Puhh… lange nicht lieferbar gewesen, der Moog Subharmonicon. Mitten im Corona-Sommer traf eine kleine Charge ein. Ein Stück davon wurde meins. Hurra. Nun stand er, in meinem kleinen Heimstudio, zwischen älteren und neueren Synths. Und jetzt?
Die erste Frage war: Wird das mit Messer und Gabel gegessen oder mit Stäbchen? Ich stellte den Sub zwischen der herrlich intuitiven Mother-32 und dem DFAM-Raubein. So richtig klar war mir nicht, was ich nun mit diesem Subharmonicon soll. Außer vielleicht zurückschicken. Denn was nutzen mir sechs Oszillatoren mit nur einem Filter. Was bringen zwei Sequenzer, wenn die nur je vier Steps haben. Die Patchbay auch irgendwie schwach: wie kann ich etwa Filterverlauf steuern?
Dann der Klang… Ja du meine Güte. Für einen Synthesizer zu wenig, für ein Theremin zu kompliziert. Keine Ahnung. Echt.
Dazu noch die ganzen Harmonie-Dingens, weiß der Geier warum Weiß auf Schwarz (!) in dem ansonsten Moog-typisch fantastischen Handbuch erklärt – oder eben nicht erklärt. Muss ich jetzt auf die Musikschule, bloß weil ich einen kleinen neuen Synth habe? Ich darf doch sehr bitten.
So sehr vielversprechend die Erwartungen waren, so ernüchternd war also die direkte Erfahrung. Hm.
Immer mal wieder habe ich versucht, dem Ding Klänge in geordneter Form zu entlocken. Das gelang mir mal weniger, mal gar nicht. Der Moog machte, was er wollte, grinste mich frech mit seinen acht SEQ-Buttons an, als wollte er sagen: "Erwischt! Warum haste in der Schule nicht aufgepasst…".
Da begann ich das Motto von Dr. Moog zu verstehen, nach dem zwar natürlich Unsinn sei, den Synthesizern ein intelligentes, fast biologisches Eigenleben zu unterstellen, ABER…
Nach und nach – die 30 Tage Thomann-Gnadenfrist waren inzwischen längst um – eröffnete mir der Subharmonicon das eine oder andere seiner Geheimnisse. Ja, wer fit in Harmonielehre ist, hat auch hier Vorteile. Ja, es geht auch ohne. Ja, dieses Ding kann verdammt nochmal denken und lernen. Irgendwann macht er auf einmal Begleitautomatik für Mother und Drummer. Oder gibt den Ton an. Flechtet Flächen. Punktiert punktgenau. Wabert Wellen. Erzeugt Effekte. Irgendwann geht sie dann plötzlich auf, die Sonne, die berühmte. Vorsicht, nicht direkt hineinschauen!
So ist der Stand nach knapp einem halben Jahr. Ich habe zwar immer noch zeitweise den Eindruck, der Subharmonicon würde mich spielen und nicht ich ihn.
Und doch: er kann Rhythmen. Er kann aber auch Rhodes! Er kann singen! Er kann Akkorde, selbst wenn ich nicht weiß, was für welche das sind. (Tipp: Stimmgerät per Y-Kabel dauerhaft anschließen lohnt sich!) Er kann Polyrhythmen, die sich entweder als solche anhören oder als ausgefeilte Delay-Perlenketten.
Ne, ne, ne. Der Subharmonicon bleibt. Er wird immer mehr, je länger ich an ihm schraube. Deshalb mein Tipp: nicht aufgeben. Der Wow-Effekt am Anfang geht in eine riesige graue Frustrationswelle über. An der Stelle einfach eine Pause einlegen – oder weiter machen. Irgendwann hat der Subharmonicon gelernt, wie du denkst und arbeitest – dann haut er raus, was die Transistoren hergeben… aber auch das nur sparsam, nach und nacht.
Furchtbares Viech, dieser Subharmonicon. Die Auseinandersetzung lohnt sich aber!