Manchmal muss es eben ein Mercedes sein. Oder ein Montblanc. Oder eben ein Moog… Einen Moog hatte ich in meinem bescheidenen Synth-Park noch nie besessen – als ich Anfang 1990er mit den Synthesizern zu spielen anfing, waren die damals noch verbliebenen Moogs aller Klassen schon im Legende-Modus und quasi nur noch vererbbar, der Hersteller längst pleite. Nun, Moog ist heute lebendiger denn je zuvor, die Instrumente teils wirklich bezahlbar… Aber kann es mit so einem Kasten für 550 Euro, mit nur einem VCO und sonst auch eher spartanisch ausgestattet, überhaupt gut gehen?
Jo. Es kann.
Je mehr ich als Amateur-Klangschrauber in die Geheimnisse dieser vorgeblich schlichten Maschine einsteige, desto mehr Überraschungen ich erlebe – und noch mehr Heraufsorderungen und Ideen. Alleine der Patchbay ist, anders als befürchtet, wirklich dauernder Quell von Inspirationen. Die Pi-mal-Schnauze einstellbaren Tempi und Timbres, das teils kaum vorhersehbare Verhalten der Oszis und Modulationen zueinander, der völlig zum Verzweifeln (un)bedienbare Step-Seq, das alles macht Freude und Lust auf weitere kleine Moogs. Oder wenigstens auf Verkabelung mit der vorhandenen Matrix Brute. Bis ich den typischen schneidenden Moog-Lead der Mutter entlocke, wird wohl noch eine Weile dauern, aber auch so ist es wichtig, den REC-Knopf stets in greifbarer Nähe (und "armed") zu haben, denn sonst verfliegt der Zauber manchmal schneller, als er zustande kam. Für mich eine ganz neue Erfahrung, mit so wenig Mitteln so viel Unheil anstiften zu können. Das ist gelebte Science-Fiction der 1950er, als Computer noch "Elektronengehirne" hießen und Rechenmaschinen im Büro hauptsächlich per Handkurbel betrieben wurden. Eine Stimmung wie in der alten Kurzgeschichte "Der Freund" von Stanislaw Lem stellt sich ein… Eine Maschine, die dem Menschen eine Symbiose nicht nur anbietet, sondern heimtückisch unterjubelt. Weiter so, LFO.