Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben und aufgrund meiner durchwachsenen Erfahrungen mit internen Mikros (Audio Technica, DPA 4060, Mills Mic) den Lyric bei Erscheinen (im Jahr 2013, glaube ich) ignoriert.
Auf Uncle Larry's YT-Kanal hörte ich neulich, das Brian Sutton den Lyric - in Kombination mit dem Mills Mic - live verwendet. Da wurde ich neugierig und habe mir bald ein Exemplar bestellt.
Das war dann leider DOA - statt Mikrosignal kam nur Oszillation. Nach - wie immer erfreulich schnellem - Austausch durch Thomann kam dann ein funktionierender Lyrik.
Einbau ist etwas fummelig, aber für durchschnittlich geschickte Bastler stresslos. Ich habe mir eine Art Klammer gebaut, mit der ich die Position von außen verschieben konnte, ohne den Lyric gleich zu verkleben (Monitor über InEar-Hörer). Es gibt durchaus (subtile) Klangunterschiede, wenn man auf der Stegplatte ein, zwei Zentimeter Spiel hat. Ist aber vielleicht nur für Nerds wie mich interessant.
Ergebnis: Bei geringer Verstärkung brauche ich keinen EQ (über Schertler 280 oder SR MonBaby, Acus oder so was), soll es lauter sein, gibt es zwei Resonanzen schmalbandig wegzufiltern. Ich. Bin. Be. Gei. Stert!
Das Ding ist natürlich nix für den Top-40-Kollegen, der mit Drums im Rücken 'Wonderwall' strummen will. Da gibt es physikalische Grenzen.
Aber für dezent verstärkte Konzerte in kleinen bis mittleren Venuegrößen ist der Lyric unschlagbar, denke ich. Bislang habe ich zwar nur zwei Gigs damit gespielt aber ich bin zuversichtlich, dass ich mit dem Lyric auch langfristig viel Spaß haben werde. Disclaimer: Bin kein Neuling. :o))
Am meisten hat mir gefallen, dass keinerlei Anpassung meiner Spielweise nötig ist, um damit toll zu klingen. Bei vielen anderen Pickupsystemen habe ich immer wieder beobachtet, wie ich automatisch meinen Anschlag an deren Sound anpasse, die Dynamik einschränke, usw. Alles, damit es nicht ganz so schrecklich klingt. Oder gar weh tut.
Mit dem Lyric mache ich einfach Musik und spiele so, wie ich auch akustisch spielen würde. Mühelos und stressfrei.
Einziges Manko: Das relativ deutliche Grundrauschen. Allerdings ist das Frequenzspektrum angenehm höhenarm: Es klingt wie das Standrauschen eines Marshall im Nachbarraum bei angelehnter Tür.
Ist ein bisschen schade, aber mir angesichts des Wohlklanges egal.
"Doch, ich bin's - ich bin gar nicht so pingelig, wie die Anderen immer sagen..."
Update Mai 23: Grund für die Oszillation (beim ersten Exemplar) war der Lithium-9V-Block, den ich verwendet habe. Ob es an den 0,4 V Überspannung (gegenüber Alkaline oder NiMh) oder am niedrigeren Innenwiderstand liegt, weiß ich nicht; jedenfalls funktioniert das Lyric Mic normalerweise nur mit den letztgenannten Batteriechemien.