Der Modal Argon 8 ist sicherlich mit der interessanteste Synthesizer der letzten Jahre. Zum einen weil er einen wohltuenden Kontrast zum sonst so allgegenwärtigen Analog-Hype darstellt, zum anderen stellt sein Klangqualität durchaus andere Produkte aus der Kategorie Digital-Synthesizer in den Schatten.
Bei uns kommt der Argon 8 vorzugsweise im Studio zum Einsatz. Das ist von der Firma Modal auch äußerst komfortabel gelöst, da man den Synthesizer vollständig mithilfe einer Software namens MODALapp fernsteuern kann. Außerdem existiert von diesem Programm noch eine VST-Version (zwischenzeitliche Probleme wurden durch rasche Updates vollständig gelöst), somit steht einer Einbindung und vollständigen! Fernsteuerung via DAW nichts im Weg. Im Live-Einsatz freut man sich über die zahlreichen Regler welche alle Funktionen schnell zugänglich machen.
Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut (Update vom Dezember 2020 zum defekten Display siehe unten) , besonders das stabile Metallgehäuse lässt darauf hoffen das der Synthesizer auch im rauen Touralltag nicht gleich zu Bruch geht. Leider ist der viel gelobte Joystick gleichzeitig auch am heikelsten – sprich abstehendsten, ohne ein stabiles Case sollte man den Argon nur sehr vorsichtig transportieren – andernfalls riskiert man schnell die Bedienelemente zu ruinieren.
Klanglich ist der Synthesizer wirklich toll, sofern man mit der Wavetablesynthese ästhetisch etwas anfangen kann. Kraftvoll digitale Sounds, die auch dank der Table-Morphing-Funktion immer sehr eigenständig daherkommen, sind seine Stärke. Entgegen diverser Behauptungen kann der Modal Argon 8 auch sehr gute digitale! Bässe produzieren (sofern man den Synthesizer anständig programmiert). Aber sein Haupteinsatzgebiet wird wohl vermutlich eher herausragende sphärische Pads, ungewöhnliche aber durchaus brauchbare SFX, typische Wavetablesounds und – man muss es mal so sagen: Leadsounds die in Erinnerung bleiben sein. Mithilfe der mächtigen Modulationsmatrix lassen sich die Sounds auch immer sehr lebendig gestalten und der Aftertouch ist nicht nur als nette Zugabe zu verstehen! Für Programmierfaule ist die Randomfunktion auch ein nettes Feature, das als Startpunkt für eigene Sounds dienen kann.
Anfänglich haben wir noch mit den schwächelnden Hüllkurven und dem geringen Output des Synthesizers gehadert, aber die Firma Modal hat mit der Firmware 2 sehr viele Verbesserungen vorgenommen. U.a. sind jetzt sieben verschiedene Hüllkurventypen vorhanden, welche endlich auch sehr schnelle und sehr lange Verläufe ermöglichen (die ersten ordentlichen Drum und Percussionsounds haben wir schon programmiert). Der Output der Patches lässt sich nun mithilfe eines Boost aufholen und individuell speichern; sehr gut. Der Step Sequencer ist nun auch polyphon, wenngleich wir den noch nicht sehr häufig eingesetzt haben. Hingegen ist der nun mögliche MPE-Support ein echter Fortschritt der uns die Arbeit wirklich erleichtert. Auch der Filter kann inzwischen mit weiteren Verbesserungen aufwarten (u.a. ein so genannter Classic-Modus) und passt perfekt zum Gesamtklang. Mithilfe der Effektsektion lässt sich der Sound professionell veredeln und die einstellbaren Parameter sind für einen Synthesizer schon sehr umfänglich. Lediglich der Hall gehört unserer Meinung nach in die Kategorie verbesserungswürdig da er schon arg metallisch und sehr spezifisch färbt. Aber da wir Hall und Effekte sowieso meist mit unserem Outboard bzw. Plugins realisieren ist das letztlich auch eher Geschmackssache.
Die Bedienung ist im Grunde relativ klar, allerdings ist es tatsächlich öfters notwendig den Shift bzw. Patch Umschalter zu betätigen, da viele Bedienelemente wegen des Funktionsumfangs zwei- bzw. dreifach belegt sind. Man arbeitet sich schnell ein, aber für „ein Regler eine Funktion“ Puristen ist das wohl nichts. Auch sind manche Funktionen ohne einen Blick in das gute englische Handbuch nicht sofort ersichtlich. Aber das Lesen des Handbuchs eines Synthesizers gehört, wie wir finden, einfach dazu. Außerdem ist das Handbuch des Argon mit gerademal 41 Seiten nicht wirklich schwer zu bewältigen (zumindest nicht wenn man mal das Handbuch eines DX7II FD + E! und Supermax oder eines Fairlight CMI III durcharbeiten durfte...)
Letztlich ist Modal hier ein sehr schöner und auch preislich attraktiver Synthesizer gelungen, welcher schön digital und eigenständig klingt. Mithilfe der Software von Modal ist außerdem eine einfache Einbindung in die Studioumgebung kein Problem und die bisher vorliegenden Firmware- und Softwareupdates lassen darauf hoffen, dass sich die Firma noch eine Weile um ihr Produkt kümmern wird. Bei uns hat der Argon 8 seinen Platz in der Synthesizerwand gefunden. Dort macht er auch optisch eine gute Figur und wird wohl wie seine anderen digitalen und analogen Schwestern und Brüder noch viele Jahre bleiben.
Update vom Dezember 2020: Leider ist vom Modal Argon 8 nun das Display defekt. Das ganze begann mit grauen Streifen, setzte sich mit Flackern fort und nun ist es ausgefallen. Eine Reparatur haben wir noch nicht veranlasst, da das Gerät gerade in einer Produktion eingesetzt wurde und sich der Synthesizer auch mit der App steuern lässt. Bedauerlicherweise sind defekte Displays ein Grundproblem von vielen aktuellen Geräten. Schön ist das nicht und lässt an der grundsätzlichen Verarbeitungsqualität der Komponenten zweifeln, zumal wir das Gerät noch nicht einmal ein Jahr besitzen und der Synthesizer insgesamt gerade mal 71 Stunden im Studio in Betrieb war. Außerdem klemmte von der Tastatur vorübergehend einige Tasten der unteren Oktave, was man aber Modal nicht anlasten kann, da sie die Tastatur ja nicht bauen.
Wir beobachten die Angelegenheit weiter, aber weitere Geräte von Modal werden nach dieser Erfahrung erst einmal nicht angeschafft!