Neumann TLM 49 Nickel

Ich habe mir das TLM49 sowie das Brauner Phantom Classic geholt. Zurück geht das TLM49.

Der Grund: Das TLM hat mir in der Region um die 2 - 4 Khz eine Anhebung, die mir nicht gefällt und vor allem bei meiner Stimme etwas blechernd im Vergleich zum Brauner klingt. Da hört sich das Signal beim Brauner sanfter an. Beide Mikrofone wurden über ein UA LA610 MK2 mit Vovox Kabel ausgiebig getestet. In dieser Kombi hat das TLM49 zu keinem Zeitpunkt bessere Ergebnisse als das Brauner erzielt.

Ansonsten sind beide Mikrofone super!

Plus beim TLM49:
+ Optik und Haptik
+ Klang
+ Die Spinne

Minus beim TLM49:
- etwas überbetont zw. 2 - 4 Khz (subjektiv)
- Verpackung (Pappverpackung ist unpraktisch, wenn man die Spinne aufgestellt lassen will und das Mikro separat wegpacken möchte. Die Verpackung möchte nämlich Spinne inkl. Mikro wieder zurück haben, damit nichts rückelt und wackelt)

Plus beim Brauner:
++ sehr neutraler transparenter Klang
+ Optisch auch hübsch, aber nicht so imposant wie das TLM49
+ Alukoffer
+ Vovox kabel

Minus beim Brauner:
- Mikrofonhalterung ("Spinne") [Habe mich noch nicht getraut das Mikro aus der Halterung raus zu hebeln. So muss man jedesmal die gesamte Spinne abschrauben, wenn man das Mikro wegpacken möchte]

Das soweit meine Erfahrungen.

Ich hatte das Mic ca. ein halbes Jahr und habe es im Homerecording täglich genutzt.

Das Mic ist super verarbeitet (Neumann typisch).

Da das Mic ziemlich eingeschränkt von der Richtcharakteristik ist, habe ich bei Features nur 3 Sterne gegeben. Hier hängt es einfach davon ab, für was man das Mic gerne benutzt.

Was den Sound angeht, war mir persönlich das Mic, vor allem in den Tiefen Mitten, zu betont und ich musste mit dem Eq viel bearbeiten, bis ich die Vocals mochte. Gemixed hörten sich die Vocals allerdings sehr rund und voll an und ich hörte einen Unterschied zu meinem Lewitt lct 440 pure, welches ich davor viel benutzt habe. Auf Dauer war ich allerdings dann Preis Leistungstechnisch nicht voll überzeugt von dem Mic, da mir der Sound ungemixed nicht gut genug gefallen hat. Im Vergleich zum Lewitt hob es sich meiner Meinung nach nicht genügend ab.

Ich denke, ohne jetzt das Neumann Tlm 103 oder das AKG C414 benutzt zu haben, dass sich dieses Mics mehr lohnen, da sie von Natur aus einen neutraleren Sound haben.

Am Ende ist meine Meinung jedoch subjektiv.

Das TLM49 ist ein sehr gutes Mikrofon zur Aufnahme von Vocals. Meine Vergleichsmöglichkeiten, die ich genau kenne sind das Studio Projects B1 für etwa 100€ und das Neumann TLM 87 für etwa 2500€. Das Mikrofon macht bei sehr vielen Stimmen klanglich eine sehr gute Figur. Wir haben damit alle Arten von Vocals von Rap über diverse Gesangsarten und Shouter von Hardcorebands schon erfolgreich aufgenommen. Mein subjektives Gefühl ist, dass es bei leisen Stimmen deutlich besser klingt. Die leisen, fast geflüsterten Stimmen von Sänger(innen) und Rappern wirken in der Aufnahme anschließend sehr charaktervoll und mächtig. Auch die Höhen wirken sehr weich und wenig aufdringlich, außer den S-Lauten, dafür ist das Mikrofon sehr anfällig. Ich kann damit in Kombination mit einem LA610 von UA oder den RME Fireface Preamps kaum aufnehmen, ohne im Nachhinein mit einem Deesser zu arbeiten.

Abseits von Vocals ist das Mikrofon nicht so sehr flexibel, da es eben nur eine Richtcharakteristik (Niere) hat. So lange die exakte Abbildung des Klanges nicht die oberste Priorität hat, kann man mit dem TLM 49 aber auch gute Instrumentaufnahmen machen. Es klingt sehr schön und wenig metallisch an einer Akkustikgitarre, auch an einem Kontrabass oder als Raummikrofon bei der Klavieraufnahme habe ich damit schon sehr schöne Aufnahmen gemacht. Alsofür leise Vocals ist das Mikrofon meine erste Wahl und sogar besser als das TLM49, wer allerdings jede Menge verschiedener Signale aufnehmen will, der ist wohl mit einem U87 besser beraten. Trotzdem ist das TLM49 für mich das günstigste Mikrofon mit dem "echten Neumann Sound" und für viele Homestudios interessant.
Viel Spaß damit.

Am stärksten ist es bei Vocals, allerdings klingt es an einer Akkustikgitarre