Die Holzkiste erinnert an teure Zigarren. Was drin ist, ist ebenfalls etwas für Kenner und Sound-Gourmets. Die kleinen Stäbe von Neumann sind m.E. ihr Geld wert. Der bezeichnende Neumann-Klang ist da, die Transparenz ist ebenfalls da, überzeichnet wird nichts. Zusätzlich sind die Kleinen sehr leicht, was aber die Versuchung sie nach einem Konzertmitschnitt „einzustecken“, erhöht. Empfindlich gegen Wind sind die Mikrofone allerdings, daher wäre eine Nutzung der Windschutze immer empfehlenswert.
Und jetzt ein „Frevel“: Weil ich hier und anderswo vieles gelesen habe und ebenfalls die zwei Kleinen NT5 von Rode besitze, habe ich die Paare verglichen. Bei „Consumer“-Konvertern ist die Differenz nur bei den Höhen hörbar. Die Neumänner sind zurückhaltender, allerdings mein Geschmack. Die Rodes sind schärfer, die Höhen „kratzen“ oft. Bei teureren Konvertern ist der Unterschied deutlich hörbar. Wo die Neumännchen „musizieren“, „kratzen“ die Rodeleins deutlich. Bei den Bässen ist es ebenfalls hörbar. Neumann klingt fester, knackiger, ob Flügel, Violine, Flöte, Gitarre oder Chor. Vielleicht liegt es teilweise auch daran, dass die Kapsel der Neumännchen etwas größer ist, als die der Rodeleins.
Zugegeben, der Vergleich ist unfair, schon nur wegen des Preises, aber die Versuchung war für mich groß und die technischen Daten haben das Experiment noch verlockender aussehen lassen. Noch größer war die Versuchung alle vier im Studio gleichzeitig „antreten“ zu lassen. Vierer Schiene aufgeschraubt, angeschlossen und was ich hörte, konnte ich nicht glauben! Es lohnt sich wirklich vier Aufnahmespuren den vier Mikrofonen zu widmen und sie bei Spurenknappheit anschließend auf zwei Spuren zusammenzumischen. Der „Body“ kommt von den Berlinern und die „Tüpfelchen“ von den Australiern. Alle oben genannten Quellen hatten eine ganz andere Qualität, Brillanz und Lebendigkeit vorzuweisen. Ich werde wahrscheinlich nie wieder mit nur einem Paar aufnehmen. Entschuldige Neumann und Rode, aber auf meinen Geräten und in meinen Ohren, bieten beide Sets zusammen ein wirkliches musikalisches Erlebnis. Vergessen wir aber nicht, dass auch die bevorzugte Klangfarbe, Geschmacksache ist. Wie sagten es die Lateiner? De gustibus et coloribus non est disputandum.