Gleich vorneweg: Die Bedienung dieses Preamps ist auffallend sperrig.
Auf der Frontplatte sind neben den zwei Drehreglern 5 verschiedene Arten von Schaltern - wer hat sich das überlegt?
Der Gainregler regelt auf dem Großteil des Regelwegs sehr wenig, dafür auf dem letzten Millimeter bestimmt 10dB, ich dachte immer, das sei nur im untersten Preisbereich anzutreffen. Besonders nervig: Nach dem Ausschalten resettet der Preamp seine Einstellungen (auf Line-Input) und man braucht bei Verwendung von Kondensatormikros jedes Mal drei Klicks um MIC-Input und +48 zu aktivieren. Grrr..
Getröstet wird man mit einem wirklich ganz hervorragendem Klang.
Mit unverkennbarer Übertragerfärbung, etwas Rock, etwas Blues, etwas Soul, gibt der 88rlb klanglich mutig die Richtung vor und setzt jedem Signal einen angenehmen "Vintage!"-Stempel auf. Es fehlt an nichts und der Vibe ist da. Der Bass ist mächtig und macht richtig Spaß, die Mitten sind schön gefärbt und immer weich, die Höhen sind leicht gesättigt und zurückhaltend. Ein 1073 klingt im Vergleich fokussierter und weiter vorne, aber mit ähnlicher Attitüde. Sein digitaler Bruder 88m ist auf eine ebenfalls sehr gelungene Weise moderner und offener (siehe meine Bewertung dort).