Nach dem ich bereits die erste Generation der Mooer Micro-Amps ausprobieren konnte und sehr angetan, war, waren meine Erwartungen an diese zweite Generation recht hoch. Zum Preis von 149€ erhält man ein Gerät, das 14 virtuelle PreAmps mit je zwei Kanälen enthält - ein PreAMp der vorherigen Generation kostete schon an die 70€ - daher eigentlich ein No-Brainer für Fans der ersten Generation. Ich hatte mir zuvor einige YouTube Reviews angeschaut und kam direkt mit dem Model X2 klar.
HANDHABUNG:
Das mitgelieferte Softwaretool finde ich genial, aufgeräumt, selbsterklärend und sehr intuitiv gemacht. Es lässt sich sowohl ein Backup aller installierten Presets vornehmen sowie komfortabel weitere PREAM-Presets importieren und beliebig den vorhanden insgesamt 28 Slots (14 mit je zwei Kanälen) zuordnen. Damit hat man die Möglichkeit, theoretisch 28 verschiedene Amps abzulegen. Des Weiteren können drei CAB-Simulationen hinterlegt werden, wovon immer eine aktiv ist. Ein Wechsel der CAB-Simulation ist ohne laufendes Toll am PC nicht möglich - ein Minuspunkt. Experimentierfreudige müssen einen Laptop mit in den Proberaum nehmen, um CAB-Simulationen umzuschalten. Die Handhabung am Pedal ist ebenfalls sehr intuitiv. Die 7+7 Slots werden durch LEDs optisch angezeigt, die ersten 7 in blau, die zweiten 7 in lila. Mit den beiden Tastern aktiviert man Kanal 1 oder 2 je Slot, beim Druck auf beide kann man nach oben oder unten durch die Bänke springen. Das ist sehr praktisch, da man alles mit dem Fuß hinbekommt kann. Der EQ reagiert für mein Empfinden besser und ist in einem brauchbareren Bereich aufgelöst als die Vorgängergeneration, außerdem sind die Knöpfe größer und damit besser einstellbar. Ein längerer Druck auf den SAVE speichert eigene Einstellungen je Preset ab. Werden rechter Kanal und SAVE zusammen gedrückt, aktiviert oder deaktiviert man die CAB-Simulation.
Auf der Webseite mmoerstudio.com kann man sich nach Registrierung mit der SN durch aktuell etwa 2500 Amp-Presets und CAB-Simulationen suchen. Zu diesem Zweck habe ich mir meine Traum-Amps heruntergeladen und diese "Impuls-Response"-Profile über das Tool installiert, was kinderleicht war. Die Dateien haben vorne im Dateinamen den Buchstaben "P" für Preamp oder "E", bei denen wie ich es verstanden habe ein Preamp inklusive einer Box hinterlegt ist. Diese lassen sich ebenfalls einladen, dazu sollte man aber die integrierte CAB-Simulation des Pedals deaktivieren. Hier kann man leider nicht für jedes Preset individuell abspeichern, ob die CAB-Simulation verwendet wird oder nicht - es ist eine globale Einstellung für alle Presets - entweder mit, oder ohne. Das ist schade, aber im Hinblick auf die Intention des Pedals als Preamp-Simulator verschmerzbar.
SOUND:
Kommen wir zum Wichtigstem, dem Sound. ich habe mich ehrlich gesagt wenig mit den Werks-Presets aufgehalten, da mein Geschmack gezielt in Richtung Marshall geht. Die vorhandenen sind durchaus brauchbar. Bezogen auf die runtergeladenen Presets sind mir teilweise extreme Lautstärkeunterschiede aufgefallen, die sich erstmal alle einregeln lassen wollen. Überhaupt hat das Pedal ziemlich viel Wumms, so dass ich meinen Boost und auch meinen Amp etwas runterdrehen musste. Für meinen Geschmack entfalten sich die Charakter der geladenen Amps erst, wenn sowohl Volume und Gain-Regler auf etwa 9Uhr stehen, was in einigen Fällen bzgl. Lautstärke noch zu viel war. Das X2 glänzt mit crunchigen und knackigen Sounds, und der qualitative Sprung von der ersten zu dieser Generation ist gewaltig. Mit ein wenig Mühe und Zeit lassen sich echt tolle Sounds zaubern, man erkennt die Amps und es treib einem ein Grinsen ins Gesicht. Hat man eine Einstellung gefunden und speichert diese ab und schaltet ins nächste Preset um dies zu ändern, muss man die Regler erst kurz in Neutralstellung drehen - damit sie sich das hinterlegte Preset "abholen", da ja die Regler vom vorherigen Preset möglicherweise noch in einer anderen Position stehen. Ich habe beim Umschalten der Kanale ab und zu ein (sicherlich vom jeweiligen Preset abhängig) ein lauteres Knackgeräusch empfunden, was im ersten Moment etwas störte, aber bei einer Bandprobe oder Gig sicherlich kaum ins Gewicht fällt. Das X2 war im FX-Loop positioniert, ich denke, da gehört es auch hin. Etwas negativ aufgefallen ist mir das Zusammenspiel mit anderen Zerrpedalen. Der Sound ist weiterhin gut, aber er bekam in meinem Setup einen etwas mittigen und komprimierten Touch - nichts, was nicht mit einem EQ ausbügeln kann.
ZUSAMMENFASSUNG:
Das X2 hat mich in jedem Fall begeistert und ist für alle diejenigen zu empfehlen, die wie ich experimentierfreudig sind, Wert auf ein portables Rig mit vielen Optionen legen (vor allem auch in Verbindung mit der separaten CAB-Simulation aus der selben Generation), Soundvielfalt lieben und bereit sind, Zeit für Setupsuche zu investieren. Natürlich ist der Sound nicht 1:1 wie der Sound eines mehreren tausend Euro teuren Amps, kommt aber teilwiese verdammt nah dran. Das X2 ersetzt definitiv auch eine Reihe von Zerrpedalen. Möglicherweise liefert Mooer fehlende Features per Firmware / Software noch nach. Alles in allem toll umgesetzt, für mich im Zusammenhang mit meiner bestehenden Hardware (BOSS BluesBreaker 2, Friedman Dirty Shirley, tc Dark matter, T-Rex Diva Drive, BOSS GE-7) leider nicht ganz erste Wahl...aber zumindest sehr knapp. Kompliment, Mooer!