Ich benutze das GE300 seit etwa 3 Wochen in Live-Situationen.
Als "Musikalischer Dienstleister" brauche ich ein sehr flexibles Gerät, welches ich jedes Wochenende auf eine andere Bühne werfen kann, und welches in Live-Situationen mit kleinen PAs gut genug klingt, um nicht negativ aufzufallen. Zynisch ausgedrückt, aber wenn ich es ganz pragmatisch sehe, ist 99,9% der Hochzeits- oder Kirmes-Gesellschaft vollkommen egal, wie detailreich oder authentisch die Amp-Simulationen klingen. Mein Anspruch ist es, dass ich mit dem Ding an einem Abend 60 verschiedene Songs von 60 verschiedenen Künstler:innen abdecken kann und ich den Sound schnell, effektiv und unkompliziert an unterschiedlichste, klangtechnisch suboptimale Situationen anpassen kann
All' diese Voraussetzungen erfüllt das Mooer GE300 mit Bravour.
Wenn man weiß, wie man an IR Responses für bessere Cabinets herankommt, lassen diese sich schnell mit der Software integrieren und pushen den Sound auf jeden Fall qualitativ nach oben.
Die Presets (64 Presets, 64 Empty slots) sind weitestgehend nutzlos, also habe ich die ersten 4 Bänke direkt mit meinen eigenen Sounds überschrieben. Wer sich hier nicht die Arbeit macht, seine eigenen Patches zu erstellen, ist selbst Schuld und sollte sich nicht über den Klang beschweren dürfen.
Bedienbarkeit ist sowohl beim Presets erstellen und ausprobieren, als auch in Live-Situationen sehr gut und intuitiv. Maße ich mir an, Mooer vorzuschreiben, was man hätte besser machen können? Nö, ich lerne halt lieber damit umzugehen, anstatt mich zu beschweren.
Verarbeitung scheint nach den ersten Wochen auch sehr robust. Mal sehen, wie oft das Power Cable und die Buchse das ein- und ausstecken überleben und ob die Fußschalter viele Jahre des nicht-umsichtigen drauflatschens bei 5-Stunden-Festzelt Gigs überleben bleibt eben abzuwarten, ich bin so 50/50 optimistisch.
Jedenfalls ist der Preis hoch genug, dass man eine gewisse Qualität erwartet und auch bekommt, es ist mir aber auch nicht zu schade, es nunmal jedes Wochenende mitzuschleppen.
Ich würde sagen, für arbeitende Live-Musiker, die nicht den Luxus haben, dass ein Roadie oder Guitar-Tech ihnen jedes Wochenende ihre 4x12 Röhrenkombo mit dem Custom Made Pedalboard in Größe eines Kinderbettes aufbauen, ist dieses Gerät optimal.
Für's Studio würde ich es nicht benutzen, alleine aus dem Grund, dass es auf dem Rechner halt noch mehr Möglichkeiten gibt wie Guitar Rig oder NeuralDSP Plugins, welche definitiv besser klingen.
Aber für Live gibt's von mir eine klare Empfehlung!