Normalerweise bin ich nicht der Mensch, der Sachen im Internet bewertet. In dieses Set habe ich jetzt aber so viel Zeit gesteckt, dass es mir wichtig ist, meine Erfahrungen zu teilen.
Positiv:
- Gesamteindruck: Hardware sehr ordentlich verarbeitet (sogar mit Fixierklemmen), Drumset optisch ansprechend. Für mich war der optische Eindruck eines Akustiksets (auf der Bühne) maßgeblich für die Kaufentscheidung.
- Spielgefühl ist ordentlich, besonders auf den Kesseln. Crashbecken fühlen sich realistisch an, da recht weich. Die Härte des Fells kann man ganz normal durch Stimmen verändern, war allerdings nicht nötig bei mir.
- alle Komponenten haben eine angenehme Größe, lediglich das Ride fühlt sich dabei ungewohnt an.
- das Set ist wirklich nicht laut. Nur die Vibrationen durch die Fußmaschine wirken sich stark auf das Geschoss darunter aus, am besten also im Keller üben.
- die Einstellmöglichkeiten sind sehr vielseitig, man kann aus einer Reihe von Effekten wählen, Effektstärke einstellen, die Tonhöhe verändern, das Routing verändern (praktisch, wenn der Platz im Pult begrenzt ist), EQ, Kompressor, Empfindlichkeit, Mindestabstand zwischen zwei Anschlägen...das Verändern der Sounds geht besonders gut mit der PC-Software. Man muss sich dafür aber auch damit beschäftigen.
- ein weiterer Anschluss für einen Trigger/ein Becken
- das Laden von Samples vom USB-Stick funktioniert einfach (und immerhin meistens)
- mir gefällt, dass die Rims ansprechbar sind. So liegen bei mir zum Beispiel Cowbell und Tamburin auf den Rims der Standtoms.
- das Modul ist optisch ansprechend, lässt sich gut bedienen, ist ordentlich verarbeitet und bietet sogar einen Nachtmodus
- bis zu 8 Outputs (frei belegbar).
Negativ:
- bis auf den Standardsound, mit dem man gut arbeiten kann, haben fast alle Kits eine unfassbar schlechte Qualität. Teilweise klingen die Sets, als wären sie mit dem Handy aufgenommen. Die "künstlichen" Sounds, (Techno, Dubsteb...) sind gut und machen Spaß, lassen sich aber selten in der Praxis einsetzen. Die Abstimmung der Lautstärke ist auch des Öfteren sehr fraglich. Nach einigen Wochen stellte sich bei mir ein zusammengesetztes Kit heraus, was mir klanglich gefällt.
- Materialdicke der Kessel, besonders Bassdrum-Kessel gefährlich dünn. Beim Festziehen des Bassdrumpedals wartet man nur darauf, dass der Kessel bricht. Das kleine Stück Filz hilft dabei auch nicht. Wird bei mir getauscht.
- an Fußmaschine und Hi-Hat-Stativ wurde merklich gespart, diese wurden von mir getauscht. Für den Heimgebrauch aber völlig in Ordnung. Das Stativ hat nur eine dünne Stange in der Mitte und die Hi-Hat passt nicht für die Größe von z.B. Tama. Da waren leichte Basteleien notwendig.
- der ganz große Negativpunkt - die Hi-Hat: drei Stufen, okay, damit kann ich leben, auch wenn es sich unangenehm spielt. Die Einstellmöglichkeiten sind groß (Kalibrierung, open-point, close-point...), sodass man alles in den Griff bekommt. Nun das Problem: die Kabel lösen sich in unregelmäßigen Abständen leicht aus dem Hi-Hat Pad. Dies habe ich bei Thomann reklamiert und der TOP Kundenservice sendete mir ohne Probleme eine neue Hi-Hat zu, sogar mit Stativ, Zubehör und zwei Kabeln. Diese hat auch wunderbar funktioniert...eine Woche lang. Inzwischen tritt das Problem wieder auf. Ich überlege, auf eine Akustik-Hi-Hat zu wechseln, weil der Sound dadurch unkontrollierbar wird (aufgrund der geringeren Lautstärke habe ich mich aber für ein E-Set entschieden...). Ich habe Angst davor, damit live zu spielen, werde aber versuchen, die Kabel mit Kabelbindern an der Hi-Hat festzuziehen (sehr unschön). Auch gibt es nicht einen schön klingenden closed Hi-Hat Sound auf dem Modul. Entweder die Qualität ist schwach oder "closed" ist eigentlich "half-open". Dazu muss man im Internet auf die Suche gehen.
- die Crashbecken bauen sich regelmäßig selbst auseinander, sodass man Gummipad und Ring mit viel Kraft wieder in die richtige Position drücken muss.
- Einstellungen werden trotz Speicherns manchmal nicht übernommen oder es werden Einstellungen, die vorher gespeichert wurden, durch Abbrechen zurückgesetzt.
- Bei schnellen Doppelschlägen auf der Bassdrum wird nur der erste abgespielt (trotz Einstellung auf 0). Das ist mir aber nur mit der Doppelfußmaschine passiert, beim Set ist eine Einzelfußmaschine dabei.
- schade, aber nicht schlimm: die Tomkonfiguration auf dem Modul wurde nicht auf das Set angepasst, sondern muss manuell vorgenommen werden (10, 12, 16 statt typischerweise 10/12, 14, 16).
- die Bell des Ridebeckens hätte größer ausfallen dürfen und ist dadurch sehr schwer zu treffen.
- da ich sehr groß bin, wird mir die Höhe der Standtomfüße auf Dauer nicht ausreichen.
- ebenfalls nicht schlimm: die Becken färben sehr stark auf die Sticks ab.
- die Länge der Kabel ist sehr knapp bemessen (besonders zweites Crash und Standtom). Leider gibt es keine Vorbereitungen für Kabelmanagement jeglicher Art.
Alles in allem ist das Set aus meiner Sicht eine gute Wahl, wenn man sich nicht darauf verlassen können muss, z.B. zum leisen Üben zu Hause. Ich werde es dieses Jahr auf der Bühne testen, kann aber vorweg schon sagen, dass man sich nie zu 100% sicher sein kann, dass wirklich der Sound abgespielt wird, den man erwartet. Dort kann man es sich schlicht nicht leisten, mitten im Song Kabel neu einzustecken oder ein Crash zu reparieren. Mit der Zeit werden bei mir also noch einige Optimierungen folgen. Ein letzter Pluspunkt: die erste, defekte Hi-Hat funktioniert tadellos als drittes Crash.