In der Werbeankündigung steht ja etwas vom "perfekten ergonomischen Design", da war ich doch ziemlich skeptisch, denn jeder Mensch hat schließlich seine eigene Anatomie, und da kann ein Produkt "von der Stange" eigentlich nie perfekt passen.
Sehr erstaunt war ich, dass die Stütze sich trotzdem perfekt, über die ganze Länge, an meinen nicht sonderlich standardisierten Brustkorb anschmiegte und eine sehr gute Druckverteilung ermöglichte. Im Vergleich dazu wirken alle anderen Stützen wie ein flaches Brett.
Noch erfreuter war ich, dass die Stütze trotz nicht abnehmbarer oder umklappbarer Füße in das Zubehörfach meines Bratschenkastens passte. Das war auch so ein Werbeversprechen gewesen... tatsächlich schlängelt sich das Holz so zurecht, dass im Kasten alles flach und kompakt wird. Allerdings muss man jedes Mal die Füße drehen und sollte sich merken, in welche Richtung, damit man nicht nach und nach die Höhe verstellt.
Was noch auffällt, ist das extrem geringe Gewicht der Stütze. Trotz der geringen Materialstärke ist sie aber ziemlich steif. Dicker Bonuspunkt!
Ein bißchen schade ist, dass nur ein gewöhnlicher Kunstharzlack (?) verwendet wurde, der aus der Nähe etwas billig wirkt, die Maserung des Holzes nicht gut zur Geltung bringt, und auch nicht romantisch riecht. Aber ein echter Geigenlack wäre wahrscheinlich von der Verarbeitung her zu teuer geworden. Immerhin ist die Stütze handgeschnitzt (aber wahrscheinlich nicht von Herrn Mach selber, und vermutlich auch nicht in Kanada).
So, bislang alles ganz überzeugend! Jetzt kommen wir zu den negativen Dingen:
- die Füße sind leider völlig unbrauchbar, sie rutschen einfach weg, selbst mit etwas Spannung. Wenn man das Instrument auf der Schulter hat, verschieben sie sich schon. Nimmt man es ab und kippt es, fällt die Stütze runter.
Das Gewinde ist identisch mit dem der KUN-Stützen. Wenn man die KUN-Füße nimmt, hält alles bombig. Aber noch mal 24,- extra drauf zahlen?
- die Füße schneiden sich ihr Gewinde in einer Bohrung im Holz selber, es ist hier keine Mutter o.ä. eingelassen. Da man zum Verstauen die Füße regelmäßig drehen muss, halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass das Holzgewinde irgendwann verschlissen ist und sich die Füße unter Belastung reindrücken. Sinnvoll reparieren lässt es sich dann nur schlecht.
- die Einstellmöglichkeiten sind doch etwas begrenzt. Man hat auf jeder Seite 3 Bohrungen mit leicht differierenden Abständen, aber da die Stütze sehr steif ist, hat man recht schnell entweder zu viel Spannung auf dem Holz-Gewinde (und hoffentlich den Fuß nicht zu weit rausgedreht) oder zu wenig, so dass sie nicht sicher sitzt. Ob die Kurve der Stütze jetzt mehr Richtung Schulter oder Brustbein liegen soll, kann man kaum bestimmen. Wenn man Pech hat, braucht man deshalb dann gleich noch einen anderen Kinnhalter.
- das Gewinde der Füße ist nicht komplett bis zum Kunststoffteil geschnitten. Dadurch kann man den Fuß nicht komplett reinschrauben (vielleicht ist die Bohrung auch gar nicht tief genug), und man verschenkt einiges an Variabilität.
Insgesamt ist die Stütze nichts für Leute mit langem Hals, auch weil man die Füße nicht sehr weit rausdrehen kann. Kauft man sich extralange Füße, kommt die Stütze, da die Füße nicht seitlich abgewinkelt werden können, schnell aus ihrer perfekten Anschmiegeform heraus.
So, nun zum Abschluss wieder was Positives:
Die Schulterauflage aus Leder ist schön rutschfest, und ich habe auch nicht vermisst, dass eine Polsterung komplett fehlt.
Im Gegenteil, und das ist das wirklich Geniale an dieser Stütze: wo normalerweise dicke Polster die Übertragung der Schwingungen auf Schlüsselbein und Rippen dämpfen, leitet die Mach alles durch. Das ist ein faszinierendes Spielgefühl! Man hat das Gefühl, das Instrument ist mit eiem verwachsen und Teil des eigenen Körpers. Es wirkt sich auch direkt auf den Klang aus, die klanglichen Eigenschaften sind wirklich hervorragend.
Und somit mein Fazit: wer die passende Anatomie hat, und bereit ist, noch mal Geld für Extrafüße auszugeben und die genannten Nachteile in Kauf zu nehmen, wird mit einem sensationellen Spielgefühl und einer bemerkbaren Klangverbesserung belohnt.
Ob man nun die Mach One oder die Hook nimmt, muss man einfach mal ausprobieren. Ich fand die Hook eine Nuance besser, aber das kann beim Nächsten anders sein. Die Position der Füße zur Bratsche ist bei beiden komplett identisch.