, die Oberfläche intuitiv und gut aufgeräumt, und von der Funktion her genau so, wie sie sein soll.
Alles in allem habe ich mir mit dem HX Stomp eine All-In-One Lösung ins Haus geholt, die für meine Zwecke locker die nächsten 10 bis 15 Jahre (wenn nicht sogar länger) überdauern wird und auch im Livebetrieb eine Option (direkt ins Mischpult) sein könnte, wenn ich nochmal mit einer Band auf der Bühne stehen sollte.