Ich verwende das TLM 49 für Hörbuch-, Radio- und Musikproduktionen in Kombination mit einem SPL Channel One und als Wandler ein RME Fireface UC.
Zunächst der einzige Wermutstropfen: Leider liegt kein Koffer bei, sondern nur ein Pappkarton. Einen passenden Koffer oder anderes Aufbewahrungsmedium gibt es leider auch nirgends zu kaufen. Deshalb der Stern Abzug bei den Features.
Dafür erhält man fairerweise eine Spinne und das ist bei Neumann alles andere als selbstverständlich.
Zur Verarbeitung muss man wohl auch nicht viel sagen. Das Mikrofon sieht aus wie ein silbernes, massives, leicht eiförmiges Schmuckstück. Edel und solide, sehr hochwertig. Und schon allein das kann die Performance von Musikern oder Sprechern erheblich verbessern.
Nun zum Sound: Als Vergleich kann ich das Brauner Panthera und das C214 von AKG heranziehen. Natürlich fällt das C214 in diesem Vergleich ab, könnte man sagen. Aber im Direktvergleich kann das C214 mit dem Brauner durchaus manchmal punkten. Beide sind vom Sound her sowieso verwandt und haben diese Offenheit in den Höhen, sehr modern, sehr brauchbar, sehr schick. Lediglich die Impulstreue und Detailliertheit ist beim Brauner höher und das ist gleichzeitig, meiner Meinung nach, seine größte Stärke und gleichzeitig auch Schwäche.
Man hört jedes Spuckfädchen, jeden Atmer, jeden S-Laut unglaublich laut, bei entsprechender dynamischer Bearbeitung. Stimmen wirken mitunter scharfkantig. Das kann bei musikalischen Darbietungen manchmal sehr nützlich sein, da das Brauner wie ein heißes Messer durch den Mix schneidet. Bei Sprach-Produktionen nervt es meistens aber nur.
Nun zum TLM 49: Angeschlossen, reingesprochen. Erst mal der visuelle Eindruck! Schon allein der generiert ein gewisses Selbstbewusstsein. Dann der Sound: Vintage pur! Das ist quasi genau das, was man kennt und liebt und nicht nur das: Ich finde, dass es bei entsprechender Bearbeitung mit dem EQ sehr viel wandelbarer wirkt als das Brauner und das C214 sowieso. Den Vintage Sound bekommt man hier einigermaßen raus. Das Moderne beim Brauner irgendwie nicht.
Es reagiert zwar etwas träger, aber scheint einfach passgenau auf den Einsatz für die menschliche Stimme gefertigt zu sein. Nichts nervt, eckt an oder zischelt. Alles erhält einen angenehmen, warmen Hauch, wird irgendwie zu einer wunderschönen, detaillierten Fläche umgewandelt, die anschmiegsam im Ohr liegt.
Ein Musiker, mit dem ich zusammenarbeite, sagte das Mikrofon betreffend: "Es kommt mir so vor, als würde mir das Mikro zeigen, dass ich spreche, bevor ich spreche." Ein bisschen pathetisch, aber diese Aussage stellt ganz gut dar, wie sehr es der jeweiligen Stimme schmeichelt.
Das Brauner werde ich behalten, weil seine Impulstreue es zum idealen Abnehmer bei Instrumenten macht. Für Stimmen aber vorrangig das TLM 49!
Fazit: Geniales Mikrofon für Stimmen!