Die Nux Amp Academy ist ein Sonderling unter den Pedalen. Sie kommt daher wie eine analoge Tretkiste, innendrin schlummern jedoch digitale Raffinessen. Gedacht ist sie als Pedalboard-Plattform. Man ist eingeschränkt auf die vorab installierten Verstärker-Modelle. Wer braucht denn sowas?
Gehen wir erstmal auf den Klang ein: Der ist erstaunlich gut. Sämtliche Verstärker überzeugen. Auf der A-Seite wird es unter "Modern" schon leicht verzerrt, wenn man Gain aus der Nullposition führt, das kann man aber mit ein paar Einstellungen ziemlich gut kompensieren, muss man aber nicht. Es hilft auch, wenn man den Volume-Knob an der Gitarre etwas zurückdreht. Nun gut. Zu den Classic- und Vintage-Modellen gibt es auch nicht viel zu sagen außer, dass sie alle super klingen.
Jetzt habe ich aber den Anspruch, dass mein modernes Pedalboard möglichst viel "Plattform" bekommt. Sprich so ein Verzerrer bestimmter Art klingt durch eine (Vintage) Fender Combo ja doch eher nüchtern, zumindest, was meine Ansprüche angeht. Die Amp Academy verschafft da jedoch Abhilfe, weil sie auch ein IR-Loader ist. So kann man der Vintage-Combo zB. den Klang eines anderen bekannten Verstärkermodells verleihen, einfach, indem man dessen zugehörige Box entfremdet. Ein wenig gruselig ist das ja schon.
Mir würde im Traum nicht einfallen, eine klassische Fender-Combo durch eine 4x12er Box jagen zu wollen aber gut, ich will ja möglichst viel aus der Nux Amp Academy herausholen und das scheint somit zu klappen. Alternativ kann man ja wenn man damit spielen möchte, aber nicht das ausgewählte Verstärkermodell zu sehr zweckentfremden möchte, einfach Celestion-IR's oder ähnliches laden. Jedenfalls ist das alles möglich. Vielleicht wäre es besser gewesen, dass man anstelle der festgelegten Slots für Verstärkermodelle diese hätte mit möglichen Verstärkertypen belegen oder auch ganz weglassen können? Sprich ich als (ich bezeichne mich mal so) moderner Typ mit modernen Ansprüchen im Sound, könnte mir das Tweaken der Vintage und Classic-Modelle sparen und diese beiden Slots einfach mit dem, was Nux als modernen Amp anbietet ersetzen oder einfach nur die IR in einem Slot laden ohne Verstärkermodell, falls ich eine Pedalboard-ohne-Amp-Lösung suche. So bin ich limitiert und muss meine Auswahl entsprechend verkleinern oder, wozu ich mich letzten Endes entschieden habe, die eingebauten Amps "tweaken" was das Zeug hält.
Bevor ich jetzt auf die komponenten eingehe, die das Möglich machen, möchte ich jedoch noch ein paar Worte zu der B-Seite loswerden.
Die installierten Amp-Simulationen klingen auch hier ausnahmslos gut und sind alle brauchbar. Besonders viel Freude macht mir hier der IR-Loader in Kombination mit den Verstärkermodellen in Brown, Red und Iridium. Leider können diese Modelle aber auch nur verzerren. Scheinbar ist es so gewollt, dass die A-Seite Clean ist, bzw. Cruncht und die B-Seite unterschiedliche Verzerrertypen bereit hält, die bis ins High-Gain gehen. Aber gut. Wer plötzlich die Option hat einen Diezel-Verstärker zuhause auffahren zu können, der wird Ihn ohnehin nicht als cleane Pedalboard-Basis nutzen wollen, sondern der denkt schon in anderen Dimensionen. Also kann ich das verschmerzen. Jedoch sei eines angemerkt: Wer mit Pedalen zerrt, der würde sich wahrscheinlich über ein paar mehr Slots für Clean-gefahrene Amps mehr freuen als über die Tatsache, dass die Amp Academy selbst auch zerren kann, unter Umständen. Aber eines möchte ich anmerken: Ja, das kann sie und das sehr gut.
Nun zu der Art und Weise, die es möglich macht die vorab installierten Amps zu tweaken: Das sind zum Einen der parametrische EQ natürlich der den Amps eigen ist sowie die Möglichkeit, einen grafischen EQ vor oder nach dem Amp schalten zu können. Damit kann man wirklich viel aus der Amp Academy rauskitzeln. Es gibt dann noch die Möglichkeit Booster und Overdrives aufzufahren, die vorab installiert sind. Kann man machen, wenn man dafür nicht entsprechend manifestierte Pedale in der Trickkiste hat. Bei dem grafischen EQ hätte ich mir gewünscht, dass er sich einfach mit dem Schieberad der Maus bedienen lässt und zwar auf den Millimeter genau.
Jetzt zu den "Scenes". Pro ausgewählten Amp ob nun auf der A- oder B-Seite hat man die Möglichkeit entsprechende Szenerien aufzufahren. Sei es nun dass der FX-Loop in einer Szene deaktiviert ist oder der systemeigene Overdrive/Booster nur in einer bestimmten Szenerie aktiv ist oder per Fußtritt der grafische EQ deaktiviert wird. Ich rufe auf diese Art und Weise unterschiedliche IR's für die jeweiligen Verstärkermodelle ab.
Summa summarum: Wer braucht die Amp Academy? Sie ist ein erstklassiger IR-Loader, aber beschränkt in der Verstärkerauswahl. Man kann mit Ihr das Signal splitten: Amp und Mischpult. Dafür brauche ich sie zB. Aber viel wichtiger: Sie bietet einem das gewisse "Analoge Feeling" denn das strahlt sie einfach aus. kein Display, kein Nix. Dafür ab und zu ein Rendezvous mit dem heimischen PC, in die Modeling-Welt abtauchen und gut ist. Das hat was. Von mir gibt es vor allem Sympathie-Punkte, deswegen volle Sterne.