Der Argon8 ist ein Bananenprodukt: Er reift beim Kunden. Wer mit dem Finger schon gen Rücksende-Link hier zuckt, sollte seinem frisch empfangenen Exemplar erstmal die neueste Firmware verpassen.
Es mutet schon bizarr an, dass eigentlich selbstverständliche Funktionen, wie eine nun immerhin einigermaßen einstellbare Lautstärke pro Patch, erst spät nachgereicht wurden. Auch nachgereicht wurden Leckereien wie zahlreiche neue Wavetables. Eine Key-Follow-Funktion für das Filter habe ich noch nicht entdeckt. Manche Funktionen, wie die klassische Hold-Funktion für den Arpeggiator sind nur über akrobatische Tastenkombinationen erreichbar. Kurzum, die Bedienung ist trotz der vielen Knöpfe mit einer gewissen Eingewöhnung verbunden.
Sehr lecker ist das Konzept der "ModSlots". Anstatt einer verwirrenden Matrix, die aus kleinen Menüs eh nie begreifbar herauskommt, wie z.B. beim Roland JD-XA, sind beim Argon8 eben 8 Slots vorhanden, mit denen eine Quelle ein Ziel steuern/modulieren kann. Die Slots können durch kleine Button-Kombi-Artistiken quasi automatisch belegt werden, man muss sich nur dann damit genauer beschäftigten, wenn alle 8 voll sind. Das ist vielleicht eines der Key-Features in dieser Maschine.
Die Verarbeitung wirkt sehr wertig. Die Klaviatur ist wirklich gut und hat einen smooth zu betätigenden Aftertouch. Das Gehäuse wirkt robust, hier ist viel Metall drin, entsprechend schwer aber auch eher robust ist die Kiste. Hier ist man den großen Konkurrenten weit voraus, insb. Roland hat ja in den letzten Jahren nur noch klapperige Plastikeimer gebaut. Über die Langlebigkeit kann ich jedoch noch nichts sagen.
Zum Klang: Wer hier einen Vintage-Analog-Synthesizer erwartet, sollte von diesem Gerät natürlich die Finger lassen. Das liegt neben dem inhärenten Prinzip der Wavetables vor allem am Filter, das alles andere als Vintage klingt. Eher öde, digital. Was den Synthesizer nicht unbrauchbar macht. Zusammen mit der gut ausgestatteten Effekteinheit, die auch eine nur digital mögliche Bitcrusher-Verzerrung bietet, kommen hier Klänge raus, die eben mit einem analogen Klassiker gar nicht möglich sind. Mir gefällt das Klangspektrum gut und von den 300 Werkpresets habe ich schon etliche weiterverarbeitet und mir bereitgelegt für das, was da noch kommen mag.
Wie leider so oft üblich nicht an Bord ist ein Tap-Tempo-Button. Außerhalb vom "Sequenzerland", mit echten Musikern in einer Jam-Session, wäre dieser zum Beispiel für Tempo-Synchrone Delays doch sehr schön.
Eines ist am Argon8 sehr klassisch: Wenn man den einfachen Arpeggiator anmacht, kommt sofort der Spaß, wie damals bei meinem Korg Poly61, nur natürlich mit anderem Sound. Dann noch Anschlagsdynamik und Aftertouch auf das Filter oder anderes geroutet und schon passiert Magic. Und das ist doch, um was es geht! Ich bin zufrieden.