Ich habe das MG300 seit Februar 2021 live (soweit es eben ging), im Proberaum und beim Aufnehmen zuhause im Einsatz. Alles, was ich hier beschreibe, ist rein subjektiv und bezieht sich ausschließlich auf meinen Verwendungszweck: Einen guten, günstigen Verstärker-Ersatz für ein Ampless Pedal Board.
Mir wurde es in den letzten Jahren zunehmend zu stressig, immer einen Amp mit zu Auftritten zu schleppen; vor allem aufgrund der Tatsache, dass ich ihn eh immer nur über die Monitore gehört habe, weil ja heutzutage fast überall die Verstärker abgenommen werden und die Bühnenlautstärke auf ein Minimum begrenzt werden soll, um einen guten Front-Mix gewährleisten zu können. Dementsprechend kam der Gedanke auf, den Verstärker preisbewusst (Student!) mit einem modernen Amp-Modeler zu ersetzen. Nach dem Lesen von ein paar Tests und dem Anhören von Sound-Beispielen wurde das MG300 angeschafft. Und ich habe es bis jetzt nicht bereut.
Zunächst zur Bewertung: Für die Features nur drei Sterne, da sich die Anschlussmöglichkeiten in Grenzen halten. Mono-Input, Stereo-Output, Aux-In, USB. Das wars. Eine separate Kopfhörerbuchse wäre super gewesen, und ein direkter XLR-Out würde die DI-Box fürs Direkt-ins-Pult-spielen ersparen. Ist nicht dramatisch und vor allem für den Preis verkraftbar, aber dessen muss man sich eben bewusst sein. Das Pedal ist nice to have und kann verschiedene Funktionen erfüllen (Wah, Expression, Volume etc.), ist bei mir aber kaum bis gar nicht im Einsatz.
Den einen Stern Abzug gibts für die Verarbeitung. Wie mehrere Rezensionen bereits anmerkten ist das Teil aus Plastik. Ich selbst finde, es wirkt nicht so instabil wie andere hier sagen, aber das ist wohl Ansichtssache.
Was den Sound angeht ist das auch wieder sehr individuell. Ich selbst habe "meinen" Sound erst durch die Verwendung externer IRs gefunden, welche das Gerät unterstützt (das war auch ein Kaufgrund). Die internen Boxensimulationen sind vielseitig und klingen je nachdem auch echt nicht schlecht, aber so richtig zum Leben erweckt wurde der Sound für mich erst durch die externen Impulsantworten.
Ich benutze live und zur Aufnahme generell nur 4-5 Sounds. Das klingt nach nicht viel, wenn man betrachtet, wie viele Möglichkeiten das Gerät bietet. Für mich ersetzt es aber wie gesagt den Amp, welcher mir als Pedal-Plattform diente. Und da ich dafür auch nicht mehr als einen brauchbaren Cleansound benötigt habe, macht mich diese wohl selektierte Auswahl auch beim MG300 glücklich. Das Pedalboard (diverse Drives, Fuzzes, Hall- und Delaygeschichten) fährt also in das MG300, welches via DI-Box dann direkt ins Pult gespielt wird.
Der Core-Sound besteht dabei einfach aus einem cleanen Amp-Modell, bei welchem für die Räumlichkeit intern etwas Room-Reverb hinzugefügt wurde. Dieses Setting nutze ich 90% der Zeit, und wie gesagt, es funktioniert halt einfach und klingt auch im Zusammenspiel mit meinen analogen Pedals so, wie ich mir das vorstelle: Räumlich, artikuliert, differenziert. Meine anderen Settings bestehen aus Variationen dieses Core-Sounds, mal mit einem internen Chorus, mal mit einem Tape-Delay; eben Effekte, die ich nicht in Pedalform besitze, aber gerne dabei habe. Diese habe ich in unmittelbarer Nähe des Core-Sounds gespeichert, was die Bedienung mit den nur zwei Fußschaltern ziemlich komfortabel macht. Für Recording-Anwendungen habe ich noch ein, zwei Highgain-Amp-Presets, die in meinen Ohren auch sehr gut klingen. Das ist eben von den Einstellungen abhängig.
Die Bedienung am Gerät geht nach kurzer Einarbeitung einfach von der Hand, in der Dektop-App macht sie aber noch mehr Spaß und ist noch übersichtlicher. Das eingebaute Audio-Interface ist ein toller Bonus, wenn man mal eben schnell was Aufnehmen oder bereits aufgenommene DI-Spuren mit internen Sounds reampen möchte (das kann es nämlich auch).
Für den beschriebenen Zweck ist das MG300 in meinen Augen das ideale Werkzeug. Es bietet genug Möglichkeiten, um verschiedenste Sounds zu verwirklichen, aber bleibt dabei trotzdem übersichtlich. Die Sounds und Effekte machen, wenn man seine persönlichen Settings gefunden hat, richtig Spaß und regen zum Spielen an. Und das ist ja das, worauf es am Ende ankommt: Es soll inspirieren.