Harley Benton Parts Saitenreiter für ST-Modelle

Wer hätte das erwartet? Diese Saitenreiter erfüllen jetzt (August 2017) viel mehr, als das offensichtlich ältere Foto erwarten lässt: da wurde sauber gearbeitet, glatte Oberfläche, relativ hartes Material, saubere, silbern glänzende Verchromung mit glatter Oberfläche ohne irgendwelche Blasen etc.; Anscheinend hat Partsland hier sehr nachgebessert. Jedenfalls ist das Preis-Leistungsverhältnis getreu der Thomann'schen Idee gut und günstig. Ausserdem sorgt der im Vergleich zu den Vintage-Konstruktionen wegen der Blockbauweise (dickeres Material) für ein besseres Sustain der Saiten. Da kann man getrost seine Harley Benton Strats aus der Vintage-Serie (die meiner Meinung nach hervorragend sind) optisch und akustisch noch etwas adeln.
Ohne zu übertreiben: davon bekomme ich später noch mehr.

Nach über 40 Jahren waren mal die Brückchen meiner 78er Ibanez Silver-Series Strat längstens überfällig. Es mussten 10mm breite sog. Saitenreiter sein (max. Breite 10,1 mm) - und das bringen ausschließlich die Harley Bentons mit.

Die Maßangaben auf der Produktseite (sehr hilfreiches feature!) stimmen mit den gelieferten Teilen ziemlich exakt überein.
Da ich nicht wusste, ob mich eine wilde Gußlandschaften erwarten (wie mitunter berichtet wurde), habe ich gleich mal zwei Packs bestellt. Bei dem Preis also kein Risiko.
Ich war positiv überrascht, wie sauber verarbeitet die Brückchen sind. Nahezu perfekt, auch was die Maden- und "Intonations"-Schrauben angeht. Da ist nichts locker, die Gewinde drehen sauber und angemessen stramm.
Da ich ohnehin über all die Jahrzehnte gewohnt bin, dass die Madenschrauben etwas heraus stehen (je nachdem, wie hoch das Blech mit Trem-/Vibrato-Block vom Body hinten absteht!) , habe ich also bei den HB's ebenfalls Null Probleme.
Ob die Kerbung auf längere Sicht hilft oder nicht, kann ich noch nicht beurteilen. Zunächst einmal finde ich das ganz praktisch. Und das spacing stimmt.

Ob Guß, Stahlblech, Titan oder was auch immer - bei diesen Böckchen macht das Material aus meiner jahrzehntelangen Erfahrung bei den ST-type Gitarren hinsichtlich Klangbild keinen oder bestenfalls nur einen winzig-marginalen Unterschied. Aber das mag ohnehin jeder für sich herausfinden bzw. beurteilen.

Einziger Wermutstropfen bei den HB-Böckchen (daher ein Stern Abzug): Die langen "Intonations"-/Befestigungsschrauben. Die sind satte 4mm länger (ca. 1,8 mm ohne bzw. 2 mm mit Schraubkopf) als die Original-Schrauben (ca. 1,4 mm ohne bzw. 1,6 mm mit Kopf). Damit liegen sie ziemlich genau und voll über dem Loch der Saitendurchführung und sind für mich nicht nutzbar (Unterlegscheiben wollte ich nicht ans Blech pappen). Warum die so lang sind, verstehe ich nicht.
War letztlich aber nicht so dramatisch, da die Alten einen identischen Gewindedurchmesser haben und also perfekt in die HB-Böckchen passen. Zudem kann man sich die Schrauben eh in jedem gut sortierten Baumarkt o.s.ä. besorgen.
Davon abgesehen bin ich mit dem Austausch absolut zufrieden und kann die HB's bei 10mm-Austausch wärmstens empfehlen.

Meine Ibanez EDR470 aus der letzten Produktionsreihe verfügt statt des davor verbauten Pro Edge II Trems über ein SAT / FAT 20, das nur mit vorkonfigurierten, nicht höhenverstellbaren Saitenreitern erhältlich war. Um eine für meinen Spielstil akzeptable und angepasste Saitenlage zu erzielen, benötigte es folglich Ersatz. Die korrekt angegebenen Masse der HB Reiter (b = 10mm) erschienen passend, die bisher abgegebenen Rezensionen leidlich positiv, also wagte ich den Test. Vorab, die Teile passen hervorragend, sogar die originalen Ibanez - Intonationsschräubchen greifen perfekt. wenn nur nicht die optisch gruselige Verabeitungsqualität wäre. So lieblos hingerotzte Metallklumpen wie diese habe ich im Gitarrenbau und Zubehörmarkt in meinen 40 Shredderjahren noch nie gesehen, da waren sogar die Saitenreiter der 1975er Hertiecasters ästhetische Glanzstücke. Wem es jetzt nicht um feinste Optik geht, bekommt mit den HB's erstaunlich passgenaue, nur eben chromblasige Chinaware mit Landkartenoberflächen. Da aber die inneren Werte zählen, bleiben die hässlichen Entlein erstmal auf meiner Ibanez. Erwähnenswert wären noch die extralangen Madenschrauben, mit denen Saitenlagen möglich sind, die jeden Slide - Blueser begeistern dürften, für mich als Plektrum - Rocker aber echt zuviel des Guten sind. Die 12 Schrauben wurden um jeweils etwa ein Drittel gekürzt (gut wenn ein Dremel zur Hand ist) und die scharfen Grate um die Inbusaufnahmen verschliffen. Wer's so präzise wie möglich möchte, kommt halt um Bastelspass nicht herum. Drei Sterne, mehr gibts von mir nicht.

Der erste Gewinn gegenüber den traditionellen gebogenen Blechen ist das längere Gewinde, das es ermöglicht die Madenschrauben so zu kürzen, dass sie nicht mehr überstehen und den Handballen beim „palm muting“ stören. Allerdings sollte man dabei beachten, die kleinen Grate rund um die Gewindeoberseite mit einem kleinen Stück Hartholz (schont die Verchromung) oder Ähnlichem zu brechen.

(Vor dem Auseinanderbauen erst den Überstand messen.)

Bei meiner Gitarre ohne „shimming“ in der Halstasche konnte ich die Madenschräubchen ca. 2-3mm kürzen (natürlich die Seite ohne Inbus!). Wenn man dies tut und dabei die ausgebauten Blechbrückchen als Vorrichtung in einen kleinen Schraubstock einspannt hat man beim Herausdrehen aus der provisorischen Führung die Gewißheit, die Schräubchen auch wieder in die neuen „saddles“ einschrauben zu können.

Vorsicht beim eindrehen der hinteren Führungsschrauben für die Intonation! Das Material der „saddles“ ist relativ weich. Beim Verkanten, könnte es passieren, dass die Gewindeführung beschädigt wird.

Ein härteres Material (Messing) wäre natürlich hervorragend, dann aber sicher nicht in diesem sehr guten Preis- Leistungsverhältnis zu haben. Alles in allem, gerade auch wegen dem niedrigen Preis volle Punktzahl von mir.

PS: Die Brückchen sind tatsächlich schmaler als die Originale aber man kann sich bei Bedarf leicht dadurch behelfen z. B. selbstklebende Kupferfolie verdeckt zwischen die einzelnen „saddles“ zu kleben, und die Abstände dadurch korrigieren.