Seit ich den MeyChair bei Thomann erstanden habe, leistete mir diese Sitzgelegenheit bei vielen Gelegenheiten gute Dienste. Nicht nur beim Musizieren auf der Gitarre.
Zwar traf das erste Exemplar mit vollständig zerbröselten Plastikteilen ein - was schon auf minderwertige Materialqualität abseits vom Metall schließen liess - aber das nachgelieferte Modell war dann einwandfrei und bereitete eine Menge Freude ...
... Bis zu einem Tag nicht lang vor dem Ablauf der Fünf-Jahres-Garantie des Herstellers ...
Als ich eines Morgens ins Wohnzimmer trat, eine Teetasse in der Hand und noch ein wenig verschlafen, fiel mir der an der Vorderseite aufgeplatzte Sattelsitz auf. Eine genauere Kontrolle zeigte, daß nicht etwa eine Naht gerissen war, sondern sich der Kunststoff selbst an mehreren Stellen zersetzt hatte. Zudem bröselte mir das Innenleben des Sitzes in flockiger Pulverform entgegen.
Die Kontaktaufnahme mit dem Hersteller ergab, daß man wohl durchaus um die minderwertige Materialqualität wußte und deshalb die erweiterte Garantie auf die Metallteile des Produkts beschränkt hat. Der Sattel wurde mir daher als Ersatzteil zum stolzen Preis von 200,- EUR angeboten (ohne Metallteile).
Der Gedanke mehr als den halben Neupreis für ein Ersatzteil mit bewiesenermaßen stark begrenzter Lebensdauer bezahlen zu müssen, stieß bei mir nicht auf besonders viel Gegenliebe. Auch die Anfrage, ob es eine Option mit Echtleder und besserer Materialqualität gebe (wie in Japan mit den ii-Produkten bestimmter Hersteller zu finden), wurde abschlägig beschieden.
Ich lehnte das Angebot für das Ersatzteil deshalb ab und entschied mich dafür, die Aufarbeitung durch einen lokal ansässigen Sattler vornehmen zu lassen. Natürlich mit echtem Leder und einem Polstermaterial, welches angmessene 15-20 Jahre halten kann.
Es verging eine Zeit, in der ich noch mit mir selbst über dieses Thema haderte und den Sitz mit einem Provisorium aus Klebestreifen unzureichend zusammenhielt. Als ich mich dann schließlich entschieden hatte, waren die Wege überraschend kurz und zwei Wochen später konnte ich die frisch aufgearbeitete Rückenlehne und den Sattelsitz in gefälligem Anthrazit-Lederlook am Gestell montieren.
Fazit: Der Gang zum Sattler hat sich gelohnt. Es sitzt sich jetzt wesentlich bequemer, wirkt wesentlich edler und fühlt sich dazu noch phantastisch an.
Nur schade, daß der Hersteller ein eigentlich gutes Produkt mit schlechter Kunststoffqualität verhunzt. Soviel teurer kann besserer Kunststoff ohne Alterungszusätze doch wohl nicht sein. Wer will schon seine Stehhilfe im Garten kompostieren? Ein potentiell sehr gutes Produkt scheitert an mangelhafter Umsetzung aus Kostengründen. Interesse an Nachhaltigkeit und Schutz von Resourcen und Umwelt kann man dem Hersteller genausowenig bescheinigen, wie Achtsamkeit dem Kunden gegenüber.