Warum das Design dieser E-Geige in diversen Internet-Testvideos so hochgelobt wird, erschließt sich mir nicht - ich persönlich finde es nicht besonders schön. Letztlich ist mir das Aussehen bei einem Musikinstrument aber ziemlich egal, sonst hätte ich es mir ja auch nicht gekauft.
Am Sound ist nichts zu meckern, im Gegenteil: Mit einem guten Verstärker und entsprechenden Effekten kann der Ton schön satt und voll abgemischt werden. Auch die innovative Stimm-Mechanik ist super und man fragt sich, warum nicht alle Geigen schon längst so gestimmt werden.
Trotzdem habe ich das Instrument schweren Herzens zurückgegeben - an dieser Stelle ein besonders Lob an Thomann, dass das prinzipiell möglich ist.
Für die Rückgabe waren spielpraktische Gründe ausschlaggebend:
Die klassische Ausbildung, wie man eine Geige ohne Arme locker und unverkrampft nur mit Schulter und linker Kinnbacke hält, passt nicht zur Haltekonstruktion dieser Geige. Vielleicht halten Fiddler ihre Geige tatsächlich anders - ich persönlich bin weder mit der zu weit in die Mitte verbauten Kinnstütze, noch mit der Schulterstütze klargekommen. Man MUSS aber die vorgegebenen verwenden und hat keine Alternativen. Wie auch immer man die Schulterstütze verbog - nach einer Weile ist mir das Halten der Geige stets unangenehm geworden - auf Dauer ist das kein akzeptabler Zustand.
Nach Zurücksendung der E-Geige hatte ich eine andere gekauft, die eine normal geformte Kinnstütze an der gewohnten Stelle besaß und an welcher man eine handelsübliche Schulterstütze befestigen konnte. Mit dieser bin ich dann glücklich geworden und hatte keine Verspannungen mehr.
Nachtrag:
Ein weiterer Grund des Zurücksendens hat eigentlich nichts mit der Qualität des Instruments zu tun, sondern mit etwas anderem, was mir aber wichtig erscheint, so dass ich es hier noch weitergeben möchte:
Im ersten Moment ist es natürlich toll, noch über eine zusätzliche tiefe C-Saite zu verfügen. In der weiteren Spielpraxis hat es sich aber gezeigt, dass diese insgesamt 5 Saiten doch einige Probleme verursachen, die ich vielleicht geahnt, in der Tragweite aber doch unterschätzt hatte. Wenn man lange auf hohem Niveau 4 Saiten gespielt hat, dann ist die 5.Saite ein echtes intellektuelles Problem - im Übergang der tiefen Saiten kommt man oft durcheinander, welche Noten man spielt. Auch bogentechnisch sind die Änderungen nicht unerheblich: Da der Winkel des Bogens zu den Saiten wesentlich empfindlicher gewählt werden muss, muss man ziemlich vorsichtig agieren, um nicht ständig zwei Saiten auf einmal anzusprechen. Selbst bei der E-Saite darf man nicht zu weit nach außen, weil die Bogenhaare sonst auf dem zu nahe daran gebauten Korpus entlang streichen. Man kann den Bogen einfach nicht mehr so frei führen, wie man es gewohnt ist. Dadurch wird aber die Expressivität des Musizierens eingeschränkt. Das war für mich letztlich ein zu hoher Preis. Meine jetzige E-Geige hat wieder 4 Saiten und gibt mir meine bogentechnische Freiheit zurück.