Vorneweg: der ODR Mini ist KEIN Tube Screamer. Ausser einer (nur halbwegs ähnlichen) grünen Lackierung sehe ich kaum Gemeinsamkeiten.
Es ist ein günstiges Pedal für Gitarristen, die einen ganz leichten Overdrive suchen. Bei niedriger Einstellung des DRIVE-Reglers bekommt man einen warmen, minimal angecrunchten Sound aus dem Gerät heraus (hier auch die Parallele zum TS). Für Blues-Gitarristen z.B. kann ich mir das Gerät eventuell vorstellen.
Sobald man den DRIVE aufdreht, steigt der Bassanteil auf ein extremes Maß an und maskiert den Sound mit einem mächtigen Mumpf und Mulm. Wenn man nun mit dem SPECTRUM-Regler eingreift und Höhen hinzufügen will, klingt es relativ schnell blechern und aggressiv-unschön, der Sound wird matschig und grätzend zugleich.
Für mich hat das Gerät eigentlich nur zwei Anwendungsmöglichkeiten:
- als Fuzz-ähnlicher Zerrer mit vollem DRIVE, wenn man den SPECTRUM-Regler nicht benutzt
- als eingangs erwähnter bluesiger, minimaler Crunch ohne Höhen-Boost
Letztgenannte Anwendung scheint mir die Stärke dieses Pedales zu sein, wobei man leider wenig Spielraum zur Soundgestaltung hat. Da wird auch schnell klar, warum das größere Originalpedal einen Basscut hat.
Zum Vergleich mit dem TUBE SCREAMER: beim TS sucht man ja in der Regel diesen Mittenboost, um einen Amp oder ein anderes Pedal anzublasen. Der ODR hat diesen Mittenboost nicht und geht grundsätzlich in eine andere Richtung. Leider mit unkontrollierbarem Bassbereich, egal ob mit Tele, Strat, LP, PRS über Amps wie Fender, Marshall oder Peavey Classic.
Ich habe den ODR Mini gegen den WAMPLER BELLE OVERDRIVE umgetauscht, bei dem einerseits der Bassanteil mit einem Poti kontrolliert werden kann, andererseits der Klangregler weitaus harmonischer und gesünder klingt. Überhaupt ist der Sound des WAMPLER viel transparenter und edler.
Probieren kostet nichts, aber wenn man ein flexibles Pedal sucht, ist es das NOBELS leider nicht. Für eine ganz spezielle Anwendung hingegen mag er funktionieren. Versuch macht kluch.