Mooer Green Mile

Habe letztens mein Pedalboard komplett neu strukturiert, und für die Stelle des Overdrive/Crunch-Zerre folgende Pedale miteinander verglichen:

- Ibanez Tube Screamer
- Suhr Shiba Drive
- Mooer Green Mile
- Mooer Hustle Drive

Getestet wurden die Effekte mit einem Vox Amp, Epi Les Paul und Fender Strat.

Um es kurz zu machen: Der Suhr Shiba Drive hat vom klanglichen Standpunkt diesen Shootout gewonnen.

Der Tube Screamer klingt zwar sehr warm, die Verzerrung klingt aber zu verwaschen (zu unmodern wenn man so will). Der Hustle Drive ist ein reinrassiges HiGain Distortion Pedal und für meine Zwecke somit nicht zu gebrauchen.

Der Suhr Shiba Drive ist Made in USA, sieht irrsinnig schick aus, ist True Bypass
der Mooer Green Mile ist Made in China, sieht "nur" gut aus, ist auch True Bypass.

Beide sind eine Spur kälter als der TS, aber beide klingen weitaus klarer als dieser. Meine persönliche Überraschung war wie irrsinnig nahe der Green Mile dem Shiba Drive kommt, wobei ich sogar das Gefühl hatte, die Tone-Potis des GM bewirken weit mehr als die des SD.

Beide haben eine irrsinnig jazzige Verzerrung, beide haben ein schön langes Sustain. Der Shiba Drive klingt eine Spur sauberer, und ja, auch besser, aber klingt er 140€ besser? NIE UND NIMMER!

Ich habe diese 2 Pedale auch meiner Freundin vorgespielt, ihr persönlich gefällt der GM mehr weil er "mehr Charakter hat" (Frauensprache ;-), auf jeden Fall aber ist er das perfekte Mittelding aus der Wärme des Tube Screamers und der Klarheit des Shiba Drives.

Ich habe den Green Mile behalten und freue mich jedes Mal wenn ich ihn einschalte! Unter uns, dieses Pedal ist total "underrated"!

Zu seinen wirklich kleinen Abmaßen klingt der Mooer Green Mile Overdrive auch noch richtig klasse.
Für totale High-Gain-Anwendungen ungeeignet, aber dafür ist er ja auch nicht gemacht. vom fast cleanen Sound über Blues Crunch und Indie bis Rock n Roll und Classic Rock kann das Teil einfach alles.
Einziger Nachteil: die Regler für Level und Tone sind mit der gesamten Größe mitgeschrumpft, so dass man ein bißchen fummeln muss, bis man den echten "Amp"-Ton durchkommen lässt und nicht zu viel Bass oder zu viele Höhen vom Green Mile aufgedrückt bekommt.
Klare Kaufempfehlung und kitzelt genau das richtige Maß "Vintage" aus jedem Amp

Mal ernsthaft: Wer ein Screamer-Pedal nimmt um damit - so wie ich - seine bereits vorhandene Verzerrung aufzupeppeln (Mitten-Boost, Sustain oder Boost für Solo), der wird zum Original (TS9 ist hier die Vorlage) wenig bis keinen Unterschied hören.

Wer audiophil genug ist - ich bin es nicht - der hört im Blindtest vielleicht den Unterschied.

Ein wenig stört mich, dass der Green Mile doch recht noisy ist - liegt aber zum Großteil an meiner Signalkette bzw. den verwendeten Verbindungskabeln, etc. Da will ich ihm nicht so sehr auf die Pelle rücken, denn: Als erstes und einziges Pedal in der Kette ist er viel ruhiger. Alles Abhängig davon, womit man ihn füttert...

Sehr gut ist auch der Formfaktor des Pedals. Ein Screamer als Boost sollte nicht mehr Platz brauchen müssen, das ist Mooer echt optimal gelungen.

Positiv: Formfaktor, Sound, Preis
Negativ: Bedien-/Lesbarkeit der kleinen schwarzen Potis - das ist auf die schnelle auf der Bühne schwer einzustellen bzw. zu erkennen (weißer Marker hilft bedingt).

Das der Mooer Green Mile ein Tubescreamer-Clone ist, sieht man schon an der Farbe....
Er macht genau das, was ein TS sollte: Alleine vor einem cleanen Fenderamp mit Gain zwichen 11 und 2 Uhr liefert er einen warmen, obertonreichen Sound. Vor einem angezerrten marshalltype Verstärker (oder auch Verzerrer wie z.B. der BOR oder dem OCD) bringt er diesen schön in die Leadgitarrengefilde, fett, mit schmatzenden Obertönen und viel Durchsetzung in den Mitten.
Und das alles macht er genau so gut wie jeder Buuutik-Tubescreamer auch. Bloß kostet er ein Drittel. Deshalb bestes Preis-Leistungsverhältnis. Und nimmt nur die Hälfte an Platz auf dem Board weg.
Deshalb: Antestempfehlung!