Zunächst ist wichtig, festzustellen, dass die Quelle immer liefern muss, was nachher aus den Lautsprechern bzw. dem Kopfhörer kommen kann.
Der Neumann NDH 20 klingt an jedem Kopfhörerverstärker, den ich ausprobiert habe (Roland UA-25, audiolab 6000A, Marantz-CD6007, MoTU 828 mkII, Apollo Quad und Rupert Neve RNHP) in dieser Reihenfolge unterschiedlich präzise und unterschiedlich implusstark. Das liegt natürlich an der Quelle (KHV).
Dass der Neumann NDH 20 am Neve am besten klingt, hat meine jahrzehntelang trainierten HighEnd-Ohren dann auch wenig überrascht. Dafür ist so ein hochwertiger KHV ja da.
Zum Klang selbst:
Sehr aufgeräumt, sauber und "smooth" bei Dire Straits "Iron Hand", sehr knackig und bretternd, aber dennoch äußerst präzise bei Pantera "5 Minutes Alone", verblüffend einschmeichelnd, räumlich und "natürlich" bei Bruckners #3 von Celibidache und schließlich "cool" bei Miles Davis "Tutu".
Man hat das Gefühl, dass der ganze überhaupt hörbare Frequenzbereich von diesem Kopfhörer von den höchsten Höhen bis zu den tiefsten Bässen linear, ohne jede Verfärbung wiedergegeben wird.
Kleine Mängel:
1. Das Kabel ist einseitig rechts.
2. Es ist sehr steif und macht bei Bewegung Geräusche.
3. Der Einrastmechanismus des Kabels ist nicht sehr vertrauenswürdig für dauerhafte Belastung und wird durch seine Länge leicht durch Bewegung der Schulter unter Spannung gesetzt.
4. Das Gewicht ist relativ hoch.
5. Die Dreh- und Klappbarkeit der Ohrmuscheln ist beim handling für mich unpraktisch.
6. Die Abschirmung nach außen ist für Gesangsaufnahmen unzureichend. Auch bei Aufnahmen mit Instrumentalisten bei denen das Micro auf den Kopf ausgerichtet ist, ist zu viel zu hören.
Ich habe die geschlossene Variante deshalb gewählt, weil ich dann tatsächlich nur das Signal höre, was auf dem "Band" ist und nicht irgendeine Pseudo-Räumlichkeit. Durch die sehr präzise und verfärbungsfreihe Auflösung, kann man gerade was räumliche Effekte, aber auch Positionen im Stereobild angeht, sehr exakt hören, was man macht, wofür ich vorher auf die große Abhöre habe umschalten müssen (Ich habe Jahrzehnte nur mit dem beyerdynamic DT990Pro produziert.). Das ist hier fast nicht mehr nötig. Auch Dynamik und Equalization werden so gut wiedergegeben, dass über Erst-, Zweit- und Dritt-Referenz über die Monitore kaum noch Korrekturen erforderlich sind.
Danke Neumann!
Obwohl der Audeze LCD2 classic den Klang noch "realer" wiedergibt als der Neumann, ziehe ich den Neumann deswegen vor, weil er, sagen wir, "ehrlicher" ist. Der Neumann NDH 20 ist ganz klar DER Kopfhörer meiner Wahl für Musikproduktion UND Musik-Genuß!