Hey,
ich komme treter-technisch eher aus dem 80er/90er Chip-Lager.
Ich spiele zwar keinen Tubescreamer, aber vergleichbare Treter und Sounds.
Z.B. Korg OVD-1 (ebenfalls aus den 80ern), Boss OD-3 (90er bis heute) und Ibanez Tubeking TK999 (1. Version, made by Maxon; aus den 90ern. Zerre wird hauptsächlich durch 4 Chips generiert. Dennoch ist die Wahl der Röhre für's Endergebnis nicht unerheblich!!).
Besagte Treter (mit Strat oder andern Git-Typen) über clean-eingestellte Tweed Amps wie Fender Blues Deluxe/Deville oder Hot Rod Del./Dev. gespielt, führten durchweg zu guten Sound-Ergebnissen & Erfahrungen sowie guter Rückmeldung von diversen Soundmännern am Mischpult. Mein Einsatzgebiet: Classic Rock, Blues, Country, Hard Rock. TK-999 brauchte allerdings vor erwähnten Amps noch einen alten blauen MXR 6band EQ, um seinen schwachen 400-800 Hertz-Mitten nachzuhelfen. Ohne EQ klingt der TK u.U. zu scooped, Badewannen-mäßig nach 80er/90er-Metal.... oder dem üblen Sound von Genesis' "Easy Lover"-Gitarre!!)
Als der MosFet und JFet Hype bei OD-Tretern kam, verstand ich erst nicht, was all die Leute meinten, wenn sie sagten: "Reagiert wie ein Amp".
Ich hatte ja auch schon einige (laute/weit offene) Marshall-Amps gespielt, die SELBST die Zerre generieren.
Aber ich muß sagen, zwischen dem Spielgefühl der oben genannten Chip-Treter und dem Hustle Drive ist schon ein deutlich spürbar (teils auch hörbarer) Unterschied.
Ich sage nicht, daß der Hustle Drive besser ist.
Wichtig ist nach wie vor für mich erstmal, daß ein OD-Treter und der benutzte Amp gut zusammenpassen.
Vor allem, was die Mittenwiedergabe betrifft.
Ich würde nach wie vor lieber einen frequenzmäßig-gut-zum-Amp-passenden Chip-basierten Treter spielen, als einen MosFet oder JFet angetriebenen Treter, der nicht zum Amp passt.
Man darf nicht vergessen, daß für das Publikum und den Mischpultmann nicht das Spielgefühl sondern die gehörten Frequenzen zählen.
Das macht im Endeffekt aus, ob der Ton sich kräftig nach AC DC anhört oder nach Kreissägen-Sound von Ram(m)stein (beide Sounds haben ihre Berechtigung. Man muß nur selbst wissen, was man selbst aus seinem Amp hören will, und welches Material man dafür braucht.).
Zurück zum Hustle Drive:
Ich finde Spielgefühl "hat was".
Sollte ruhig jeder mal ausprobieren.
Vor allem, weil er Gain-technisch SEHR flexibel ist:
Viele Treter haben einen Charakter, und das war's.
D.h. auch, daß viele Treter nur einen Gain-Reglerbereich haben, in dem sie gut klingen. Zuwenig Gain klingt kratzig oder dünn, zuviel Gain wird matschig.
Anders empfinde ich das beim Hustle Drive:
Ich finde, er macht einen super Tweed "Driven Clean" Dreck-Sound vor 'nem clean-eingestellten Amp (aber auch als Booster vor andern Tretern oder bereits zerrenden Amps).
Dieser "Dreck" kann auch richtig Stevie Ray V.-mäßig genutzt werden!!!!! Vor allem, wenn man den HP Mode fährt (betont oberes Spektrum).
Man braucht wirklich nicht viel Gain (10 bis 11 Uhr reicht ggfs) und hat trotzdem einen "SOLO"-Sound mit SOLO-Gefühl!!
Dreht man weiter auf geht's Richtung AC DC (Rythmus und Solo) Sound. Tendenziell ist er da nie knochen-trocken-crunchig sondern hat immer schon eine Spur "Drive" (also wie weit offene Röhren-Endstufe, die dynamisch atmet).
Weiter offen kann der ein oder andere vielleicht schon Marshall JCM900 (90er) oder den Cranberries-Sound von "Zombie" hören,
womöglich auch den kratzbürstigen Sound der "Fly Away"-Gitarre (Lenny Kravitz) einstellen (je nach Mode HP....LoPass) und je nach Toneregler und angeschlossen Amp natürlich.
Ab Gain auf 13 Uhr und weiter kann man wirklich von Distortion sprechen. Aber nicht DS-1 !!! Sondern Amp-mäßig.
Bis 15 Uhr Stellung ist der Gainregler bestimmt für einige Gitarrsiten noch nutzbar, erst danach wird's (mir) wirklich zu verwaschen.
Aber in diesem "zu-verwaschen"-Bereich sind wiederum fast Fuzz-mäßige Klänge möglich (weicher Typ Amp-Fuzz, den man auch auf Bluesbreakern oder JTM45s hört, wenn man voll aufgerotzt und dann mit Hals-SingleCoil die Bass-Saiten spielen...).
Der HP Mode bringt richtig gute direkte Ansprache (siehe SRV), der LP Mode leider nicht ganz. Der ist nicht nur frequenzmäßig bedeckter(was ja in Ordnung ist). Aus dem LP kriegt man nicht mehr ganz seinen vollen Anschlags-"Knack" (Attack) raus. Das find ich bissl schade.
Für mich bräuchte es keinen HP/LP Schalter.
Besser, der Attack wäre so wie im HP, aber die Frequenzwiedergabe des Hustle Drives wäre zwischen HP und LP, und dann vielleicht mit 2- oder 3-band Klangreglung.
Ich kann mir schon vorstellen, daß der originale OCD in Sachen Qualität und Feinabstimmung noch 'n bissl mehr drauf hat.
(OCD hab ich jetzt nicht getestet.)
Was die Bedienung der Klein-Knöbbe angeht, muß ich sagen:
1. Man kann das - auch bei diesem Format - besser lösen.
Die Hotone-Pedale beispielsweise sind auch klein. Fühlen & fassen sich aber wesentlich wertiger an, und sind besser (mal schnell) ein/um-zustellen.
2. Der Volume-Knopf (von meinem Exemplar) hat halt gleich am Anfang seines Weges so'n "Volume-Sprung" (ca bei 9 Uhr). Genau dort, wo auch etwa die Lautstärke OD/Bypass auf gefühlt ca "1 zu 1" ist.
Wenn diese elektr. Eigenschaft mit der mechanischen Seite (kleine Knöpfe) zusammenkommt, verstehe ich schon auch, daß sich da Leute drüber ärgern.
Nochmal zum Klang:
Der Hustle Drive ist bestimmt nicht für jeden was, aber für viele Leute 'ne Bereicherung, und neue Herangehensweise von 1. Klangeinstellen und 2. Spielen.
Wer merkt, daß er danach wirklich gar nicht mehr Chip-getrieben spielen will/kann, sollte vielleicht auch mal den CMat Mods "Brownie" probieren. Für "Marshall-Treter"-Fans sicher interessant, aber auch gleichzeitig für SRV-Fans!!
In Puncto Feinzeichnung/Auflösung von Strat und "Brrrääääääng" (mit weichem fränkisch-bayrischen "rrr") ist mir sowas wie der Brounie noch nicht untergekommen!!
:)
Aber der Hustle Drive geht schon auch in diese Richtung.
Was bleibt?
Er ist klein - kann laut - und macht Spaß !!
:)