Als Linkshänder muss ich zuerst einmal anmerken, dass ausschließlich Thomann die Möglichkeit anbietet, ein sehr breites Spektrum an Lefthand-Gitarren im Laden anzuspielen. So konnte ich nicht nur die von mir präferierten Martins D-28 Modern Deluxe und 000-28 Modern Deluxe ausprobieren, sondern auch eine D-42 und zum Vergleich aus dem Ladengeschäft eine Taylor 812 sowie einige deutlich günstigere Modelle verschiedener Hersteller.
Überzeugt hat mich schließlich die 000-28 - unglaublich, was diese Gitarre bietet: Bis auf das Abalone-Martin-Logo ziert kein unnötiger Schnick-Schnack dieses im Vergleich zu den 40er-Modellen bescheiden daherkommende Modell. Dafür steckt wirklich alles im erstklassigen Material, in der perfekten Verarbeitung und im Sound. Und der hat es in sich: Ich habe selten eine derart obertonreiche Western-Gitarre gehört. Vergleichbares kenne ich eigentlich nur von hochpreisigen klassischen Gitarren. Die Ansprache ist unglaublich direkt, wofür unter anderem die (sauteuren) Liquid Metal Pins sorgen. Ich habe die Dinger testweise gegen Ebenholzpins getauscht, um vergleichen zu können, wie sie sich auswirken. Fazit: Die Energie wird spürbar schneller und mit weniger Energieverlust auf die Decke übertragen. Das Ganze wirkt leicht percussiv und irgendwie so, als wäre die Gitarre an einen Verstärker angeschlossen. Mit den Ebenholzpins klingt sie etwas weicher und leiser. Last but not least haben die einzelnen Töne eine ausgezeichnete Trennschärfe und auch das Soustain ist sehr lang anhaltend. Für den Sound sorgt in ersten Linie die erstklassige Fichtendecke, aber auch Boden und Zargen aus feinstem Palisander (überwältigend sinnlich der Duft, den das Holz verströmt) und die Bindings aus Riegelahorn. Ab Werk ist die Gitarre übrigens mit Phosphorbronze-Saiten ausgestattet, die ich persönlich eher nervig finde und gegen normale Elixir-Saiten getauscht habe. Zur Spielbarkeit: Die 000-28 ist vergleichsweise leicht und war von Anfang an perfekt eingestellt. Durch die niedrige Saitenlage zusammen mit der kürzeren 633er-Mensur wirkt ein 0.12er Saitensatz weicher und leichter spielbar als üblich. Die Lautstärke lässt sich von leise bis ziemlich laut (glaubt man bei dem eher schmalen Korpus erstmal nicht, was da an "Volumen" drinnensteckt) sehr gut an die jeweiligen Raumverhältnisse anpassen. Geeignet ist die Gitarre wohl für so ziemlich alles, was es im akustischen Bereich gibt, außer wegen der ab Werk niedrigen Saitenlage für Bottle-Neck-Techniken. Meine Vorlieben liegen im Fingerstyle und Strumming mit und ohne Plektrum, alles was es im Bereich Singer-Songwriter so gibt. Und dafür ist sie einfach perfekt geeignet.
Gesamtfazit: Bestnote und Gratulation an Martin-Guitars für diesen großen Wurf!