Für 200 EUR, immerhin günstiger als viele sog. Boutique-Zerrer, erhält man hier sehr viel. Das mal vorab.
Ich suchte nach einer günstigen, aber hinreichend guten Lösung um Live mit wenig Aufwand Gitarrensounds zu realisieren.
Das kriegt man hier.
Ich schicke ihn dennoch zurück.
Weshalb?
Im Quervergleich zu NDSP Plini oder dem Ableton Stock Rectifier (Softube) haben alle Sounds des POD Black diesen Effekt der manchmal als „Handtuch vorm Speaker“ beschrieben wird. Das klingt jetzt dramatischer als es ist, fällt im A/B-Vergleich mit dem exakt gleichen DI-Signal aber auf.
Line6 hätte dem sicherlich über einen Master-EQ oder besser noch custom IRs eine Lösung gegenüberstellen können.
Vermutlich spricht eine hinreichende Abgrenzung zu den höherpreisigen Line6-Produkten aber dagegen.
Die Effekte sind solides Mittelmaß und die Distortion-Pedale - wenig überraschend - nur effektiv, wenn der Amp selbst wenig Gain eingestellt hat. Das ist aus meiner Sicht aber eher nicht die Idee hinter einem Highgain-Amp-Pedal. Ich will ja die Zerrstrukturen dieser Amps. Deshalb hätte man sich diese Pedale vielleicht auch sparen können und dafür eher einen Presence-Regler hinzufügen.
Apropos Amps: Mein Fav war Anvil, welcher meines Wissens ein Line6 Eigengewächs und kein Offspring anderer Inspirationen ist.
Bezüglich der Authentizität modellierter Amps bin ich kaum aussagekräftig. Von den hier verpackten Amps kenne ich nur den Rockerverb im Original. Dieser klingt eher anders. Das wäre mir aber auch eher Latte, da imho der interessante Aspekt des POD Black einfach unterschiedliche (hoffentlich gut klingende) Sounds sein sollten. Was da wie gut kopiert wird, ist mir weniger wichtig, solang das Resultat stimmt.
Was ist denn das Resultat?
Ich denke wer mit kleinem Budget einen guten Highgain-Sound sucht, der mit Kopfhörern, flexibel unterwegs oder abends im Wohnzimmer (Batteriebetrieb möglich!) gespielt werden kann, könnte hier sehr happy werden. Wer teurere Modeller spielt und eine günstige Backup-Lösung für live sucht, kann hier bestimmt ebenfalls sein Glück finden. In jedem Fall würde ich empfehlen Presets in der stabilen, übersichtlichen Software zu konfigurieren. Am Pedal standalone ist man sehr eingeschränkt.
Der POD macht einen sehr stabilen Eindruck, ist aber ein Hartplastikbomber. Doch auch hier gilt: 200€ - da kriegt man eben nicht die Welt.
Versuch macht klug!