Ich suchte einen Synthie , mit dem man etwas Sounddesign machen kann, eine weitere Lead-Stimme für die rechte Hand hat und den man vor allem auf Reisen mitnehmen kann und habe mir einiges angesehen und mich am Ende für den Cobalt entschieden.
Besonders wichtig war mir die Tastatur, bei der viele Hersteller angefangen haben, zu sparen, wie mir scheint.
Die Tastatur des Cobalt gehört zu den besten, die man bekommen kann und das war letztlich kaufentscheidend, weil es in der Preisklasse eine große Masse an Synthesizern mit sehr ähnlichen Funktionen gibt. Sie ist anschlagsdynamisch, was auch bei den etwas strammeren Tasten noch gut und feinfühlig zu nutzen ist und hat aftertouch, der allerdings im Vergleich zu meinen anderen Keyboards mit AT etwas schwergängiger ist und etwas Gewöhnung braucht. Man hat bei vollständiger Aussteuerung ein wenig das Gefühl den Synth zu zerquetschen. Nachtrag: Nach 1 Jahr Gewöhnung, alles Bestens!
Ein großes Plus ist das design und die sonstige Verarbeitungsqualität: Er kommt mit kühler, metallisch dunkelblau glänzender Oberfläche, die wirklich edel ausschaut. Es ist wirklich es sehr dunkles blau - die helle strahlend blaue Farbe auf einigen Bildern im Netz kommt maximal bei Blitzlicht zustande.
Das Display ist weiß auf schwarz, hat eine fette Schrift und ist im Hellen wie im Halbdunklen jederzeit gut ablesbar.
Die Knöpfe haben eine gute Haptik und erlauben eine gezielte Steuerung der Parameter. Sine ein bischen weich vielleicht. Die Einstellungen für Funktions- und Wertauswahl erfolgt über 2 gerasterte Drehencoder - die anderen sind ungerasterte Endlosregler.
Von den klanglichen Möglichkeiten und der Qualität der Effekte liegt der Synth im oberen Mittelfeld der Preisklasse. Ohne auf alle Details einzugehen, gibt es einige Sonderfunktionen bei den Oszillatoren, die man anderweitig so nicht findet und die das Klangspektrum im Studio definitiv erweitern und auch live tauglich sind. Allerdings vermisst man eben auch das eine oder andere und gerade die Effekte sind ziemlich "common" und vereinzelt auch nicht exzessiv ausreizbar. Sie nehmen sich gegenseitig die Rechenzeit weg. Bei Phaser und Hall sowie den PingPong führen selbst extreme Einstellungen nur zu "moderaten" Auswirkungen. Das könnte man etwas besser machen.
So richtig Negatives oder Krummes konnte ich aber bisher aber nicht finden.
Es gibt nur einen Punkt, der mich persönlich stört: Wenn man schnell die Programme umschalten will, muss man immer wieder umständlich auf die Stimmenwahl zurückblättern, was im live-Betrieb nicht geht. Da wird man sich eines Masterkeyboards bedienen müssen, das Programme ausdrücklich vorblättern kann. Auch für andere Parameter des Synths wird man das brauchen - auch wenn der Cobalt die Wichtigsten gut zugänglich hat, z.B. sind drei Parameter eines jeweils gewählten Effekts direkt einzeln verstellbar und die Effektauswahl selber auch per Tastendruck ansteuerbar. Das geht dann auch noch live sehr flüssig, wenn man den Modus verstanden hat.
Eine Teillösung bietet die GUI der PC-APP, die man per USB nutzen kann und welche die Parameter und Einstellungen etwas transparenter macht aber wieder an der typischen touch screen- und USB-Latenz-Thematik leidet. Für einen echten Livebetrieb kommt man um einen programmierbaren MIDI-Controller auch beim Cobalt nicht herum.
Nachtrag: Es gibt inzwischen eine Lösung, mit der man alte Smartphones per APP als MIDI-Geber nutzen kann, um die Programme umzuschalten. Mit Etwas Übung geht das auch live, allerdings nicht mitten im Spiel. Dafür bräuchte es eine Settings-Taste mit vorbelegbaren Funktionen.
Ein weiteres kleines Manko wäre noch der headphone-Ausgang, der IMHO ein bischen wenig Amplitude, bzw Treiberleistung hat: Meinen AKG-271-Studiokopfhörer bringt er nur auf sehr mäßige Abhörlautstärke. Beim Bose QC-15 (HIFI-Kopfhörer) ist es wegen dessen Bassanhebung etwas besser.
Vom technischen Klang her kann sagen, dass kein wesentliches Rauschen messbar ist (Analogpfad / Verstärker) und das, was man nachvollziehbar messen kann, Sinus-OSC und Rechteck + Cutoff auch technisch in Ordnung ist. Das Rechteck ist seltsam bandlimitiert, könnte aus einem BLEP-Generator sein, bin aber nicht 100% sicher.
Vom funktionellen Klang her gesehen, gibt es so rund 15-20 sehr gute Patches, die wirklich prima klingen, allerdings passen die voreingestellen Arpeggios und Pingo-Pong-Tempi nicht konsistent zueinander. Da muss man nacharbeiten, was aber durch die Vielzahl der freien Speicherplätze auch geht.
Was ich noch nicht gefunden habe, ist ein voice stacking, also das gleichzeitige Spielen von multitimbralen Klängen. Das scheint so - zumindest für die Arpeggiatoren und den Sequenzer nicht vorgesehen zu sein. Das wird eine Anfrage an Modal geben, das gfs nachzurüsten. Nachtrag: Wurde gestellt - keine Antwort bisher.
Insgesamt ist es aber ein sehr empfehlenswertes Teil - vor allem weil man mit der Fatar eine echt gute Tastatur bekommt. Natürlich muss man sich bei dem 37er mit den wenigen Tasten im doppelhändischen Spiel ziemlich einschränken, aber ich wollte gezielt das kleinst machbare Keyboard wegen der Mobilität. Die 56cm passen nämlich sowohl in die meisten Hotelschränke als auch in den Koffer zwischen die Wäsche!
Wer nur den Synth an sich fürs Studio will oder einen Vollständigen für die Bühne, ist mit der Deskversion bzw. der X-Version mit der großen Tastatur funktionell und auch preislich wohl besser bedient.
Da ich mich im Vergleich zum Argon nur knapp pro Cobalt entschieden hatte, habe ich beschlossen, mir zusätzlich auch noch den "Grauen" zu holen und da wird es eventuell die große Tastatur werden. Nachtrag: Bisher noch nicht erworben. Jetzt ist der Carbon ins Auge gefasst.
Nachtrag NOV 2024: Bin Immer noch zufrieden mit dem Teil. Er ist aufgrund seiner Klangerzeugung komplementär zu meinen Rolands und Korgs und ergänz diese sehr gut.