Schwer zu beschreiben, was mich am meisten an dem m5 stört. Ich vermute, es ist der Tonklau, der deutlich hörbar ist. Hier handelt es sich auf jeden Fall nicht um "True bypass", wie es der Hersteller bewirbt. Nun mag man das bei einem Gerät dieser Preisklasse auch gar nicht so wichtig finden, andererseits hat das m5 früher mal gut das Doppelte gekostet, also etwa 200 Euro, und ist jetzt nur in die Jahre gekommen, schließlich muss man den Preis der Konkurrenz halten (sprich: von Zoom). Der Ton verändert sich jedenfalls merklich und in einer sehr negativen Weise.
Grundsätzlich finde ich viele der digitalen Modelle selbst hörbar, sie klingen aber auch oft sehr ähnlich und sind allenfalls Füllmaterial. Da wünscht man sich lieber ein anständiges und hochklassiges, weit konfigurierbares Modell anstatt sieben oder acht gleich klingender. Das störte mich schon beim kleineren Konkurrenten von Zoom und wird mich wohl bei allen Multis weiterhin stören. Vor allem bei den Delays empfand ich das so. Da ist mal das wiederholte Signal eher out of tune oder wird zusätzlich modelliert, ob man das dann mit zwei oder drei "verschiedenen Modellen" bewerben muss ... Andere Modelle benutze ich nicht, und es wäre unfair, sie hier einer Bewertung zu unterziehen. Die Filter-Sektion beispielsweise hat einige interessante Sounds gerade wohl für Bass-Spieler, für Funk usw. zu bieten. Wenig angetan war ich auch von den Verzerrern, die irgendwie kalt und digital klingen, was hier auch schon andere geschrieben haben. Und auch hier macht sich der Tonklau über den Amp bemerkbar. Ich hatte das Gefühl, die Verzerrer stehlen viel von dem schönen "Ausklang" des Tons. Dann lieber die Verzerrung des Amps nutzen, die sehr viel besser klingt (getestet über einen Yamaha THR 5). Interessant fand ich die Verzerrer mit Oktave darüber oder darunter, die man für den Preis allein kaum finden wird (oder doch: Vox Trike Fuzz?), aber allein dafür würde ich das Gerät nicht behalten wollen.
Zur Bedienung: Das meiste ist selbsterklärend, so viele Schalter gibt es ja nicht am Gerät. Was mich störte, ist, dass das m5 zwar über Presets verfügt, aber man nur umständlich zwischen ihnen hin- und herschalten kann: Klick auf beide Pedale gleichzeitig, dann mit dem rechten nach unten, dann wieder Doppelklick. Ich weiß nicht, ob es einen anderen Weg der Umschaltung gibt, aber warum nicht einfach das Preset gleich aktiviert haben, wenn man in dem Umschalt-Mode ist? Das dauert beim m5 viel zu lange, und dafür muss man dann wohl auch schon das m9 kaufen. Auf der anderen Seite fand ich gut, dass man Parameter per Pedal in Echtzeit verändern kann. Dann kann man zum Beispiel den Gain von null auf hundert hochfahren, nutzt die Zerre entweder als zusätzlichen Boost für Solos oder auch als Synth-artigen Effekt. Schade, dass die Zerren dafür nicht unbedingt gut genug klingen.
Verarbeitung: zweigeteilte Sache. Auf der einen Seite sehr hochwertig, da Metallgehäuse, auf der anderen Seite wirken die Schalter recht billig. Die Line6-Fußschalter machen einen wenig haltbaren Eindruck, Mikroschalter mit einfachen Federn, die hin und her wackeln. Die Schalter zum Einstellen der Werte sind nicht endlosdrehend angelegt (der Modellwahlschalter schon). Das nervt auf die Dauer ein wenig, weil man immer vor- und zurückdrehen muss, bis das Gerät auf Änderungen reagiert (besser gelöst beim Zoom).
Alles in allem schade: Vieles Kompakt in einem Gerät zu haben, dazu Presetanwahl und Parameter per Fußpedal (optional), das wäre schön gewesen. Auf der anderen Seite zeigt es wieder, was man ohnehin wissen sollte. Lieber einmal richtig kaufen als einmal billig - dann kauft man nämlich am Ende doch zweimal. Wer wie ich das Gerät nur für zwei drei Sachen nutzt (vielleicht mal ein Delay und mal hier eine Distortion), ist auch mit einzelnen Pedalen weitaus besser bedient. Ein hochwertiges gig-taugliches Gerät, das tut, was es soll und gut klingt. Das bekommt man zusammen mittlerweile für 30 oder 40 Euro mehr auch bei Thomann.