Ziel war, dass ich mein großes Multieffekt in Rente schicken kann und mit nur einem Effektboard (und Gitarre natürlich) Proben, Auftritte und Homerecording bestreiten kann. Ich steuere meine anderen Effektpedale mit einem Midi-Looper, daher war eine Midi-Schnittstelle unverzichtbar (kein Bock auf Stepptanz bei komplexen Soundwechseln).
Erstmal das Schlechte:
Die Overdrive und Distortion-Sektionen kommen ohne den üblichen 3Band EQ aus. Gain, Höhenanteil und Lautstärke lassen sich regeln, ebenso die Reihenfolge der beiden Sektionen ( O->D , D->O , parallel).
Laustärke vom cleanen Sound (Ovrdr., Dist. sind inaktiv, Sound kommt über IR) nicht regelbar. Ovrdr. und Dist. müssen an der Cleanlautstärke angepasst werden.
Lautstärke vom Kopfhörerausgang ist nicht regelbar. Da die Verzerrkanäle an die Cleanlautstärke angepasst werden müssen ergibt sich über die Kopfhörer eine sehr hohe Lautstärke, zu hoch, bin ich der Meinung. (Kopfhörer mit Lautstärkeregler, bzw. jeweilige Adapter schaffen Abhilfe)
Daher keine 5 Sterne.
Nun zu den guten bis sehr guten Eigenschaften:
Der Zerrsound ist dennoch formbar (wie oben beschrieben) und klingt sehr gut (Bandkollegen haben bei der Probe eine soundmäßige Verbesserung bescheinigt) und setzt sich, ordentliche Endstufe vorausgesetzt, sehr gut durch. Blues bis Metal ist alles drinn, außer Nu-Metal-Badewannensounds. Auch der cleane Sound, obwohl überhaupt nicht formbar, klingt sehr schön. Es wird halt der Charakter der Gitarre stark wiedergegeben. Bei gut eingestellten Instrumenten wird man seine Freude damit haben. Schlechte Instrumente werden dann auch als solche zu hören sein ;-). Die Effekte sind zwar keine Strymons aber sehr schön, besonders in Stereo. Die Reverb und Delay Sektion kann subtile Töne bis ausgedehnten Ambientsounds anbieten. Verschieden Routingoptionen lassen noch mehr Flexibilität zu. Mein extra bestelltes Reverb/DelayPedal habe ich daher zurück geschickt. Die Bedienung ist logisch aufgebaut. Generell kann man sagen, dass die Effekte den Grundsound nicht verschlucken, sodass man als Gitarrist, trotz aller Effektspielerei, immernoch gut hörbar ist. Man muss sich, aufgrund der teilweisen Mehrfachbelegung der Knöpfe (Platzsparen) dennoch etwas mit dem Gerät beschäftigen. Die Midischnittstelle arbeitet wie erwartet. Die IR Funktion tut ihren Dienst und mit Custom-IRs (muss ich noch hochladen) klingt es noch besser (mit Mooer Radar bereits getestet). Alle Sektionen können über Drehregler editiert und als abgespeichertes Preset (ohne spürbare Latenz) abgerufen werden.
Soweit ich weiß ist die Kombination Multieffekt inkl. Fußschalter, analoge Verzerrung, extrem kleine Größe (sehr Pedalboard freundlich), IR-Loader, speicherbare Presets, verschiedenste Ein- und Ausgänge und Midisteuerung (spätestens da scheiden andere Produkte aus dem Rennen) bisher einmalig auf dem Markt. Man bekommt sehr viel für knapp über 200€, zumal die Sounds allesamt sehr gut zu gebrauchen und livetauglich sind. Im Studio nimmt man ggf. höherpreisige Technik aber für live, Proben und Zuhause ist es genial. Ich nutze den Cerberus in meinen 3 Bands, die von ExtremMetal, Punkrock bis ProgressivenRock+Ambientparts eine breite Soundpalette abfordern.
Bisher konnte ich den Cerberus 1 Woche lang testen, inkl. einer Probe (ProgressivRock+Ambient). Der Langzeittest wird zeigen, ob der gute Eindruck bleibt oder ob sich der niedrige Preis in der Fertigungsqualität mit diversen Defekten zeigt.
Ich bin bisher sehr begeistert.
Update: Nach 3 Wochen hat das Gerät einen viel zu hohen Line-Pegel ausgegeben (Ich tippe drauf, dass ein Widerstand seine Arbeit nicht mehr ordnungsgemäß verrichtet hat). Das Signal war verzerrt, übersteuert, zu laut. Hier griff wieder einmal der vorbildliche Thomann-Service, sodass ich ein paar Tage später ein Ersatzgerät hatte. Ich hoffe, dass diesmal alles heile bleibt, da ich vom Gerät immernoch sehr angetan bin. Wäre schade, wenn ich mich wegen dauerhaften Ausfällen davon abwenden müsste!
letztes Update (11.10.19): Ich bin immernoch sehr angetan vom Cerberus und es sind bisher keine Fehlfunktionen aufgetreten. Der Zerrsound, obwohl nur eingeschränkt formbar und nicht sonderlich markant, trifft irgendwie die richtigen Frequenzen. Ich spiele damit live und nehme auf. In beiden Situationen fügt sich der Sound sehr gut in den Bandkontext ein, ohne einen zusätzlichen EQ nutzen zu müssen. Der Zerrsound alleine für sich gespielt kann dabei etwas schwach im Bassbereich wirken, was jedoch, sobald der Bassist einsetzt, total Sinn macht. Gitarrenspuren bekommen in der Regel immer einen HiCutFilter, sodass man sagen kann, dass der Cerberus ein aufnahme- und livefertiges Signal ausgibt. Find ich super.
PS: Nutze den Cerberus inzwischen mit dem SeymourDuncan PowerStage 170 als Endstufe mit ner 4x12 Marshall 1960A (4Ohm). Laut genug für Proben, Clubs und Open-Air Festivals (selbst getestet mit meiner Metal-Rockband)