Vielleicht hab ich ein Montagsmodell erwischt, es war jedenfalls eine grauenvolle Erfahrung!
Ich möchte für Auftritte im Freien einen 4 mal teureren Fishman-Verstärker (Loudbox Artist) ersetzen. Ich hatte mich auf gewisse qualitative Einbußen eingestellt. Ich habe noch einen Boss Micro Cube, bei dem auch nach Jahren noch alles einwandfrei funktioniert; für Auftritte ist der aber zu schwach (3 Watt) und hat keinen Mikroeingang.
Nun zum NUX AC-25:
RAUSCHEN
Beide Kanäle haben mit angesteckter Gitarre bzw. Mikrofon ein starkes, unregelmäßiges Rauschen. Komisch, dasselbe Equipment macht am Fishman keinerlei Probleme, auch nicht bei voller Verstärkung! Am Nux AC-25 hingegen ist das Rauschen deutlich hörbar. Probleme mit der Abschirmung an den Kabeln kann ich ausschließen, zumal XLR-Kabel verwendet wurden und ich extra einen Test mit Handy im Flugmodus und ausgeschaltetem WLAN gemacht habe.
Komisch, auch wenn man den Gain runterregelt, bleibt das Rauschen bestehen - aber nur, wenn ein Kabel eingesteckt ist.
Verstehe ich nicht, ist mir auch egal. Wenn ein Verstärker nicht plug and play mit meiner gewohnten Technik funktioniert, dann muss er wieder gehen.
MIKROFON
Ach ja, das Mikrofon... es wird automatisch stummgeschaltet wenn es unter einen gewissen Pegel fällt. Dadurch hört nun wirklich jeder das Rauschen. Was zur Hölle soll denn das?? Ich brauch solche Features nicht: Mikro an oder aus, das soll doch nicht der Verstärker entscheiden!
Ich könnte mir vorstellen, dass bei sehr leisen Passagen, z.B. bei einer mikrofonierten Ukulele oder bei Sound-Art-Sachen, dann auch Aussetzer des Mikros zu hören sind...
Die Gitarre rauscht hörbar stärker, wenn sie in den Combo-Eingang gesteckt wird. Keine Ahnung warum, denn es ist ja speziell als Instrumenteneingang in der Anleitung beschrieben.
Die EQ-Sektion greift übrigens nicht auf Kanal 2. Das wäre in der Preisklasse vielleicht etwas viel verlangt, aber über die App wäre ein EQ sicher möglich gewesen.
KOPFHÖRER
kurz gesagt: geht nicht richtig. Viel zu schwach für einen beyerdynamic DT770Pro-Kopfhörer (80 Ohm). Man muss alles auf volle Leistung drehen; das wäre dann zwar ausreichend laut, aber es kommt zu heftigen Übersteuerungen und Verzerrungen. Ich dachte, die Kopfhörer sind vielleicht hin, also nochmal an die Loudbox - aber hier ist alles glasklar.
BLUETOOTH
Bitte nicht das Bluetooth koppeln! Die Nachbarn denken, der Feuermelder geht an... wer hat denn diesen Sound ausgewählt?? Das laute Piepsen kommt auch dann, wenn man alle Regler (inkl. die Lautstärke am Handy) auf 0 geregelt hat. Völlige Fehlkonstruktion!
Übrigens ist das Bluetooth nicht über den Main-Regler am Verstärker steuerbar. Beim Fishman kann man das Bluetooth genauso wie ein Line-Signal nicht nur übers Handy, sondern über den Main regeln. Wenn ich den Main auf 0 regle, dann muss Ruhe sein, z.B. in Pausen, oder wenn man einen Vortrag begleitet.
An meinem Fishman hab ich das Handy immer auf Vollgas und regle nur über den Aux-In-Regler und den Main die Lautstärke des Eingangssignals.
AUX-IN
Nicht getestet.
TUNER
funktioniert, vermutlich auch für alternative Stimmungen, denn er zeigt auch andere Töne, inkl. flats und sharps, an.
APP
Mit der Stageman-App kann man live sehen, was an den Reglern eingestellt wird. Viel mehr kann die App auch nicht. Man kann den Pre-Amp verstellen, was für mich keinen relevanten Einfluss auf den Klang hatte. Man kann den Drum-Computer laufen lassen - gut, da könnte man, wenn das Bluetooth besser gestaltet wäre, auch einfach einen Backingtrack nehmen. Viel mehr als das kann der Drumcomputer eh nicht.
VERARBEITUNG
Zur Verarbeitung sage ich nicht viel - spielt für mich keine Rolle, wenn schon der Klang nicht passt. Man kann das Front-Cover abnehmen (ist mit Klett reingeklettet). Dann kann man den Boxen bei der Arbeit zusehen; warum man das tun sollte weiß ich nicht. Man hat vorne eine Lasche raushängen damit man die Front greifen kann.
FAZIT
Die guten Kritiken hier verstehe ich nicht. Selbst ohne das Rauschen (Produktfehler?) finde ich einige Funktionen nicht durchdacht, z.B. dass Kanal 2 keinen EQ hat und dass der BT-Kopplungs-Ton und die BT-Regelung nicht durchdacht ist.
Also muss ich mir doch einen der hochwertigeren Akku-Amps zulegen. Die sind leider schwerer, was für mich ein Grund für den leichteren NUX war. Schade, auch vom Funktionsumfang her und der Leistung wäre er richtig gewesen.
Als nächstes wurde der FENDER ACOUSTIC JUNIOR GO getestet. Sicher, das ist eine andere Leistungs- und Preisklasse (ca. 3x).
Alternativen gibt es leider kaum, wenn man einen Akku und 2 Kanäle möchte bzw. braucht.
Der Feder ist dafür hervorragend geeignet! Klang und Rauschverhalten sind einwandfrei, die Effekte wirklich schön, und es ist ein Looper on-board. Den kann man auch händisch bedienen, aber eigentlich braucht man zusätzlich den optionalen Fußtaster. Erst über den Taster kann auch der Tuner genutzt werden. Bluetooth ist leider auch nur übers Handy steuerbar, da der Fender ja gar keinen Main-Level besitzt! Der EQ greift super durch, man muss vorsichtig damit umgehen, da er sehr wirkungsvoll funktioniert. Eine Hülle muss man leider separat kaufen... Schade, da könnte Thoman ein schönes Bundle zusammenstellen!
Inkl. Fußtaster und Cover kommt man auf aktuell ca. 650€. Dafür erhält man einen wunderbaren Verstärker mit hervorragenden Klangeigenschaften und einer breiten Funktionspalette!
Vom NUX hingegen kann ich leider nur abraten...