Das umschaltbare Mikrofon U 87 Ai ist das in seinen technischen Werten verbesserte Nachfolgemodell des U 87 i, des wohl bekanntesten und am weitesten verbreiteten Mikrofons der Serie fet 80. Die Änderungen betreffen die erhöhte Ausgangsspannung und den verminderten Ersatzgeräuschpegel. Beide Maßnahmen tragen zu einer bemerkenswerten Verbesserung der Aufnahmequalität bei. Das Mikrofon wird in den Studios bei Orchesteraufnahmen als Hauptmikrofon benutzt, es findet als Stützmikrofon für einzelne Instrumente Verwendung. Bei der Übertragung von Big-Bands und bei der Aufnahme von Instrumental-und Vokalsolisten, aber auch bei so diffizilen Aufgaben wie der Produktion eines Hörspiels wird das U 87 Ai mit seinen vielfältigen Möglichkeiten eingesetzt.
Mit drei Schaltern am Kapselkopf lassen sich die drei Richtcharakteristiken Kugel, Niere und Acht, eine Frequenzgangkorrektur für tiefe Frequenzen und eine 10-dB-Vordämpfung einstellen.
Das Neumann U87, eines der ersten FET-Mikrofone überhaupt und das am längsten produzierte Kondensatormikro weltweit, wird seit 1967 hergestellt und verwendete von Anfang an die heute übliche Phantomspeisung von 48V. Als U 87 i konnte es auch mit zwei Batterien bestückt werden. Das ab 1986 gebaute U87 Ai (wieder ohne Batteriefach) liefert einen viel höheren Ausgangspegel als seine Vorgänger und ist gleichzeitig um einige dB rauschärmer. Der Zusatz MT weist auf die matt-schwarze Farbe hin. Wenn ein Mikrofon als Studiostandard bezeichnet werden kann, dann ist es wohl dieses! Es ist besonders bei Sprechern und Sängern beliebt, dank seiner Flexibilität aber auch an anderer Stelle einsetzbar.
Obwohl das Neumann U 87 Ai MT für die Nierencharakteristik optimiert wurde und mit einer äußerst linearen Frequenzwiedergabe brilliert, sind Kugel und Acht mehr als ein netter Bonus. Die Kugel ist für Raummikrofonierung gut geeignet, die Acht leistet wertvolle Dienste als Seitenmikro für M/S-Stereofonie, ist aber auch als Klangalternative für Gesangsaufnahmen interessant. So kann man einen gewissen Vintage-Sound erzeugen, wobei die Bässe im Nahbereich weniger stark zum Wummern neigen als etwa bei Bändchen mit Achtercharakteristik.
Insbesondere Sprache und Gesang profitieren von einem typischen Mittentimbre, dem vollmundigen Neumann-Sound. Wo andere Mikros mit wuchtigen Bässen und/oder fein aufgeschäumtem Höhen blenden, konzentriert sich das U 87 Ai MT auf das Wesentliche: eine ausgewogene Darstellung, bei der die Mitten, die ja die wesentliche Klanginformation tragen, nicht von den Randfrequenzen überschattet werden. Dabei ist es gutmütig und bietet einen großen Sweet Spot: Die Basswiedergabe schwankt nicht und der Sprecher/Sänger darf sich bei der Aufnahme durchaus bewegen, was dabei helfen kann, eine beseelte Performance abzuliefern.
Die Georg Neumann GmbH wurde 1928 in Berlin gegründet und ist nicht nur einer der bekanntesten Hersteller von Mikrofonen weltweit: Lange Zeit beschäftigte sich der vielseitige Erfindergeist und Pionier Georg Neumann auch mit Schallplattenschneidemaschinen und wiederaufladbaren Batterien. Die hiermit verbundene Technologie ist noch heute Grundlage für die mittlerweile allgegenwärtigen Akkus. Ferner baute die Firma viele Jahre sehr individuell konfigurierte Tonregieanlagen für Rundfunkstudios/Theater- und Konzerthäuser und seit einigen Jahren auch Studiomonitore. Im Jahre 1991 wurde Neumann ein Teil der Sennheiser-Firmengruppe und erhielt 1999 (als erste deutsche Firma überhaupt) den Technical Grammy für das technische Gesamtwerk des Unternehmens.
Natürlich macht ein solch wundervolles und erstklassig verarbeitetes Mikrofon auch bei der Abnahme von Instrumenten eine exzellente Figur, dank des zuschaltbaren 10-db-Pads auch vor Gitarren- und Bassamps. Für Akustikgitarren eignet es sich vor allem, wenn ein unauffälliges Klangbild als Begleitung gefragt ist. Als Overhead für Drums ist Neumann U 87 Ai MT ebenfalls beliebt, allerdings muss man mit dem recht niedrigen Grenzschalldruckpegel von 127dB (mit Pad) ein bisschen aufpassen, was Verzerrung anbelangt. Manchmal ist ein leichter Crunch allerdings auch durchaus gewünscht.