Anschaffen musste ich mir das Gerät, da ich für eine Fehlersuche in einer 100 Volt ELA die Impedanzen der Übertrager messen musste.
Zunächst war ich wegen des ja nicht gerade geringen Preises recht skeptisch.
Meine Skepsis wich schon beim Auspacken.
Der NTI Minirator MR Pro wirkt alleine schon robust, kommt noch der Schutzrahmen hinzu, hat man das Gefühl, ein fast unverwüstliches Gerät in der Hand zu halten.
Die Bedienelemente sind sinnvoll angeordnet und haben deutlich fühlbare Rast- und Druckpunkte, was in schlecht beleuchteten Live-Situationen ein echter Vorteil ist.
Im Lieferumfang ist kein Messadapter enthalten. Das ist aber nicht wirklich dramatisch, denn im gedruckten (!) Handbuch ist die Beschaltung der Anschlussbuchsen gut beschrieben.
Ferner findet man dort auch das Schaltbild des XLR-Kabeltestadapters. Das Geld für zusätzliche Adapter kann man also sparen, wenn man mit dem Lötkolben umzugehen weiß.
Fluchs Batterien (3 x AA Mignon) rein und mal angeschaltet.
Dann testweise einen 8 Ohm PA-Speaker mit einem XLR Speakerkabel angeschlossen und es konnte mit dem Messen losgehen.
Die Bedienung kann man nur als intuitiv bezeichnen, falls man doch mal etwas suchen will, gibt das gut geschriebene Handbuch Auskunft.
Sehr schön ist, dass man gerade bein der Impedanzmessung verschiedene Frequenzen einstellen kann, bei denen die Messung vorgenommen werden soll. Das ist einerseits hilfreich, um eine Impedanzkurve zu erstellen, andererseits zeigt es gerade bei der Fehlersuche, wie stark Lautsprecher (oder Übertrager) in der Impedanz streuen. Das kann bei Stadionbeschallung schnell zum Killer werden, denn es kommt immer mehr in Mode, bei der Mannschaftsaufstellung basslastige Musik zu spielen, und auch bei gefallenen Toren wird gerne mal Musik eingespielt. Und gerade bei tiefen Frequenzen fällt bei vielen Übertragern die Impedanz, sodass die Verstärkerleistung schnell mal überschritten wird...
Apropos Leistung:
Man kann im Impedanzmessmodus die Messung auf Leistungsmessung umschalten. Dann kann man die Betriebsspannung des Lautsprechersystems in kleinen, aber praktikablen Schritten einstellen.
Das Gerät zeigt einem dann zusätzlich zur Impedanz (klein am unteren Displayrand dargestellt), als Hauptmessung die dem System entnommene Leistung an. Also keine Rechnerei mehr.
Bei der Impedanzmessung aber bitte nicht erschrecken, denn man hört bei der Messung die eingestellte Frequenz, mitunter sogar recht laut. Also Ausgangsleistung ist vorhanden. ;-)
Interessant ist die Möglichkeit, per USB eigene WAV-Dateien in den Gerätespeicher zu laden. Das reicht locker aus, um mehrere Sprachdurchsagen sowie Testtöne zu speichern. Die kann man entweder einmal abspielen, oder in Dauerschleife. Auch nicht schlecht für Hilfsorganisationen, die öfters Sprachdurchsagen in Notsituationen in Schleife machen müssen.
Oder, man spielt sich einen Theatergong auf, den man dann für Durchsagen vom Pult aus einspielen kann. Also, der Phantasie sind fast keine Grenzen gesetzt, denn der Speicher fasst "nur" 512 KB.
Verschiedene Messparameter können abgespeichert werden. So hat man seine bevorzugten Messeinstellungen immer parat.
Der Signalgenerator liefert saubere Signale, ein Oszilloskop brachte das zu Tage.
Delaymessungen sind ohne zusätzliche Hardware nicht durchführbar, es sind aber Testtöne für Delaymessung mit anderen Geräten von NTI bereits aufgespielt.
Man kann auch XLR-Kabel testen. Dazu steckt man das Kabel einfach in die vorhandenen Messbuchsen und wählt den XLR-Kabeltest an. Dazu braucht man auch nicht zwingend den zusätzlichen Adapter. Der wird nur benötigt, wenn man fest verlegte Leitungen prüfen möchte, deren Enden man nicht gleichzeitig anschließen kann. Dazu steckt man den Adapter dann auf das entfernte Ende der zu testenden Leitung, und den Anfang der Leitung ins Messgerät selbst.
Hinweis am Rande: Das Gerät ist nicht Fremdspannungsfest. Also grundsätzlich Messungen nur im spannungslosen Zustand der Lautsprecheranlage durchführen.
Es gibt einen Messadapter für Messungen, der Fremdspannung vom Gerät abhält.
Aber auch hier kann man sparen, wenn man einfach grundsätzlich die Anlage vor der Messung vom Netz trennt.
Einziger Punkt, der mich bei den Features zu einem Stern Abzug bewegt:
Messwerte werden nur angezeigt, man kann sie nicht speichern.
Das ist insofern schade, wenn man bei einer Impedanzmessung alle einstellbaren Frequenzen hintereinander verwendet, muss man sich schon etliche Messwerte aufschreiben, eine Speicherfunktion wäre hier ein echtes Plus!
Nach Registrierung des Gerätes auf der Herstellerwebseite hat man die Möglichkeit, die Firmware zu aktualisieren oder weitere Testfiles als *.wav herunterzuladen.
Fazit: Absolut brauchbares, praxisgerechtes Gerät, dass bei keinem PA- oder ELA-Techniker fehlen sollte.